Rallye-Prototyp HySE-X1
Dakar 2024: Ein Wasserstoff-Buggy für die Wüsten-Rallye
21.10.2023, 23:07 UhrNicht nur der Individualverkehr soll "grün" werden. Auch der Motorsport muss sich anschließen, wenn er überleben will. Was alternative Antriebe betrifft, hat Toyota einerseits schon früh – Stichwort Prius – auf Hybrid gesetzt und andererseits Wasserstoff und Brennstoffzelle lange gegenüber batterieelektrischer Technik favorisiert.
Inzwischen musste auch der japanische Hersteller einsehen, dass es ohne Akku nicht geht, als Reaktion auf die allgemeine Entwicklung wurde der Crossover bZ4X auf die Straße geschickt. Das Thema Wasserstoff (H2) ist deshalb aber noch lange nicht abgeschrieben: Im Pkw-Bereich bietet Toyota nach wie vor – wenn auch als Nischenprodukt - den Mirai an. Und auch im Motorsport gibt man dem Wasserstoff eine Bühne.
Bei der kommenden Rallye Dakar (5. – 19. Januar 2024) etwa soll sich der HySE-X1 in Szene setzen. Der Prototyp erinnert an einen Strandbuggy, in dem – Unterschied zum Quad – die beiden Passagiere nebeneinander sitzen. Hinter dem Projekt steht Toyota aber nicht allein, sondern als Teil des Forschungsverbunds HySE (Hydrogen Small mobility & Engine technology), zu dem auch andere japanische Hersteller wie Mazda, Subaru, Honda, Suzuki, Kawasaki und Yamaha gehören.
Der 3,53 Meter kurze Buggy HySE-X1 startet im Rahmen des Dakar-Zukunftsprogramms „Mission 1000“, das die Entwicklung CO2-neutraler Antriebstechnologien der nächsten Generation fördert. „Mit der Teilnahme an der traditionsreichen und geschichtsträchtigen Rally Dakar wollen wir unsere Forschungsergebnisse auf leicht verständliche Weise vermitteln“, sagt Kenji Komatsu, Vorsitzender von HySE und sogenannter Executive Officer des Technical Research & Development Center bei Yamaha. Außerdem, so Komatsu weiter, könnten durch die Teilnahme potenzielle Probleme identifiziert und die Technologie verfeinert werden. Das helfe dabei, technische Fragen zu lösen, die „für eine baldige Einführung von Wasserstoff-Kleinmobilen erforderlich sind“.
Wasserstoff ja, Brennstoffzelle nein
Anders als der Mirai oder verschiedene Busse, Lkw und sogar Gabelstapler aus dem Toyota-Stall nutzt der HySE:X1 aber keine Brennstoffzelle, in welcher der betankte Wasserstoff in elektrische Energie für einen Elektromotor umgewandelt wird. Vielmehr erfährt der Dakar-Buggy Antrieb durch einen Einliter-Reihenvierzylinder mit nicht näher spezifizierter Leistung, der „einfach“ statt Benzin Wasserstoff verbrennt.
Den Wasserstoffmotor setzt Toyota bereits anderweitig im Motorsport ein. Im Rahmen der Rallye-Weltmeisterschaft beispielsweise ist 2022 ein GR Yaris H2 auf Demonstrationsfahrten bei der Rallye Ypern im Einsatz gewesen. Und seit Mai 2021 erproben die Japaner das GR Corolla H2 Concept in den Langstreckenrennen der japanischen Super Taikyu Serie; in diesem Jahr gelangte erstmals eine Version zum Einsatz, die statt gasförmigem Wasserstoff flüssigen verarbeitet. Durch die höhere Energiedichte konnte die Reichweite bei gleicher Betankungszeit - anderthalb Minuten - verdoppelt werden, außerdem fallen Platzfresser wie Kompressoren und Vorkühler weg. Andererseits muss der flüssige Wasserstoff bei Temperaturen unter minus 253 Grad gehalten werden, was wiederum andere Vorrichtungen erforderlich macht.
Zurück zum Rallye-Buggy: Das Fahrgestell wurde von Overdrive Racing für den Dakar-Einsatz modifiziert, während des Wettbewerbs zeichnet das belgische Motorsport-Team auch für Wartung und Betankung des HySE-X1 verantwortlich. Overdrive Racing und Toyota sind bereits erprobte Partner, das Team stand auch hinter den Einsätzen des Toyota Hilux, der – mit Nasser Al-Attiyah am Steuer – die Dakar zuletzt zweimal als Gesamtsieger abgeschlossen hat.
Saudi Arabien setzt auf Wasserstoff
Dass die Rallye Dakar 2024 in Saudi Arabien stattfindet, kommt dem Forschungsverbund HySE nur zupass und ist für beide Seiten eine Win-Win-Situation. Grüner Wasserstoff gilt als das Erdöl von morgen, und der überreichlich mit Sonnen- und Windenergie versorgte Wüstenstaat bietet beste Voraussetzungen für die CO2-neutrale H2-Herstellung. Die Weichen sind bereits gestellt: Für 500 Milliarden Dollar wird aus dem Wüstenboden des nordwestlichen Saudi Arabiens die Megacity Neom gestampft, die zum globalen Wasserstoffzentrum werden soll. Ab 2026, so die Planung, können dort täglich etwa 650 Tonnen grüner Wasserstoff produziert werden.
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