Gesundheit
Faktencheck: Was passiert, wenn man täglich Kuhmilch trinkt?
27.9.2021, 10:32 UhrMilch und Milchprodukte liegen schon länger auf der Anklagebank. Einige halten Milch für ein grundlegendes Lebensmittel wie Gemüse und Nudeln, und andere, die sie aufgrund ethischer oder gesunder Entscheidungen nicht trinken, heben Kritik und Probleme hervor.
Welche Inhaltsstoffe stecken in Kuhmilch?
Milch enthält tatsächlich wichtige Nährstoffe für den Körper, wie Proteine, B-Vitamine, Zink und Jod. Kuhmilch besteht grundsätzlich aus folgenden Komponenten:
- Wasser macht 87,5 Prozent der Kuhmilch aus
- Proteine, von denen Casein am repräsentativsten ist, bilden 3,5 Prozent und Lipide im Durchschnitt 3,5 Prozent
- Zucker, insbesondere Laktose, macht etwa 5 Prozent des Inhalts aus
- Mineralsalze (hauptsächlich Phosphor und Kalzium) machen das restliche 1 Prozent aus. Gerade wegen des enthaltenen Kalziums wird Milch oft als gut für die Knochen angesehen.
Der Fettgehalt kann variieren: Je nach Anteil finden wir auf dem Markt Vollmilch zwischen zwei und vier Prozent Fett. Es gibt allerdings auch industrielle Entfettungstechniken, die den Fettgehalt der gemolkenen Milch reduzieren.
Aber was hat Milch wirklich auf sich? Was gibt es zu beachten? Ist sie gesund oder ungesund? Ist sie tatsächlich gut für Knochen? Wir erklären Ihnen die Pros und Kontras dieses nährstoffreichen Getränks.
Ist Milch gut für die Knochen?
Das stimmt tatsächlich, allerdings nur wenn alkalische Milch konsumiert wird. Da aber Industriemilch aus Nutztieren besteht, die verunreinigtes Futter gefressen und Medikamente erhalten haben, enthält sie zusätzlich verschiedene Chemikalien, von denen viele fettlöslich sind. Letztendlich wird Milch zu einem Säuerungsmittel. Statt unsere Knochen zu verstärken, entzieht sie davon, wie alle sauren Stoffe, Kalzium.
Eine an Milch, Fleisch und Milchprodukten reiche Ernährung ist eine säurebildende (basische) Ernährung. Unter einer ansäuernden Ernährung verstehen wir eine Ernährung, die den Körper mit vielen Phosphaten und Sulfaten und wenigen alkalischen Kationen (Phosphor, Kalzium, Zink, Magnesium) versorgt.
Der Bedarf an Kalzium kann aber zum Glück über den Verzehr andere Kalziumlieferanten gedeckt werden. Kohl und Brokkoli sind unter anderem kalziumreiche Lebensmittel.
Verursacht Milch Hautunreinheiten?
Neueste Studien haben den Verzehr von Milch und Milchprodukten mit dem Auftreten von Akne in Verbindung gebracht. Leucin, eine Aminosäure, die in diesen Lebensmitteln in großen Mengen vorhanden ist, scheint in der Lage zu sein, einen bestimmten enzymatischen Komplex (mTORC1) zu stimulieren. Dieser sei in der Lage, mit den Reizen zu interagieren, die dem Auftreten von Akne zugrunde liegen.
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Außerdem enthalten Milchprodukte Androgene (männliche Hormone), die den Blutzuckerspiegel erhöhen. Dies wiederum stimuliert die Talgproduktion, die die Poren verstopfen und Pickel verursachen kann.
Laktoseintoleranz vs. Darmflora gestärkt
Ein Teil der deutschen Bevölkerung hat eine Laktoseintoleranz: Es seien knapp 20 Prozent, die hervorragend ohne Milch und Milchprodukte zurecht kommen. Während Säuglinge Laktose normalerweise problemlos verstoffwechseln können - denn auch die Muttermilch enthält von Natur aus Laktose - haben nach der Kindheit manche Menschen so wenig Laktase im Darm, dass ihr Körper nach dem Verzehr von Milch und Milchprodukten mit unangenehmen Symptomen reagiert.
Allerdings ist Milch besonders gut fürs Gleichgewicht der Darmflora geeignet. Besonders gut wirken Sauermilchprodukte und Joghurts mit lebenden Milchsäurebakterien probiotisch auf unsere Darmfunktion aus.
Milch gegen Heißhunger?
Milch wirkt gegen den Heißhunger. Dies läge an seinem glykämischen Index. "Dieser ist bei Milch durch den hohen Eiweißgehalt sehr niedrig, Blutzucker- und Insulinspiegel bleiben daher konstant und dämpfen das Hungergefühl", so t-online.
Milch gegen Gewichtszunahme?
Eiweiß hat eine sättigende Wirkung. Wer zum Frühstück ein Glas Milch trinkt, ist nach der ersten Mahlzeit des Tages lange satt. Aber kann Milch dick machen? Die Antwort lautet im Grunde nein. Die Kalorienaufnahme hängt nicht vom Lebensmittel selbst ab, sondern von der Qualität der gewählten Milch und natürlich von den verzehrten Mengen. Der wahllose Verzehr großer Mengen eines Lebensmittels kann zu einer Gewichtszunahme führen, auch wenn das betreffende Lebensmittel kalorienarm ist.
Um die tägliche Verzehrmenge zu regulieren, sollten Sie sich der in Milch enthaltenen Kalorien bewusst sein: Vollmilch liefert 175 Kalorien pro Viertelliter. Das entspricht etwa einem Glas - je nach Größe. Das Trinken von drei solcher Gläser pro Tag ergibt etwa 525 Kalorien. Fettarme Milch enthält dagegen 110 Kalorien pro Viertelliter.
Milch in Verbindung mit dem Auftreten von Krankheiten
Immer wieder gibt es Gerüchte, dass der Konsum von Milch die Entstehung von Krankheiten wie Krebs begünstigen kann.
Tatsächlich gibt es Hinweise darauf, dass der Verzehr von Milchprodukten das Risiko erhöht, an bestimmten Krebsarten wie Eierstock- und Prostatakrebs oder Magenkrebs zu erkranken. Außerdem sei die Präsenz von Galactose, Bestandteil des Milchzuckers, für die Förderung von Entzündungen im Körper verantwortlich.
Allerdings habe im Jahr 2018 die epidemiologische Studie PURE (Prospective Urban Rural Epidemiology – PURE Study), publiziert im Top-Journal "Lancet", gezeigt, dass der Verzehr von mehr als zwei täglichen Portionen Milch und Milchprodukten im Vergleich zu einem Verzehr gleich Null mit einem geringeren Sterberisiko jeglicher Ursache (Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfällen) verbunden sei. Insbesondere habe ein hoher Konsum von Milch und Joghurt eine signifikante Risikoreduktion gezeigt.
Diese gegensätzlichen Ansichten lassen schlussfolgern, dass die Frage für die Wissenschaftler bislang nicht vollumfänglich geklärt werden kann.
Fakt ist, dass Milch ein Nahrungsmittel ist, kein Getränk. Wie immer kommt es auf das richtige Maß an. Besonders wegen einer nährstoffreichen Zusammensetzung gilt Milch als wichtige Quelle von Eiweiß, Kohlenhydraten, einer Reihe von Fettsäuren, mehreren Vitamine sowie Mineralstoffen.
Diejenigen, die die tierische Milch nicht mögen oder nicht gut vertragen, können jedoch auf pflanzliche wie Hafer- oder Mandeldrinks zurückgreifen. Diese Produkte werden oft mit Calcium angereichert und sind daher in dieser Hinsicht so gute Kalziumquellen wie Kuhmilch. Hafer- und Mandeldrinks ersetzen jedoch nicht die Kuhmilch als Proteinquelle.