Das sollten Sie lesen

Von Axel Scheffler bis Barbra Streisand: Unsere Buchtipps für Januar 2025

Wenn das kein Buch für das neue Jahr ist! 365 kleine Kalender-Geschichten hat Monika Helfer ("Die Bagage") dafür gesammelt, für jeden Tag eine. Und wie das so ist: Man wird süchtig, will am liebsten gleich alle auf einmal lesen - weil hier so raffiniert einfach und aufreizend vom Leben berichtet wird. Von verloren geglaubten Ohrringen oder der auch für die Wohnung gefährlichen Lust am Rauchen, von erotischen Reizen, die selbst von Bauarbeitern ausgehen können... "Wie die Welt weiterging": Im Alltag eben, kunstvoll angerissen, ohne zwingende Moral, aber dann wieder märchenhaft und immer mit offenen Augen. (Hanser, 32 Euro) Wolf Ebersberger
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Wenn das kein Buch für das neue Jahr ist! 365 kleine Kalender-Geschichten hat Monika Helfer ("Die Bagage") dafür gesammelt, für jeden Tag eine. Und wie das so ist: Man wird süchtig, will am liebsten gleich alle auf einmal lesen - weil hier so raffiniert einfach und aufreizend vom Leben berichtet wird. Von verloren geglaubten Ohrringen oder der auch für die Wohnung gefährlichen Lust am Rauchen, von erotischen Reizen, die selbst von Bauarbeitern ausgehen können... "Wie die Welt weiterging": Im Alltag eben, kunstvoll angerissen, ohne zwingende Moral, aber dann wieder märchenhaft und immer mit offenen Augen. (Hanser, 32 Euro) Wolf Ebersberger © Hanser; Ghinzo/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Andreas Reckwitz ist einer der wichtigsten Soziologen des Landes - nach seiner vielbeachteten "Gesellschaft der Singularitäten", wo es um die Gewinner des neuen Mittelstands ging, folgt nun mit "Verlust" ein Werk über die Verlierer der Gesellschaft. Der Autor erklärt damit auch ein Stück weit den Aufstieg von Populisten, die mit eben jenen Ängsten spielen. Seit Mitte der 70er Jahre macht sich Ernüchterung breit, gewachsene Erwartungen können nicht mehr erfüllt werden. Eine Reaktion darauf ist das "Verlustunternehmertum", das auch Wahlerfolge wie in den USA erklärt. Donald Trump zum Beispiel spielt infam mit Opfer-Täter-Narrativen. Ein Buch, das den Leser fordert - und ihm die Augen öffnet. (Suhrkamp, 32 Euro) Michael Husarek
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Andreas Reckwitz ist einer der wichtigsten Soziologen des Landes - nach seiner vielbeachteten "Gesellschaft der Singularitäten", wo es um die Gewinner des neuen Mittelstands ging, folgt nun mit "Verlust" ein Werk über die Verlierer der Gesellschaft. Der Autor erklärt damit auch ein Stück weit den Aufstieg von Populisten, die mit eben jenen Ängsten spielen. Seit Mitte der 70er Jahre macht sich Ernüchterung breit, gewachsene Erwartungen können nicht mehr erfüllt werden. Eine Reaktion darauf ist das "Verlustunternehmertum", das auch Wahlerfolge wie in den USA erklärt. Donald Trump zum Beispiel spielt infam mit Opfer-Täter-Narrativen. Ein Buch, das den Leser fordert - und ihm die Augen öffnet. (Suhrkamp, 32 Euro) Michael Husarek © Suhrkamp; Klaus Stebani/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

"Als die Liebe auferstand / lag die Welt voll schwarzer Trümmer. / Der Verwundeten Gewimmer / war das letzte Lied im Land." Es ist viel von Elend und Leid die Rede in den frühen Gedichten des Schriftstellers Peter Rühmkorf, die nun im Rahmen der Werkausgabe des Wallstein-Verlags neu erschienen sind. "Gedichte 1 (1946-1962)“ versammelt neben den Bänden "Heiße Liebe", "Irdisches Vergnügen in g" und "Kunststücke" auch unveröffentlichte Lyrik sowie Texte, die der gewitzte Dichter in Zeitschriften publizierte. Rühmkorf war - wie Habermas, Enzensberger oder Christa Wolf - Jahrgang 1929, 2008 ist er gestorben. Das Buch ist eine prächtige Einladung, den Büchner-Preisträger von 1993 wieder zu entdecken. (Wallstein, 34 Euro) Marco Puschner
