Das sollten Sie lesen

Von Maja Lunde bis Thomas Brasch: Unsere Buchtipps für März 2025

Der renommierte Zeithistoriker Wolfgang Benz hat sich erneut die Hitler-Jahre 1933 bis 1945 vorgenommen und erzählt diesmal von Hunderttausenden, die Deutschland verlassen mussten und ins "Exil" gingen. Juden und politisch Andersdenkende, große Namen und ein Heer von namenlosen Verfolgten flohen, weil ihr Leben ganz konkret bedroht war. Benz' neues Buch ist eine umfassende Studie über Beweggründe und Zielorte, über Hoffnungen in Palästina und Kindertransporte in letzter Minute, über Literatur im Exil und die schwierige Heimkehr nach dem Krieg in ein Deutschland, in denen die Geflohenen alles andere als willkommen waren. (C. H. Beck, 36 Euro) Bernd Noack
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Der renommierte Zeithistoriker Wolfgang Benz hat sich erneut die Hitler-Jahre 1933 bis 1945 vorgenommen und erzählt diesmal von Hunderttausenden, die Deutschland verlassen mussten und ins "Exil" gingen. Juden und politisch Andersdenkende, große Namen und ein Heer von namenlosen Verfolgten flohen, weil ihr Leben ganz konkret bedroht war. Benz' neues Buch ist eine umfassende Studie über Beweggründe und Zielorte, über Hoffnungen in Palästina und Kindertransporte in letzter Minute, über Literatur im Exil und die schwierige Heimkehr nach dem Krieg in ein Deutschland, in denen die Geflohenen alles andere als willkommen waren. (C. H. Beck, 36 Euro) Bernd Noack © C.H.Beck; Dibyendu Joardar/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Eine Frau steigt an einem ungewöhnlich warmen Novembertag in einen Pool. Erst mal nichts Besonderes. Wenn sie da aber den ganzen Tag nicht mehr rauskommt, kann es spannend werden. Die US-amerikanische Autorin Jessica Anthony lässt ihre Protagonistin Kathleen beim Baden ihre Situation bedenken: die blutleere Ehe mit Vergil, einem erfolglosen Versicherungsmakler, das Dasein als Hausfrau in einer Wohnanlage, die aufgegebene Karriere als Tennis-Ass, ihre Schwangerschaft. Alles eine einzige Lebenslüge? An der Oberfläche passiert wenig in "Es geht mir gut", doch darunter brodelt es in diesem satirisch-gehaltvollen Kurzroman über eine Frau, die sich auflehnt. (Kein & Aber, 23 Euro) Birgit Nüchterlein
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Eine Frau steigt an einem ungewöhnlich warmen Novembertag in einen Pool. Erst mal nichts Besonderes. Wenn sie da aber den ganzen Tag nicht mehr rauskommt, kann es spannend werden. Die US-amerikanische Autorin Jessica Anthony lässt ihre Protagonistin Kathleen beim Baden ihre Situation bedenken: die blutleere Ehe mit Vergil, einem erfolglosen Versicherungsmakler, das Dasein als Hausfrau in einer Wohnanlage, die aufgegebene Karriere als Tennis-Ass, ihre Schwangerschaft. Alles eine einzige Lebenslüge? An der Oberfläche passiert wenig in "Es geht mir gut", doch darunter brodelt es in diesem satirisch-gehaltvollen Kurzroman über eine Frau, die sich auflehnt. (Kein & Aber, 23 Euro) Birgit Nüchterlein © Kein&Aber; Georgi Zvezdov/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Es mag Familien geben, in denen Harmonie herrscht. Die Oppenheimers gehören nicht dazu. Die amerikanische Schriftstellerin Jean Hanff Korelitz erzählt in ihrem Roman "Die Nachzüglerin" von den Irrungen und Wirrungen einer wohlhabenden New Yorker Familie. Im Mittelpunkt stehen Drillinge, die sich nicht leiden können und besagte Nachzüglerin, die unerwartet Bewegung in das erstarrte Nicht-Miteinander bringt. Dieser Roman ist reich an wahnwitzigen Zufällen und semi-sympathischen Gestalten. Auf fast 500 Seiten rast die Geschichte dahin, man folgt ihr mit Vergnügen und wünscht sich sehnlichst einen zweiten Teil. (Blessing, 24 Euro) Gabi Eisenack
