Wieder im Kino

Schonungslose Ehrlichkeit: Filmhaus Nürnberg zeigt das facettenreiche Werk der Jane Campion

27.6.2024, 10:57 Uhr
Szene aus dem Spätwestern "The Power of a Dog" von Jane Campion mit Kirsten Dunst und Jesse Plemons.

© Kirsty Griffin/Netflix Szene aus dem Spätwestern "The Power of a Dog" von Jane Campion mit Kirsten Dunst und Jesse Plemons.

Von "Das Piano" bis zu "The Power of the Dog": Das Filmhaus Nürnberg widmet Jane Campion, der wohl wandelbarsten Filmemacherin unserer Zeit, eine Werkschau und präsentiert all ihre Langfilme.

Die in Neuseenland geborene Filmemacherin studierte an der australischen Schule für Film, Fernsehen und Radio. Schon dort drehte sie eine beeindruckende Reihe von Kurzfilmen, darunter "Peel", mit dem sie 1986 in Cannes die Goldene Palme gewann.

Nicole Kidman spielt die Hauptrolle in "Portrait of A Lady".

Nicole Kidman spielt die Hauptrolle in "Portrait of A Lady". © Park Circus/Universal

In den 80er Jahren begann die heute 70-Jährige an ihren ersten Spielfilmen zu arbeiten: Mit ihrem Fernsehdebüt "Zwei gute Freundinnen" (1986) eröffnet das Filmhaus Nürnberg die Werkschau. Der Film erzählt von der Entwicklung einer Freundschaft zweier junger Teenagerinnen. "Schon hier findet sich der Humor, die schonungslose Ehrlichkeit und der Sinn für Menschlichkeit, die Campions beste Arbeiten auszeichnen", schreibt das Filmhaus-Team.

Campions Kinodebüt war dann das schwarzhumorige Comedy-Drama "Sweetie" (1989). Mit "Ein Engel an meiner Tafel" (1990), einer Verfilmung der Autobiografie der neuseeländischen Schriftstellerin Janet Frame, schaffte die Filmemacherin den internationalen Durchbruch.

1993 drehte sie mit "Das Piano" definitiv einen Meilenstein der Filmgeschichte, für den sie mehrere Preise gewann, unter anderem wurde sie als erste und für lange Zeit einzige Filmemacherin mit der Goldenen Palme in Cannes ausgezeichnet und gewann auch noch den Oscar für das beste Drehbuch.

Mit Nicole Kidman arbeitete sie an "Portrait of A Lady" (1996), hochkarätig besetzt war auch "Holy Smoke!" (1999) mit Kate Winslet und Harvey Keitel. Dieser Film und vielleicht noch stärker ihr nächster, "In the Cut" (2003), schien die zeitgenössischen Kritikerinnen überfordert zu haben.

Campions "gegen den Strich gebürstete Besetzungen, starke Heldinnen und das Unterlaufen klassischer Geschlechterstereotype waren offenbar ihrer Zeit zu weit voraus", heißt es in der Werkschau-Ankündigung. "In the Cut" ist ein harter Psychothriller und ein grandioses New-York-Porträt, in dem Meg Ryan eine für sie untypische Rolle spielt, nämlich eine Lehrerin voller Stärke und Begierden. Inzwischen wird das Werk als eines der verkannten Meisterwerke des feministischen Kinos gefeiert.

Mit dem historischen Drama "Bright Star" (2009) widmete sich Campion wieder einem ihrer Lieblingspoeten - John Keats. Danach wendete sie sich abermals dem Fernsehen zu: Mit "Top of the Lake" schuf sie ihre erste, einmal mehr preisgekrönte Serie mit Elisabeth Moss als Detective Robin Griffin in der Hauptrolle.

Der vorläufig letzte Höhepunkt ihrer Karriere gelang ihr mit dem bestens besetzten Spätwestern "The Power of the Dog" (2021). Dafür gab es einen Silbernen Löwen in Venedig und einen weiteren Oscar.

Die Werkschau dauert bis 30. Juni 2024. Weitere Infos: www.kunstkulturquartier.de/filmhaus

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