Fluch oder Segen

Frollegen: Ist es gefährlich, wenn aus Kollegen Freunde werden?

21.12.2022, 09:34 Uhr
40 Stunden die Woche: Da kann es schnell mal passieren, dass aus Kollegen Frollegen werden.

© IMAGO/NOVELLIMAGE 40 Stunden die Woche: Da kann es schnell mal passieren, dass aus Kollegen Frollegen werden.

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Eine Forsa-Umfrage ermittelte, dass rund die Hälfte der deutschen Berufstätigen im Job Freundschaften geschlossen haben. Gar nicht mal so unüblich - schließlich verbringen Beschäftigte in einem Vollzeitjob gute 40 Stunden zusammen. Ein ähnliches Alter, vergleichbare Familienumstände, Gemeinschaftsbüros, Kindergärten am Arbeitsplatz und Gruppenarbeiten machen es für viele Arbeitnehmer unumgänglich, Freundschaften im Kollegium zu knüpfen. Das Ergebnis? Frollegen: Eine Kombination aus Freunden und Kollegen.

Wer schon einmal einen Umzug in eine andere Stadt hinter sich gebracht hat, wird die Situation kennen: Die alten Schulfreunde sind mehrere Kilometer entfernt, die Familie ist nicht mehr in Reichweite und der Vollzeitjob macht es schlichtweg unmöglich, neue Menschen kennenzulernen. Das Bedürfnis, über Themen zu reden, die einen beschäftigen, Freude, aber auch Frust zu teilen ist menschlich – da verquatscht man sich gerne mal mit dem netten Arbeitskollegen. Doch die Freundschaft am Arbeitsplatz wirkt sich nicht nur positiv auf das eigene Wohlbefinden aus. Viele Elemente für ein erfolgreiches Arbeitsleben und einer Freundschaft sind identisch. Vertrauen, Teamfähigkeit, Verhandlungsgeschick und Konfliktmanagement sind nicht nur Voraussetzungen im Job, sondern auch die einer guten Freundschaft.

Auch ist unter Frollegen die Hemmschwelle geringer, einmal mehr um Hilfe zu bitten. Man ist eher dazu verleitet, für einen guten Freund auch nach Feierabend eine Viertelstunde länger auf der Arbeit zu bleiben, um sich gegenseitig unter die Arme zu greifen. Zusammengefasst: Freundschaften auf dem Arbeitsplatz können sich positiv auf das Arbeitsklima auswirken.

Konflikte unter "Frollegen" können heftiger ausfallen. 

Konflikte unter "Frollegen" können heftiger ausfallen.  © Christin Klose/dpa-tmn

ABER: Trennungen, privater Stress und Freundschaften, die in die Brüche gehen, können sich ebenso auf die Arbeit auswirken. Emotionen können nicht einfach abgeschaltet werden und es wird noch schwieriger, wenn die Person, mit der man das Problem hat, einem gegenübersitzt. Wenn die Grenzen zwischen Freundschaft und Kollegenschaft verschwimmen, kann es passieren, dass man auf einem Schlag sowohl privat als auch beruflich in Schwierigkeiten steckt.

Gleichermaßen kann Neid zum Problem zwischen Frollegen werden. Schließlich geht es am Ende des Tages immer noch um die eigene Karriere. Was passiert, wenn Sie und ihr Frollege sich auf dieselbe Position bewerben? Machen sie einen Rückzieher, damit Ihr Freund die Stelle bekommt und würden Sie im Gegenzug nicht dasselbe von ihm erwarten? Am Ende kann es passieren, dass Sie voller Wut und ohne Beförderung dastehen, während Ihr vermeintlicher Freund sich für seine Karriere entschieden hat. Und auch wenn Ihre Freundschaft die Hierarchie zwischen Vorgesetzten- und Angestelltenverhältnis übersteht – das Kollegium wird sich seinen Teil zu der Freundschaft zwischen Ihnen und Ihrem Boss denken.

Fehler sind menschlich und dennoch ärgert man sich darüber, wenn auf der Arbeit nicht alles glatt läuft. Genauso menschlich ist es, dass man eher vom Erfolg berichtet als die eignen Fehler an die große Glocke zu hängen. Trost und Mut bekommen Sie in solchen Momenten von Freunden. Wenn der beste Freund gleichzeitig der Arbeitskollege ist, wird das Ganze etwas komplizierter.

Deswegen heißt es: Nichts erzwingen und richtige Prioritäten setzen. Es ist wichtig, sich mit den Arbeitskollegen gut zu verstehen, sich gegenseitig zu respektieren und auf Augenhöhe zu begegnen. Aber nur weil Sie sich auf der Arbeit gut verstehen, müssen Sie nicht gleich Freunde werden. Sprechen Sie es an, wenn Ihr gegenüber zu sehr von privaten Angelegenheiten erzählt und Ihnen das unangenehm ist. Schließlich hat am Arbeitsplatz die Arbeit den Vorrang.

40 Stunden die Woche: Da kann es schnell mal passieren, dass aus Kollegen Freunde werden. 

40 Stunden die Woche: Da kann es schnell mal passieren, dass aus Kollegen Freunde werden.  © e-arc-tmp_20190408-153148-004.jpg, NN

Wenn sich der ein oder andere Kollege doch als Freund entpuppt, ist das natürlich ein Bonus. Beim Feierabendbier sollte die Arbeit aber nicht DAS Thema am Stammtisch sein.