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Es mag Familien geben, in denen Harmonie herrscht. Die Oppenheimers gehören nicht dazu. Die amerikanische Schriftstellerin Jean Hanff Korelitz erzählt in ihrem Roman "Die Nachzüglerin" von den Irrungen und Wirrungen einer wohlhabenden New Yorker Familie. Im Mittelpunkt stehen Drillinge, die sich nicht leiden können und besagte Nachzüglerin, die unerwartet Bewegung in das erstarrte Nicht-Miteinander bringt. Dieser Roman ist reich an wahnwitzigen Zufällen und semi-sympathischen Gestalten. Auf fast 500 Seiten rast die Geschichte dahin, man folgt ihr mit Vergnügen und wünscht sich sehnlichst einen zweiten Teil. (Blessing, 24 Euro) Gabi Eisenack © Karl Blessing Verlag; Melissa Mahon/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Norwegen ist dieses Jahr Gastland der Leipziger Buchmesse, aber die Autorin Vigdis Hjorth sollte man ohnehin lesen. Zum Beispiel ihren neuen Roman "Wiederholung", der aus einer Erinnerung an die eigene Jugend 1975 ein großes Drama macht. Fans von Stephen King werden an "Carrie" denken, andere an die traumatischen Rekonstruktionen einer Annie Ernaux. Sechzehn Jahre, ein erster Freund, erste sexuelle Versuche, die eher lächerlich bleiben - aber als geschönter Eintrag im Tagebuch, das die strenge Horrormutter prompt liest, schmerzliche Folgen für die Familie haben... Denn es gab schon mal einen Vorfall, den alle verdrängen. Ein Strudel von Sprache, bis zur Auflösung fast rhapsodisch raunend. (S. Fischer, 22 Euro) Wolf Ebersberger
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Norwegen ist dieses Jahr Gastland der Leipziger Buchmesse, aber die Autorin Vigdis Hjorth sollte man ohnehin lesen. Zum Beispiel ihren neuen Roman "Wiederholung", der aus einer Erinnerung an die eigene Jugend 1975 ein großes Drama macht. Fans von Stephen King werden an "Carrie" denken, andere an die traumatischen Rekonstruktionen einer Annie Ernaux. Sechzehn Jahre, ein erster Freund, erste sexuelle Versuche, die eher lächerlich bleiben - aber als geschönter Eintrag im Tagebuch, das die strenge Horrormutter prompt liest, schmerzliche Folgen für die Familie haben... Denn es gab schon mal einen Vorfall, den alle verdrängen. Ein Strudel von Sprache, bis zur Auflösung fast rhapsodisch raunend. (S. Fischer, 22 Euro) Wolf Ebersberger © S. Fischer; Daniela/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Nach ihrem Bestseller "Die Geschichte der Bienen" hat die norwegische Autorin Maja Lunde ein wunderbares Buch geschrieben, das mit Sicherheit ebenfalls an die Spitze der Verkaufslisten klettern wird. Der Roman "Für immer" ist eines dieser Werke, das auch nach dem Lesen der letzten Seite nachhallt - weil man über das eigene Leben, über die eigenen Ziele im Leben nachdenkt. Was ist, wenn plötzlich die Zeit stehen bleibt und keiner stirbt, keiner altert, keiner geboren wird? Die Protagonisten wie der Rentner Otto oder die junge Bestatterin Ellen gehen ganz unterschiedlich mit der Ausnahmesituation um. Von Seite zu Seite wachsen sie einem beim Lesen ans Herz - ein Buch, das berührt. (btb, 24 Euro) Sabine Ebinger
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Nach ihrem Bestseller "Die Geschichte der Bienen" hat die norwegische Autorin Maja Lunde ein wunderbares Buch geschrieben, das mit Sicherheit ebenfalls an die Spitze der Verkaufslisten klettern wird. Der Roman "Für immer" ist eines dieser Werke, das auch nach dem Lesen der letzten Seite nachhallt - weil man über das eigene Leben, über die eigenen Ziele im Leben nachdenkt. Was ist, wenn plötzlich die Zeit stehen bleibt und keiner stirbt, keiner altert, keiner geboren wird? Die Protagonisten wie der Rentner Otto oder die junge Bestatterin Ellen gehen ganz unterschiedlich mit der Ausnahmesituation um. Von Seite zu Seite wachsen sie einem beim Lesen ans Herz - ein Buch, das berührt. (btb, 24 Euro) Sabine Ebinger © btb; laurenta_photography/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Eine Bahnfahrt von Wien nach München kann sich ziehen, der neue Roman "In einem Zug" von Daniel Glattauer auch. Eduard Brünhofer, gealterter, trinkfreudiger Schriftsteller mit Schreibblockade, und Catrin Meyr, eine deutlich jüngere und sehr sportliche Therapeutin, lernen sich im Zug kennen. Von Bahnhof zu Bahnhof verläuft das Gespräch intensiver, werden die Themen heikler, persönlicher. Um Liebe und Sex geht es dann, nur einmal stört ein anderer Reisender die Zweisamkeit. Am Ende aber wird es umso unterhaltsamer. Glattauer, Autor des Bestsellers "Gut gegen Nordwind", kann schreiben - das beweist er auch unter Zugzwang. Wer angenehme Reiselektüre sucht, sollte zugreifen. (Dumont, 23 Euro) Michael Husarek
