Preise ab 35.000 Euro

Alfa Romeo Tonale: Erste Ausfahrt im neuen Alfa-SUV

Ulla Ellmer

E-Mail zur Autorenseite

8.7.2022, 15:23 Uhr
Alfa Romeo Tonale: Erste Ausfahrt im neuen Alfa-SUV

© Hersteller

Alfa Romeo besitzt einen so klangvollen Namen, dass die um Etablierung bemühten Marketingstrategen der Newcomer-Hersteller nur neidvoll die Ohren spitzen können. Welche Marke hat schon eine Fangemeinde, die sich nach den Objekten ihrer Leidenschaft benennt? Volkswagenler? Suzukister? Mazdaner? Nie gehört. Alfisti aber: Ja! Selbst in Zeiten größter Qualitätsprobleme (Alfasud gleich Alfaschutt) haben sie der Marke in maximaler Leidensfähigkeit die Treue gehalten.

La Metamorfosi beginnt

Ein kleiner, wenn auch engagierter Freundeskreis reicht freilich nicht, wenn man dauerhaft profitabel sein will, zumal unter den wachsamen Augen von Carlos Tavares, des strengen Chefs des Mutterkonzerns Stellantis. Und so referiert Deutschland-Markenmanager Niccoló Biagioli über „La Metamorfosi“ – den Wandel also, den sich Alfa Romeo verordnet hat. Nach trister Durststrecke soll es wieder aufwärts gehen, mit Elektrifizierung und Digitalisierung, vor allem aber mit neuen Modellen. In jedem Jahr der nächsten Dekade komme eines, kündigt Biagioli an und lenkt den Blick auf den Tonale, denn mit dem brandneuen Kompakt-SUV soll sie losgehen, La Metamorfosi.

Alfa Romeo Tonale: Erste Ausfahrt im neuen Alfa-SUV

© Hersteller

Ein Konkurrent für VW Tiguan, Hyundai Tucson oder Ford Kuga, endlich, elektrifiziert, noch mal endlich, und dabei so schön, wie das SUV eines Herstellers nur sein kann, deren zentrale Herzensbrecher immer Sportler waren, oder Sportlerinnen, um gender-gerecht zu bleiben, so wie die Giulia, la bella Giulia.

Der Name „Tonale“ hat übrigens nichts mit Musik zu tun, entsprechende Wortspiele lassen wir also. Vielmehr bezieht er sich auf den Passo Tonale, einen Alpenpass, der über 1883 Meter Meereshöhe vom Trentino in die Lombardei führt.

Dass sich der 4,53 Meter lange Tonale die Plattform mit dem Jeep Compass teilt, ist ihm nicht anzusehen. Das Gesicht prägt der traditionsreiche Trilobo, die Alfisti wissen, was das ist – die Kombination aus dem nicht minder ruhmreichen Scudetto-Kühlergrill und beidseitigen, horizontalen Lufteinlässen. Dazu trägt der Tonale eine lange Motorhaube und ein knackiges Heck.

Alfa Romeo Tonale: Erste Ausfahrt im neuen Alfa-SUV

© Hersteller

Dem Innenraum hat sich Alfa mit dem überfälligen Digitalisierungs-Bestreben gewidmet. Mission erfolgreich erfüllt: Das Infotainment arbeitet reaktionsschnell und lässt den Nutzer hinsichtlich der Bedienbarkeit nicht lange rätseln, das digitale Fahrerinstrumentarium hat sich in eine Art Röhre zurückgezogen, „Cannochiale“ – Teleskop - nennt Alfa das. Software-Updates erfolgen nach dem OTA-Prinzip (over the air), das Smartphone findet kabellos Anschluss, auch Amazons Alexa fährt mit. Und als hübsches Detail grüßt eine kleine italienische Trikolore von der Mittelkonsole. Was uns weniger gut gefallen hat: Die monumentalen Schaltwippen, die beim Blinkersetzen immer mal wieder im Weg sind. Und der weit verbreitete schwarze Kunststoff lässt sich nicht ignorieren.

Elektrische Unterstützung

Der elektrische Puls des Tonale schlägt zunächst nur ein bisschen und in Gestalt zweier 1,5-l-48-Volt-Mildhybride, der eine mit 96 kW/130 PS, der andere mit 118 kW/160 PS Systemleistung. Für die elektrische Unterstützung ist eine kleine E-Maschine mit 15 kW/20 PS zuständig, die ins Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe integriert wurde. Rein elektrisches Fahren ist nur bei sehr niedrigen Geschwindigkeiten, etwa beim Ein- und Ausparken oder beim Anfahren, möglich.

Den Grat gemeistert

Zu einer ersten Probefahrt haben wir den stärkeren Mildhybrid ausgeführt. Für den Hausgebrauch fährt er sich ordentlich, um wirklich die markentypisch beanspruchten „emozioni“ zu vermitteln, arbeitet er sich aber zu sehr am Fahrzeuggewicht (1,6 Tonnen ab) und beschleunigt nicht wirklich leidenschaftlich. Das ist insofern schade, als das Fahrwerk tatsächlich sehr gut abgestimmt ist und dafür sorgt, dass der Tonale den schmalen Grat zwischen Dynamik und Komfort leichtfüßig und agil meistert.

Alfa Romeo Tonale: Erste Ausfahrt im neuen Alfa-SUV

© Dino Eisele

Gute Nachricht für die Alfisti: Ende des Jahres ist mehr Power in Sicht. Dann kommt das Tonale-Topmodell, ein Plug-in-Hybrid mit 202 kW/275 PS Systemleistung und Allrad- statt Frontantrieb. Eine 15,5-kWh-Batterie soll rund 60 Kilometer rein elektrischen Fahrens möglich machen. Geladen wird mithilfe eines 7,4-kW-Onboardchargers, nach zweieinhalb Stunden an der Wallbox oder Ladesäule sei der Akku wieder fit, wie es heißt. Für Vielfahrer ist ein (nicht mildhybridisierter) 1,6-l-Diesel mit 96 kW/130 PS annonciert.

Zu den Assistenzsystemen gibt es zu sagen, dass neben einem intelligenten Adaptivtempomaten auch ein erweiterter Spurhalte- und Stauassistent tätig wird. Das sieht dann so aus, dass die Geschwindigkeit und die Position des Fahrzeugs in der Mitte der Spur automatisch gehalten wird, gleichzeitig bleibt ein bestimmter Abstand zum Vordermann gewahrt.

Fälschungssicheres Zertifikat

Mit dem Tonale führt Alfa auch eine Art digitales Zertifikat ein, dessen Inhalte über die des üblichen Serviceheftes hinausgehen. "Non-Fungible Token" heißt die Technologie, kurz NFT: Sie zeichnet die wichtigsten Daten im Leben des Fahrzeugs auf - wie oft es geladen wurde beispielsweise, welcher Fahrweise es ausgesetzt war oder wie und wann die Wartung erfolgt ist. Beim Weiterverkauf können sich Händler oder Kaufinteressant dann an den Informationen orientieren. In punkto Datenschutz eine durchaus sensible Angelegenheit, wie auch der leitende Produktmanager Anco van Driel weiß und versichert, dass Alfa selbst die Daten nicht einsehen könne und der Tonale-Besitzer mit der Aufzeichnung aktiv einverstanden sein müsse.

Alfa Romeo Tonale: Erste Ausfahrt im neuen Alfa-SUV

© Hersteller

Bestellt werden kann der Tonale als Basismodell „Super“ ab 35.500 Euro. Für den stärkeren Hybrid muss es mindestens das Level „Ti“ sein, es ist ab 44.200 Euro ausgewiesen. Außerdem lassen sich beide Leistungsstufen zum Marktstart ins Sondermodell „Edizione Speciale“ packen, der Preis beträgt dann 39.000 beziehungsweise 41.000 Euro.

2024 folgt eine vollelektrische Tonale-Variante - bevor 2025 ein ganz neuer Alfa auf den Markt kommt, der dann ausschließlich und speziell fürs Fahren mit Strom konzipiert wurde. Ein Fall fürs cuore sportivo? Man darf gespannt sein.

Ulla Ellmer

Alfa Romeo Tonale in Kürze:

Wann er kommt: Ist bereits bestellbar

Wen er ins Visier nimmt: VW Tiguan, Hyundai Tucson, Kia Sportage, Seat Ateca, Skoda Kodiaq etc.

Was ihn antreibt: 1,5-l-Vierzylinder-Benziner mit 96 kW/130 PS und 118 kW/160 PS sowie 48-Volt-Mildhybridsystem.

Was noch folgt: 1,6-l-Vierzylinder-Diesel mit 96 kW/130 PS, zum Jahresende ein Plug-in-Hybrid mit 202 kW/275 PS Systemleistung. 2024 eine rein elektrische Modellvariante.

Was er kostet: Ab 35.500 Euro

Keine Kommentare