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"Als die Liebe auferstand / lag die Welt voll schwarzer Trümmer. / Der Verwundeten Gewimmer / war das letzte Lied im Land." Es ist viel von Elend und Leid die Rede in den frühen Gedichten des Schriftstellers Peter Rühmkorf, die nun im Rahmen der Werkausgabe des Wallstein-Verlags neu erschienen sind. "Gedichte 1 (1946-1962)“ versammelt neben den Bänden "Heiße Liebe", "Irdisches Vergnügen in g" und "Kunststücke" auch unveröffentlichte Lyrik sowie Texte, die der gewitzte Dichter in Zeitschriften publizierte. Rühmkorf war - wie Habermas, Enzensberger oder Christa Wolf - Jahrgang 1929, 2008 ist er gestorben. Das Buch ist eine prächtige Einladung, den Büchner-Preisträger von 1993 wieder zu entdecken. (Wallstein, 34 Euro) Marco Puschner © Wallstein; Gerhard Bögner/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Ein junger Mann, eine junge Frau, ein endlos ratternder Zug ins Ungewisse. Er verzweifelt, weil er zur russischen Armee muss, sie emotional verunsichert nach einer gescheiterten Liebe im fremden Land. So treffen sich Aljoscha und Helene in dem meisterhaften kleinen Roman "Weiter nach Osten", und fast wäre die Begegnung mitten in der Transsibirischen Eisenbahn auch schon wieder vorbei. Doch die französische Autorin Maylis de Kerangal macht daraus ein fesselndes, dichtes, ungemein sinnliches Abenteuer, das von letzter Hoffnung, ja vielleicht Liebe in Zeiten des Krieges erzählt. Leider hochaktuell. (S. Fischer, 20 Euro) Wolf Ebersberger
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Ein junger Mann, eine junge Frau, ein endlos ratternder Zug ins Ungewisse. Er verzweifelt, weil er zur russischen Armee muss, sie emotional verunsichert nach einer gescheiterten Liebe im fremden Land. So treffen sich Aljoscha und Helene in dem meisterhaften kleinen Roman "Weiter nach Osten", und fast wäre die Begegnung mitten in der Transsibirischen Eisenbahn auch schon wieder vorbei. Doch die französische Autorin Maylis de Kerangal macht daraus ein fesselndes, dichtes, ungemein sinnliches Abenteuer, das von letzter Hoffnung, ja vielleicht Liebe in Zeiten des Krieges erzählt. Leider hochaktuell. (S. Fischer, 20 Euro) Wolf Ebersberger © Michaela/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Neues von den "Grüffelo"-Machern! Na, da freuen sich doch viele Eltern. Schließlich sind die Bücher von Illustrator Axel Scheffler und der britischen Autorin Julia Donaldson wunderbares Vorlese-Material. Das ist bei "Ponti Pento" nicht anders. Darin geht es um einen kleinen Pinguin, der aus dem Zoo ausbüxt, um sich auf die Reise an den Südpol zu machen. Schnee soll es dort geben! Allerdings ist es weit bis ins geheimnisvolle Land - da kann man sich schon mal verwatscheln… Wie immer machen sowohl die Zeichnungen (Favorit: das Walross!) als auch die von Susan Kreller witzig übersetzten Reime viel Spaß. Mini-Manko: Die Geschichte endet etwas abrupt (Beltz & Gelberg, 15 Euro). Susanne Helmer
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Neues von den "Grüffelo"-Machern! Na, da freuen sich doch viele Eltern. Schließlich sind die Bücher von Illustrator Axel Scheffler und der britischen Autorin Julia Donaldson wunderbares Vorlese-Material. Das ist bei "Ponti Pento" nicht anders. Darin geht es um einen kleinen Pinguin, der aus dem Zoo ausbüxt, um sich auf die Reise an den Südpol zu machen. Schnee soll es dort geben! Allerdings ist es weit bis ins geheimnisvolle Land - da kann man sich schon mal verwatscheln… Wie immer machen sowohl die Zeichnungen (Favorit: das Walross!) als auch die von Susan Kreller witzig übersetzten Reime viel Spaß. Mini-Manko: Die Geschichte endet etwas abrupt (Beltz & Gelberg, 15 Euro). Susanne Helmer © Beltz; Robert Karkowski/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Nein, sie hat sich nicht die lange Nase operieren lassen - auch wenn Kritiker sie als "Ameisenbär" verspotteten. Und auch den jüdischen Nachnamen hat Barbra Streisand ganz bewusst behalten, gegen den Rat der Besserwisser, die am Erfolg zweifelten. Sie weiß einfach selbst, was sie kann, deswegen lieben wir sie ja so. "Mein Name ist Barbra" nennt sie nun ihre Memoiren, die ein Manifest des Eigensinns sind und auch bei mehr als 1000 Seiten stets hinreißend unterhaltsam. Wie in einer Conference, leicht und mit Selbstironie, plaudert sie davon, wie sie vom ungeliebten Kind in der Brooklyner Sozialwohnung zur Sängerin und Schauspielerin wurde, über Filme und Alben und ihre demokratische Grundhaltung. Wow! (Luftschacht, 46 Euro) Wolf Ebersberger
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Nein, sie hat sich nicht die lange Nase operieren lassen - auch wenn Kritiker sie als "Ameisenbär" verspotteten. Und auch den jüdischen Nachnamen hat Barbra Streisand ganz bewusst behalten, gegen den Rat der Besserwisser, die am Erfolg zweifelten. Sie weiß einfach selbst, was sie kann, deswegen lieben wir sie ja so. "Mein Name ist Barbra" nennt sie nun ihre Memoiren, die ein Manifest des Eigensinns sind und auch bei mehr als 1000 Seiten stets hinreißend unterhaltsam. Wie in einer Conference, leicht und mit Selbstironie, plaudert sie davon, wie sie vom ungeliebten Kind in der Brooklyner Sozialwohnung zur Sängerin und Schauspielerin wurde, über Filme und Alben und ihre demokratische Grundhaltung. Wow! (Luftschacht, 46 Euro) Wolf Ebersberger © Luftschacht; Irina L/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Neben Beethoven, Wagner und Bruckner ist Richard Strauss einer der "Lebenskomponisten" des Dirigenten Christian Thielemann. Von der jahrzehntelangen Auseinandersetzung mit dessen Werk (Nürnberger Musikfreunde werden sich an Abende in der Oper und der Meistersingerhalle erinnern!) zeugt jetzt sein neues Buch. Es ist beeindruckend, wie gründlich Thielemann recherchiert hat. Er überrascht zudem mit anregenden Exkursen in außermusikalische Gebiete. Das Buch beruht auf Gesprächen mit Christine Lemke-Matwey. Ihr ist es gelungen, die Lockerheit des Erzähltons in der schriftlichen Form zu bewahren: Der Leser hat zuweilen das Gefühl, Thielemann säße ihm gegenüber und erzähle ganz subjektiv von seinem Liebling... (C.H.Beck, 28 Euro) Anja Weigmann 
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Neben Beethoven, Wagner und Bruckner ist Richard Strauss einer der "Lebenskomponisten" des Dirigenten Christian Thielemann. Von der jahrzehntelangen Auseinandersetzung mit dessen Werk (Nürnberger Musikfreunde werden sich an Abende in der Oper und der Meistersingerhalle erinnern!) zeugt jetzt sein neues Buch. Es ist beeindruckend, wie gründlich Thielemann recherchiert hat. Er überrascht zudem mit anregenden Exkursen in außermusikalische Gebiete. Das Buch beruht auf Gesprächen mit Christine Lemke-Matwey. Ihr ist es gelungen, die Lockerheit des Erzähltons in der schriftlichen Form zu bewahren: Der Leser hat zuweilen das Gefühl, Thielemann säße ihm gegenüber und erzähle ganz subjektiv von seinem Liebling... (C.H.Beck, 28 Euro) Anja Weigmann  © C.H.Beck; artesitalia/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Diese Erzählungen sind vor 70 Jahren entstanden und haben nichts an Aktualität eingebüßt. Weil sich die Welt auf manchen Gebieten – etwa der Digitalisierung – rasant verändert und an anderen Stellen wie eingefroren scheint. "Miss Muriel" heißt der Band, in dem die Kurzgeschichten der afroamerikanischen Schriftstellerin Ann Petry versammelt sind. In jeder von ihr geht es um Rassismus, mal versteckt, mal ganz offen, mal von brutaler Wucht. Ann Petry, Jahrgang 1908, ist 1997 gestorben. Der Nachwelt hat sie eine wichtige Mahnung hinterlassen: Es ist noch lange nicht alles gut. (Nagel und Kimche, 24 Euro) Gabi Eisenack
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Diese Erzählungen sind vor 70 Jahren entstanden und haben nichts an Aktualität eingebüßt. Weil sich die Welt auf manchen Gebieten – etwa der Digitalisierung – rasant verändert und an anderen Stellen wie eingefroren scheint. "Miss Muriel" heißt der Band, in dem die Kurzgeschichten der afroamerikanischen Schriftstellerin Ann Petry versammelt sind. In jeder von ihr geht es um Rassismus, mal versteckt, mal ganz offen, mal von brutaler Wucht. Ann Petry, Jahrgang 1908, ist 1997 gestorben. Der Nachwelt hat sie eine wichtige Mahnung hinterlassen: Es ist noch lange nicht alles gut. (Nagel und Kimche, 24 Euro) Gabi Eisenack © Nagel und Kimche; Daniela Mininni/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Witzig, skurril, nachdenklich: Schauspieler Jörg Hartmann, unter anderem bekannt als Dortmunder "Tatort"-Kommissar, gibt mit seinem Buch "Der Lärm des Lebens" berührende Einblicke in seine Biografie - und die seiner Eltern und Großeltern. Wie sich die taubstummen Großeltern in der Nazizeit durchs Leben lavieren, wie die Demenz den eigenen Vater verändert: Der Schreibstil ist dennoch leicht und eindringlich. Interessant auch die Einblicke in die Welt der Schauspielerei - von den wenig glamourösen Anfängen bis hin zu den Schattenseiten dieses Berufs, der absolute Flexibilität fordert und damit permanent das Familienleben belastet... (Rowohlt, 24 Euro) Sabine Ebinger
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Witzig, skurril, nachdenklich: Schauspieler Jörg Hartmann, unter anderem bekannt als Dortmunder "Tatort"-Kommissar, gibt mit seinem Buch "Der Lärm des Lebens" berührende Einblicke in seine Biografie - und die seiner Eltern und Großeltern. Wie sich die taubstummen Großeltern in der Nazizeit durchs Leben lavieren, wie die Demenz den eigenen Vater verändert: Der Schreibstil ist dennoch leicht und eindringlich. Interessant auch die Einblicke in die Welt der Schauspielerei - von den wenig glamourösen Anfängen bis hin zu den Schattenseiten dieses Berufs, der absolute Flexibilität fordert und damit permanent das Familienleben belastet... (Rowohlt, 24 Euro) Sabine Ebinger © Rowohlt; Christos Giakkas/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

"Man kann die Liebe nicht stärker erleben" notierte Thomas Mann 1943 in seinem Tagebuch und erinnerte sich damit an Paul Ehrenberg. Die beiden begegneten sich 1899 zum ersten Mal. Oliver Fischer beleuchtet diese im Leben des Schriftstellers besondere Beziehung über Jahrzehnte hinweg. Dabei entsteht nicht nur ein fast schockierendes Bild dieser von Seiten Thomas Manns heftigen Liebe. Man erfährt auch Aufschlussreiches über Leben und Werk des Malers Ehrenberg. Nicht zuletzt beleuchtet der Autor auch die sozialen und politischen Facetten der Homosexualität in diesen Jahrzehnten. Erfreulich (weil leider nicht mehr selbstverständlich), dass dies alles gründlich recherchiert und belegt ist! (Rowohlt, 26 Euro) Anja Weigmann
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"Man kann die Liebe nicht stärker erleben" notierte Thomas Mann 1943 in seinem Tagebuch und erinnerte sich damit an Paul Ehrenberg. Die beiden begegneten sich 1899 zum ersten Mal. Oliver Fischer beleuchtet diese im Leben des Schriftstellers besondere Beziehung über Jahrzehnte hinweg. Dabei entsteht nicht nur ein fast schockierendes Bild dieser von Seiten Thomas Manns heftigen Liebe. Man erfährt auch Aufschlussreiches über Leben und Werk des Malers Ehrenberg. Nicht zuletzt beleuchtet der Autor auch die sozialen und politischen Facetten der Homosexualität in diesen Jahrzehnten. Erfreulich (weil leider nicht mehr selbstverständlich), dass dies alles gründlich recherchiert und belegt ist! (Rowohlt, 26 Euro) Anja Weigmann © Rowohlt; sohelpyou/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Mitten hinein in die Geburtswehen des Staates Israel, also auch in Probleme, die bis heute nicht gelöst sind und stets neuen Hass generieren, führt der Band "Im Schnellzug nach Haifa". Es sind Reportagen der Berliner Jüdin und wiederentdeckten Autorin Gabriele Tergit, die 1933 nach ihrer Flucht aus Deutschland auch nach Palästina kam. Was sie sah, die vielen Flüchtlinge aus aller Welt, die im Wüstenboden ein völlig neues, meist ganz armes Leben aufzubauen begannen, im Kibbuz, in Hütten aus Wellblech, begeisterte sie. Und trübte ihr doch nicht den Blick für die noch viel schlichtere und verdrängte Existenz der anderen, der Araber... Ein hellsichtiges Zeugnis. (Schöffling, 28 Euro) Wolf Ebersberger
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Mitten hinein in die Geburtswehen des Staates Israel, also auch in Probleme, die bis heute nicht gelöst sind und stets neuen Hass generieren, führt der Band "Im Schnellzug nach Haifa". Es sind Reportagen der Berliner Jüdin und wiederentdeckten Autorin Gabriele Tergit, die 1933 nach ihrer Flucht aus Deutschland auch nach Palästina kam. Was sie sah, die vielen Flüchtlinge aus aller Welt, die im Wüstenboden ein völlig neues, meist ganz armes Leben aufzubauen begannen, im Kibbuz, in Hütten aus Wellblech, begeisterte sie. Und trübte ihr doch nicht den Blick für die noch viel schlichtere und verdrängte Existenz der anderen, der Araber... Ein hellsichtiges Zeugnis. (Schöffling, 28 Euro) Wolf Ebersberger © Schöffling; Svetlana/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Ist der Spruch als grenzenlose Liebeserklärung zu interpretieren oder als Ausdruck größtmöglicher Unverbindlichkeit? Der Schriftzug "Egal wohin, Baby", hingesprüht am Bahnhof in Ingolstadt, hat Christoph Ransmayr jedenfalls derart fasziniert, dass er ihn als Titel für sein neues Buch wählte. Der Untertitel wiederum klingt wie ein Widerspruch in sich: "Mikroromane". Der 70-Jährige versammelt 70 Momente, die er auf seinen Reisen erlebte, und illustriert sie mit 70 Schwarz-Weiß-Fotos. Ransmayr, Autor bedeutender Romane wie "Die Schrecken des Eises und der Finsternis" oder "Morbus Kitahara", beherrscht auch die kurze Form. Sein neues Buch ist philosophisch, humorvoll und höchst kurzweilig. (S. Fischer, 28 Euro) Marco Puschner