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Eine Bahnfahrt von Wien nach München kann sich ziehen, der neue Roman "In einem Zug" von Daniel Glattauer auch. Eduard Brünhofer, gealterter, trinkfreudiger Schriftsteller mit Schreibblockade, und Catrin Meyr, eine deutlich jüngere und sehr sportliche Therapeutin, lernen sich im Zug kennen. Von Bahnhof zu Bahnhof verläuft das Gespräch intensiver, werden die Themen heikler, persönlicher. Um Liebe und Sex geht es dann, nur einmal stört ein anderer Reisender die Zweisamkeit. Am Ende aber wird es umso unterhaltsamer. Glattauer, Autor des Bestsellers "Gut gegen Nordwind", kann schreiben - das beweist er auch unter Zugzwang. Wer angenehme Reiselektüre sucht, sollte zugreifen. (Dumont, 23 Euro) Michael Husarek © Dumont; Jason/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Vor dem Aufstieg zum "Zauberberg" gibt man sich zur Ermunterung im Jubiläumsjahr dann doch am besten "Mit Thomas Mann durch das Jahr": eine hinterlistige, hinterlustige Sammlung von Zitaten aus dem Tagebuch des Großautors, den man hier ganz klein, leidend, alltäglich erleben darf. Tag für Tag also genauestens erfasste Befindlichkeiten, wie Telegramme aus Bett und Boudoir: "Kreuzschmerzen" etwa, oder "Nachmittags gehustet, dann doch geschlafen". "Überstarke Darmwinde, nicht in Ordnung" oder "Müde von zuviel Gesellschaft." 365 Blicke auf die nackte männliche Existenz, in der das Schreiben erkämpft werden muss: Selten ist er einem so nahe, so lieb. (S. Fischer, 16 Euro) Wolf Ebersberger
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Vor dem Aufstieg zum "Zauberberg" gibt man sich zur Ermunterung im Jubiläumsjahr dann doch am besten "Mit Thomas Mann durch das Jahr": eine hinterlistige, hinterlustige Sammlung von Zitaten aus dem Tagebuch des Großautors, den man hier ganz klein, leidend, alltäglich erleben darf. Tag für Tag also genauestens erfasste Befindlichkeiten, wie Telegramme aus Bett und Boudoir: "Kreuzschmerzen" etwa, oder "Nachmittags gehustet, dann doch geschlafen". "Überstarke Darmwinde, nicht in Ordnung" oder "Müde von zuviel Gesellschaft." 365 Blicke auf die nackte männliche Existenz, in der das Schreiben erkämpft werden muss: Selten ist er einem so nahe, so lieb. (S. Fischer, 16 Euro) Wolf Ebersberger © S. Fischer; Gerhard Bögner/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Thomas Brasch wusste, wie man aneckt: Von Franz Josef Strauß den Bayerischen Filmpreis annehmen, aber dann sich bei der DDR für seine Ausbildung bedanken! Natürlich ein Eklat. Und nun nachzulesen im dicken Suhrkamp-Band, der zum 80. Geburtstag des Ostberliner Dramatikers, Regisseurs und Lyrikers (1945-2001) auch dessen Prosatexte, viele zum ersten Mal, versammelt. Wichtig bleiben seine Geschichten in "Vor den Vätern sterben die Söhne", die Brasch erst 1977 nach dem Wechsel in den Westen herausbringen konnte. Der schöne Titelsatz "Du musst gegen den Wind laufen" geht übrigens als eines seiner "Zehn Gebote" weiter: "bis du nicht mehr atmen kannst." Typisch Brasch: Er ging über Grenzen. (42 Euro) Wolf Ebersberger
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Thomas Brasch wusste, wie man aneckt: Von Franz Josef Strauß den Bayerischen Filmpreis annehmen, aber dann sich bei der DDR für seine Ausbildung bedanken! Natürlich ein Eklat. Und nun nachzulesen im dicken Suhrkamp-Band, der zum 80. Geburtstag des Ostberliner Dramatikers, Regisseurs und Lyrikers (1945-2001) auch dessen Prosatexte, viele zum ersten Mal, versammelt. Wichtig bleiben seine Geschichten in "Vor den Vätern sterben die Söhne", die Brasch erst 1977 nach dem Wechsel in den Westen herausbringen konnte. Der schöne Titelsatz "Du musst gegen den Wind laufen" geht übrigens als eines seiner "Zehn Gebote" weiter: "bis du nicht mehr atmen kannst." Typisch Brasch: Er ging über Grenzen. (42 Euro) Wolf Ebersberger © Suhrkamp; Enrique/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Schöne Ferien? Ganz im Gegenteil! Der Roman "Drei Wochen im August" von Nina Bußmann vermittelt vielmehr das Gefühl, dass Urlaub ganz schön böse sein kann. Dabei fängt alles so vielversprechend an: Elena will entspannte Tage in einem einsamen Ferienhaus in Frankreich mit den Kindern verbringen. Ihr Mann bleibt zunächst daheim, dafür sind eine Babysitterin und eine Freundin der großen Tochter mit dabei. Auch wenn die Urlaubstage zunächst erholsam sind, so wird der Frieden bald gestört. Brände in der Nähe des Ferienortes, zwei unangekündigte Gäste, ein fremder Hund - Spannungen und Unsicherheiten mischen sich ins Spiel und machen das Buch zu einer bitterbösen Lektüre. (Suhrkamp, 25 Euro) Sabine Ebinger
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Schöne Ferien? Ganz im Gegenteil! Der Roman "Drei Wochen im August" von Nina Bußmann vermittelt vielmehr das Gefühl, dass Urlaub ganz schön böse sein kann. Dabei fängt alles so vielversprechend an: Elena will entspannte Tage in einem einsamen Ferienhaus in Frankreich mit den Kindern verbringen. Ihr Mann bleibt zunächst daheim, dafür sind eine Babysitterin und eine Freundin der großen Tochter mit dabei. Auch wenn die Urlaubstage zunächst erholsam sind, so wird der Frieden bald gestört. Brände in der Nähe des Ferienortes, zwei unangekündigte Gäste, ein fremder Hund - Spannungen und Unsicherheiten mischen sich ins Spiel und machen das Buch zu einer bitterbösen Lektüre. (Suhrkamp, 25 Euro) Sabine Ebinger © Suhrkamp; Dylan Leagh/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Was passiert, wenn ein totalitäres Regime an der Macht ist? Der Autor Paul Lynch beantwortet dies eindrucksvoll mit seinem Roman "Das Lied des Propheten", für den er 2023 den renommierten Booker Prize erhalten hat. Dabei fängt es so harmlos an - mit einem Klopfen spätabends an der Haustür, welche die vierfache Mutter Eilish schließlich öffnet. Zivilbeamte stehen vor der Tür und möchten mit ihrem Mann sprechen. Stück für Stück stürzt die Familie, die ein ganz normales Leben in Dublin führt, ins Chaos. Sicherheit, Anspruch auf Rechtsschutz, Meinungsfreiheit: Dies und noch mehr wird der Familie genommen. Der Roman zeigt, wie wichtig die Demokratie ist - und ist erschreckend aktuell. (Klett-Cotta, 26 Euro) Sabine Ebinger
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Was passiert, wenn ein totalitäres Regime an der Macht ist? Der Autor Paul Lynch beantwortet dies eindrucksvoll mit seinem Roman "Das Lied des Propheten", für den er 2023 den renommierten Booker Prize erhalten hat. Dabei fängt es so harmlos an - mit einem Klopfen spätabends an der Haustür, welche die vierfache Mutter Eilish schließlich öffnet. Zivilbeamte stehen vor der Tür und möchten mit ihrem Mann sprechen. Stück für Stück stürzt die Familie, die ein ganz normales Leben in Dublin führt, ins Chaos. Sicherheit, Anspruch auf Rechtsschutz, Meinungsfreiheit: Dies und noch mehr wird der Familie genommen. Der Roman zeigt, wie wichtig die Demokratie ist - und ist erschreckend aktuell. (Klett-Cotta, 26 Euro) Sabine Ebinger © Klett-Cotta; Paolo Trabattoni/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Der Wallstein Verlag macht sich seit Jahren verdient um das Werk des vergessenen deutschen Schriftstellers Georg Hermann (1943 in Auschwitz ermordet), der mit seinen Berliner Familien- und Gesellschaftsromanen um die Jahrhundertwende als der "jüdische Fontane" gefeiert und gelesen wurde. "Jettchen Gebert" stammt von ihm oder "Henriette Jacoby", Literatur mit hohem Anspruch und politischer Haltung. Einer seiner originellsten Romane, "B.M. – der unbekannte Fußgänger", bei dem es um einen vor den Nazis nach Paris geflohenen Journalisten geht und in dem Hermann geschickt die Grenzen etablierter Genres überschreitet, liegt jetzt endlich neu vor. "Hervorragend", urteilte seinerzeit Kollege Alfred Döblin. (24 Euro) Bernd Noack
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Der Wallstein Verlag macht sich seit Jahren verdient um das Werk des vergessenen deutschen Schriftstellers Georg Hermann (1943 in Auschwitz ermordet), der mit seinen Berliner Familien- und Gesellschaftsromanen um die Jahrhundertwende als der "jüdische Fontane" gefeiert und gelesen wurde. "Jettchen Gebert" stammt von ihm oder "Henriette Jacoby", Literatur mit hohem Anspruch und politischer Haltung. Einer seiner originellsten Romane, "B.M. – der unbekannte Fußgänger", bei dem es um einen vor den Nazis nach Paris geflohenen Journalisten geht und in dem Hermann geschickt die Grenzen etablierter Genres überschreitet, liegt jetzt endlich neu vor. "Hervorragend", urteilte seinerzeit Kollege Alfred Döblin. (24 Euro) Bernd Noack © Wallstein; edmondlafoto/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Als Fan von Monika Helfer kennt man die rührende Geschichte natürlich schon, 2021 hat sie sie in ihrem Roman "Vati" erzählt, mit umwerfender Liebe zu dem Invaliden, der nur noch mit einem Bein, dafür immerhin mit Ehefrau aus dem Krieg zurückkam - und dann in seiner Bibliothek im Krankenerholungsheim, das er leiten durfte, stetig Trost fand. Er ist hier nun "Der Bücherfreund", und bekommt in dem kleinen Band mit den surrealistisch getönten Illustrationen von Kat Menschik noch einmal ein Denkmal errichtet. Verdient hat er es. (Hanser, 22 Euro) Wolf Ebersberger
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Als Fan von Monika Helfer kennt man die rührende Geschichte natürlich schon, 2021 hat sie sie in ihrem Roman "Vati" erzählt, mit umwerfender Liebe zu dem Invaliden, der nur noch mit einem Bein, dafür immerhin mit Ehefrau aus dem Krieg zurückkam - und dann in seiner Bibliothek im Krankenerholungsheim, das er leiten durfte, stetig Trost fand. Er ist hier nun "Der Bücherfreund", und bekommt in dem kleinen Band mit den surrealistisch getönten Illustrationen von Kat Menschik noch einmal ein Denkmal errichtet. Verdient hat er es. (Hanser, 22 Euro) Wolf Ebersberger © Hanser; StockSnap/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Der Pole Tomasz Rózycki ist in seinem Heimatland kein Unbekannter mehr, bei uns sollte man ihn unbedingt entdecken. Die edition.fotoTAPETA bemüht sich mit hervorragenden Übersetzungen um das Werk dieses Autors, der den widrigen Zuständen Polens in spätkommunistischer Zeit enorm viel Komisches abgewinnt, bei dem einem das Lachen aber auch gefrieren kann. Die Zustände im Wohnblock sind katastrophal, nur Erfindungsreiche wie "Die Glühbirnendiebe" schaffen es, zwischen Plansoll und Nichthaben einigermaßen zu überleben. Durch lange Beton-Korridore geht es zum Licht, wenn da nicht die Götter wären, die liebend gern in die eigene Tasche wirtschaften und jede Obrigkeit an der Nase herumführen. (25 Euro) Bernd Noack
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Der Pole Tomasz Rózycki ist in seinem Heimatland kein Unbekannter mehr, bei uns sollte man ihn unbedingt entdecken. Die edition.fotoTAPETA bemüht sich mit hervorragenden Übersetzungen um das Werk dieses Autors, der den widrigen Zuständen Polens in spätkommunistischer Zeit enorm viel Komisches abgewinnt, bei dem einem das Lachen aber auch gefrieren kann. Die Zustände im Wohnblock sind katastrophal, nur Erfindungsreiche wie "Die Glühbirnendiebe" schaffen es, zwischen Plansoll und Nichthaben einigermaßen zu überleben. Durch lange Beton-Korridore geht es zum Licht, wenn da nicht die Götter wären, die liebend gern in die eigene Tasche wirtschaften und jede Obrigkeit an der Nase herumführen. (25 Euro) Bernd Noack © edition.FotoTapeta; Tom/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid