Kfz-Diebstahlsreport 2023

Autodiebstahl: Die Zahlen steigen – aber Nürnberg ist vergleichsweise sicher

11.9.2024, 15:53 Uhr
Hier hat ein Autoknacker buchstäblich zugeschlagen.

© ERGO Group Hier hat ein Autoknacker buchstäblich zugeschlagen.

Autodiebe waren 2023 wieder eifriger am Werk. Wie aus dem Kfz-Diebstahlsreport des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hervorgeht, sind im vergangenen Jahr 14.585 kaskoversicherte Pkw gestohlen worden. Das entspricht im Vorjahresvergleich einem Anstieg um nahezu 20 Prozent. "Auch der Schaden für die Betroffenen erhöhte sich", sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen, "im Durchschnitt zahlten die Versicherer für jeden Diebstahl fast 21.400 Euro, rund sechs Prozent mehr als im Vorjahr". Der wirtschaftliche Gesamtschaden sei beträchtlich, er belaufe sich auf über 310 Millionen Euro.

Bundesweit besteht in Berlin das höchste Risiko, ein Gefährt an Langfinger zu verlieren. 4266 kaskoversicherte Pkw sind 2023 dort abhanden gekommen, rund 46 Prozent mehr als noch im Vorjahr. "Berlin ist und bleibt die Hauptstadt der Autodiebe", resümiert Asmussen, "rein rechnerisch verschwindet hier alle zwei Stunden ein Auto". Fast jeder dritte Autodiebstahl spiele sich inzwischen in der Metropole an der Spree ab.

Nürnberg steht gut da

In Bayern wurden 596 Pkw geklaut, statistisch kommt auf 10.000 kaskoversicherte Autos nur ein Diebstahl, bundesweit sind es hingegen vier. "Damit gehört Bayern neben Baden-Württemberg, Thüringen und Rheinland-Pfalz weiterhin zu den sichersten Bundesländern für Autobesitzer", heißt es beim GDV. Auch in den bayerischen Großstädten München und Nürnberg entfielen auf 10.000 Autos nur zwei Diebstähle, das sei "viel weniger als in Berlin oder Hamburg", die mit 42 beziehungsweise 13 die deutschlandweit höchsten Quoten aufweisen.

Dennoch sind auch im Freistaat die Fallzahlen erheblich gestiegen, konkret um stattliche 44,3 Prozent. Rückläufige Zahlen meldet der GDV nur für das per se autodiebstahlsgeplagte Hamburg, für Sachsen-Anhalt sowie für Mecklenburg-Vorpommern.

Besonders beliebt bei Autoknackern ist offensichtlich Toyota. In absoluten Zahlen liegt – mit 1810 im Jahr 2023 gestohlenen Pkw - zwar die Marke Volkswagen vorn. Doch bei der Einzelbetrachtung der Modellreihen kommen gleich fünf von Toyota und seines Luxus-Ablegers Lexus unter die Top Ten. Angeführt wird das unrühmliche Ranking vom Geländewagen Toyota Landcruiser, bei dem sich die Diebstahlquote je 10.000 kaskoversicherter Exemplare auf 160 belief. Auf Rang 2 findet sich das Mittelklasse-SUV Lexus NX (157), auf dem dritten Platz der kleine Bruder Lexus UX (136). Dahinter folgen der Range Rover Sport (121), die Kia-Sportlimousine Stinger (110) sowie mit Toyota RAV4 (91), Hyundai Santa Fe (90), Jeep Grand Cherokee (87) und Range Rover (68) drei weitere SUVs beziehungsweise Geländewagen. Position nimmt der aus deutscher Sicht sehr exotische und kaum verkaufte Hybrid-Van Toyota Hybrid-Van Prius+ (66) ein.

Auch Autodiebe achten auf den Wiederverkaufswert

Toyota nun mangelnde Diebstahlssicherheit vorzuwerfen, wäre freilich eine unfaire Interpretation der Statistik. Auch Autodiebe schauen darauf, wie erfolgreich sich ihre Beute weiterverkaufen lässt, und offensichtlich sind Toyota sowie Lexus – das in Osteuropa einen deutlich höheren Prestigewert als in Deutschland genießt - gut nachgefragt.

Die Wegfahrsperre zeigt Wirkung

Obwohl die Diebstahlquote im Vergleich zu den ruhigeren Tagen der Pandemie wieder gestiegen ist, lässt sich über die Jahre betrachtet doch eine rückläufige Tendenz feststellen. Noch Mitte der 1990er-Jahre wurde der Klau von rund 100.000 kaskoversicherten Fahrzeuge pro Jahr registriert. Doch technische Schutzmaßnahmen wie Alarmanlagen oder die 1998 zur Pflicht erhobene elektronische Wegfahrsperre haben Autoknackern seither das Handwerk erschwert.

Vom ADAC nachgestellt und erprobt: Autoklau über ein Keyless-Go-System.

Vom ADAC nachgestellt und erprobt: Autoklau über ein Keyless-Go-System. © ADAC/UweRattay

Allerdings eröffnet der technische Fortschritt den Tätern auch neue Vorgehensweisen. So moniert beispielsweise der ADAC seit langem den Unsicherheitsfaktor der sogenannten Keyless-Go-Systeme, bei denen das Auto automatisch entriegelt, wenn sich der Fahrer beziehungsweise die Fahrerin mit dem Schlüssel nähert. Auch der Motor wird schlüssellos per Knopfdruck gestartet. Mit speziellen Geräten gelingt es den Kriminellen jedoch, die Signale eines solchen Komfort-Schlüssels zu "verlängern" – beispielsweise wenn er im Haus liegt oder der Autobesitzer sich schon weiter vom Fahrzeug entfernt hat. Ohne große Mühe erhalten die Diebe so Zugriff aufs Fahrzeug. Für die Geschädigten kann es dann obendrein noch Probleme mit der Versicherung geben, da Aufbruchsspuren fehlen, was einerseits den Nachweis des Diebstahls erschwert und andererseits sogar noch den Verdacht beabsichtigten Versicherungsbetrugs in den Raum stellt.

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