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Ist der Spruch als grenzenlose Liebeserklärung zu interpretieren oder als Ausdruck größtmöglicher Unverbindlichkeit? Der Schriftzug "Egal wohin, Baby", hingesprüht am Bahnhof in Ingolstadt, hat Christoph Ransmayr jedenfalls derart fasziniert, dass er ihn als Titel für sein neues Buch wählte. Der Untertitel wiederum klingt wie ein Widerspruch in sich: "Mikroromane". Der 70-Jährige versammelt 70 Momente, die er auf seinen Reisen erlebte, und illustriert sie mit 70 Schwarz-Weiß-Fotos. Ransmayr, Autor bedeutender Romane wie "Die Schrecken des Eises und der Finsternis" oder "Morbus Kitahara", beherrscht auch die kurze Form. Sein neues Buch ist philosophisch, humorvoll und höchst kurzweilig. (S. Fischer, 28 Euro) Marco Puschner © S. Fischer; butti_s/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Edgar Allan Poe ist ein Autor für unsere Zeit - das beweist nicht zuletzt die grandiose Streamingserie "Der Fall des Hauses Usher" auf Netflix: eine mörderische Familientragödie in der Opioid-Krise der USA. Auch Poes berühmtestes Gedicht "Der Rabe" kommt darin natürlich als Zitat vor. In der neuübersetzten deutschen Werk-Ausgabe bei dtv wird die Ballade über den beharrlichen Boten der Verzweiflung eingebettet in verrückte Essays wie "Heureka" und genial gelungene Vers-Übertragungen wie die von Hans Wollschläger. Nimmer mehr? Immer wieder! (dtv, 32 Euro) Wolf Ebersberger
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Edgar Allan Poe ist ein Autor für unsere Zeit - das beweist nicht zuletzt die grandiose Streamingserie "Der Fall des Hauses Usher" auf Netflix: eine mörderische Familientragödie in der Opioid-Krise der USA. Auch Poes berühmtestes Gedicht "Der Rabe" kommt darin natürlich als Zitat vor. In der neuübersetzten deutschen Werk-Ausgabe bei dtv wird die Ballade über den beharrlichen Boten der Verzweiflung eingebettet in verrückte Essays wie "Heureka" und genial gelungene Vers-Übertragungen wie die von Hans Wollschläger. Nimmer mehr? Immer wieder! (dtv, 32 Euro) Wolf Ebersberger © dtv; wal_172619/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Wenn es darum geht, den großen Jammer nach Corona in Buchform einzufangen, hat Anton Weil einen Coup gelandet. In seinem Debütroman "Super einsam" schickt er Vito, den Ich-Erzähler, auf eine Selbstfindungsreise ins Lebensgefühl einer ganzen Generation. Vito ist ein Einsamer, Berliner, Mittzwanziger, als Schauspieler nahezu mittel- und meistens erfolglos, stets auf der Suche nach dem warmen Gefühl seiner Kindheit am Atlantik. Die Reise zum Sehnsuchtsort wird zu einer rasanten Fahrt durch innere Welten, flankiert von verrückten Begegnungen. Ein Roman wie ein scharfer Ingwer-Shot für die Sinne: Kraftvoll erzählt er von den großen Lebensthemen, von Mut, Sexualität, Liebe, Verlust und Aufbruch. (Kein & Aber, 22 Euro) Karin von Matuschka
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Wenn es darum geht, den großen Jammer nach Corona in Buchform einzufangen, hat Anton Weil einen Coup gelandet. In seinem Debütroman "Super einsam" schickt er Vito, den Ich-Erzähler, auf eine Selbstfindungsreise ins Lebensgefühl einer ganzen Generation. Vito ist ein Einsamer, Berliner, Mittzwanziger, als Schauspieler nahezu mittel- und meistens erfolglos, stets auf der Suche nach dem warmen Gefühl seiner Kindheit am Atlantik. Die Reise zum Sehnsuchtsort wird zu einer rasanten Fahrt durch innere Welten, flankiert von verrückten Begegnungen. Ein Roman wie ein scharfer Ingwer-Shot für die Sinne: Kraftvoll erzählt er von den großen Lebensthemen, von Mut, Sexualität, Liebe, Verlust und Aufbruch. (Kein & Aber, 22 Euro) Karin von Matuschka © Kein & Aber/Maria Hoffmann/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid