Brief an den Stadtrat
Zu viele offene Fragen! Historiker fordern Aufschub für Opern-Interim in der Kongresshalle
24.11.2021, 11:57 Uhr„Demokratische Meinungsbildung und Beteiligung der Bürgerschaft brauchen Zeit“, schreibt das Institut für Regionalgeschichte. Die Kongresshalle sei einer der wichtigsten Bauzeugen des Nationalsozialismus in Deutschland und keine beliebig nutzbare Immobilie. Als Teil einer Erinnerungslandschaft stünde das Gebäude in direkter Beziehung zu anderen Relikten des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes und könne daher nicht isoliert gesehen werden. Zumal der Umgang der Stadt mit diesem Denkmal immer auch international Beachtung fände.
„Eine gründliche Diskussion der vielen anstehenden offenen Fragen, auch mit überregionaler Beteiligung, kann und darf nicht in so kurzer Zeit geleistet werden“, so Geschichte für alle. „Die Bürgerinnen und Bürger Nürnbergs und alle Betroffenen der Folgen dieser dunklen Epoche deutscher Geschichte haben schlicht ein Recht darauf, dass eine derart wichtige Entscheidung nicht unter enormem Zeitdruck gefällt wird – zumal die Frage der Opernhaussanierung seit mindestens zehn Jahren auf dem Tisch liegt.“
Die Historiker fordern, dass die Entscheidung über das Operninterim um ein halbes Jahr auf Mai 2022 vertagt werden soll. Bis dahin gäbe es „ergebnisoffen“ noch jede Menge offener Fragen zu klären. Aktuell steht die Entscheidung, ob das Opernhaus übergangsweise in den riesigen Rohbau am Dutzendteich ziehen soll, auf der Tagesordnung des Stadtrats für den 15. Dezember.
„Der zukünftige Umgang mit der Kongresshalle wird sich auch an dem messen lassen müssen, was bisher an Erinnerungsarbeit in Nürnberg geleistet wurde“, so Geschichte für alle. „Wir dürfen den guten Ruf, den sich Nürnberg in der Auseinandersetzung mit seiner nationalsozialistischen Vergangenheit in den letzten Jahrzehnten erarbeitet hat, nicht leichtfertig verspielen.“
Neben Geschichte für alle (Institut für Regionalgeschichte) haben den Offenen Brief BauLust e.V. (Initiative für Architektur und Öffentlichkeit), die Wählergemeinschaft Die Guten, Jean-Francois Drozak (Nordkurve Kulturföderverein e. V.) und Siegfried Grillmeyer (Akademiedirektor Caritas-Pirckheimer-Haus) unterzeichnet.
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