Gesundheit

Suchtmittel Koffein? Das passiert, wenn Sie aufhören, Kaffee zu trinken

Isabel Pogner

Online-Redaktion

E-Mail zur Autorenseite

11.10.2023, 05:50 Uhr

Die Deutschen trinken mehr Kaffee als Bier. Die psychoaktive Substanz macht wach und steigert die Leistung. Und - der Körper gewöhnt sich schnell daran. Wenn starke Kaffeetrinker ihr Aufputschmittel weglassen, rutschen sie sogar in den Entzug.

Den Weg, den der Kaffee im Körper nimmt, beschreibt das Bundesinstitut für Risikobewertung: Der Organismus verteilt das Koffein im ganzen Körper. Nach 15 bis 30 Minuten beginnt der Kaffee zu wirken. In moderaten Dosen erhöht das Koffein Konzentrationsfähigkeit, Wachsamkeit und körperliche Leistungsfähigkeit. Bei hohen Mengen kann der Körper aber auch mit erhöhter Nervosität, Schlaflosigkeit, Schweißausbrüchen und Herzrasen reagieren.

Laut Bundesinstitut für Risikobewertung wirkt Kaffee bei Rauchern sogar stärker, als bei Nichtrauchern. Wer über längere Zeit hohe Mengen Koffein zu sich nimmt, kann Kreislaufprobleme oder erhöhten Blutdruck bekommen. Nach dem letzten Schluck dauert es etwa neun Stunden, bis die Leber das Koffein abgebaut und die Niere das Ganze ausgeschieden hat. Wobei manche Menschen Koffein schneller verstoffwechseln, andere langsamer.

Was ist Koffein?

Koffein ist eine psychotrope Substanz, also ein Stoff, der die Psyche beeinflusst. Es kommt in der Natur in Kaffee-Bohnen, Teeblättern und Kakao-Bohnen vor. In seiner Reinform ist es ein weißes, geruchloses, bitter schmeckendes Pulver. Tein, der Wirkstoff, der im Tee steckt, ist übrigens ebenfalls eine Art Koffein. Der Unterschied liegt in der Freisetzung des Stoffs im Organismus: Tein hingegen ist zum Großteil an die Gerbstoffe des Tees gebunden und wird deshalb langsamer freigesetzt als das Koffein im Kaffee.

Eine Tasse Filterkaffee enthält laut Bundesinstitut für Risikobewertung 90 Milligramm (mg) Koffein. Ein typischer Energy-Drink hat mit 80 mg pro Dose sogar etwas weniger, gleich auf ist der Espresso. Schwarzer Tee liegt bei 45 mg, grüner Tee bei 30 mg pro Becher. Cola hat mit 35 mg pro Dose lediglich gut ein Drittel der Koffeinmenge von Kaffee.

Entzugserscheinungen und Suchtpotenzial

Lässt man auf längere Zeit den Kaffee weg, kann es zu Entzugserscheinungen kommen. Beispielsweise Müdigkeit, Kopfschmerzen und schlechte Laune. Die Symptome treten am ersten Tag nach der letzten Tasse auf und können, je nach vorherigem Konsumverhalten, mehrere Tage andauern.

Aber ist das, was Kaffeetrinker verspüren, wenn sie an die nächste Tasse denken, tatsächlich schon Suchtdruck? Der Suchttherapeut Wolfgang Beiglböck hat ein Buch über Koffein geschrieben und erklärt im Interview mit der "Ärztezeitung": "Es ist umstritten, ob man überhaupt koffeinsüchtig werden kann." Koffein sei in erste Linie ein Genussmittel, "das in seltenen Fällen auch zum Suchtmittel werden kann". Eine qualitative Studie der Universität Jena aus dem Jahr 2020 gibt allerdings Hinweise darauf, dass intensive Kaffeetrinker deswegen zur Tasse greifen, weil sie ein starkes Verlangen nach Kaffee verspüren - weniger deshalb, weil sie ihn wirklich genießen. In normalen Mengen, befindet Beiglböck, schade Koffein aber nicht.

Kaffee - Genuss- oder Suchtmittel?

Kaffee - Genuss- oder Suchtmittel? © pixabay

Laut Bundesinstitut für Risikobewertung liegt die unbedenkliche Menge an Koffein, die ein Mensch zu sich nehmen kann, bei zwei Tassen auf einmal und bis zu vier Tassen über den Tag verteilt. Das gilt aber nur für gesunde, erwachsene Personen. Manche Gruppen wie Kinder, ältere Menschen, Schwangere oder stillende Frauen sollten weniger konsumieren.

Kennzeichnungen machen den Konsumenten das Leben leichter: Laut Bundesinstitut für Risikobewertung müssen Getränke, die mehr als 150 mg Koffein pro Liter enthalten, den Hinweis "Erhöhter Koffeingehalt. Für Kinder und schwangere oder stillende Frauen nicht empfohlen" tragen.

Klima-Killer Kaffee

Über 160 Liter Kaffee trinkt der Deutsche im Jahr. Neben den geringen Nachteilen für den menschlichen Organismus hat unser Kaffeekonsum erhebliche Nachteile für den globalen Organismus. Die Wege der tropischen Bohne in die deutsche Tasse sind weit - laut Recherchen der "Zeit" setzt eine Tasse Kaffee bis zu 100 Gramm CO₂ frei. Pro Person und Jahr sind das im Schnitt um die 105 Kilo CO₂, auf alle Deutschen hochgerechnet 8,7 Millionen Tonnen. Außerdem fallen pro Tasse Kaffee etwa 140 Liter Wasser an. Das ist mehr, als eine Person täglich an Leitungswasser verbraucht.