
Ab Sonntag auf RTL+
Neue "Sisi"-Serie: Mit viel Haut, Sex und Blut wird ein Klassiker gegen den Strich gebürstet
Kitsch, Kult und Kaiserkrone: Die „Sissi“-Trilogie mit Romy Schneider als Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn ist nicht nur ein Filmmythos in Zuckergussfarben, sondern auch ein Fels im weihnachtlichen Fernsehprogramm. Jetzt wurde die Geschichte als Serie neu verfilmt und mit Sex und Gewalt so großzügig gewürzt, dass treue Fans des Klassikers aus den 50ern vermutlich Schnappatmung bekommen.

Der süffig-pikante Sechsteiler „Sisi“ (diesmal also nur mit einem S) ist ab 12. Dezember beim Streamingdienst RTL+ zu sehen, am 28. Dezember startet die freizügige Serienadaption dann im normalen RTL-Programm.

Gleich die allererste Szene, in der die junge Elisabeth (Dominique Devenport) von ihrer Schwester beim Masturbieren ertappt wird, macht deutlich: Hier will jemand die altvertraute Geschichte gegen den Strich bürsten.

Die junge Heldin ist zu diesem Zeitpunkt noch Herzogin in Bayern, ein bayerischer Backfisch mit großen Freiheitsdrang, zudem leidenschaftliche Reiterin. Eigentlich soll Sisis Schwester Helene (Pauline Rénevier) Kaiser Franz Joseph I. (damals Karlheinz Böhm, heute Jannik Schümann) ehelichen und damit First Lady werden. Doch als die jungen Frauen mit Mama Ludovika (anstelle von Magda Schneider glänzt Julia Stemberger als leutselige Adelsglucke) an den Hof kommen, verliebt sich der Monarch sofort in Sisi: Am Ende der zweiten Folge wird Hochzeit gefeiert.

Der Sechsteiler erzählt zwar dieselbe Phase im Leben der als exzentrisch bekannten Kaiserin (1837 – 1898) wie die berühmte Film-Trilogie, aber er erzählt die Geschichte anders, das heißt: mit viel mehr Blut und nackter Haut. Franz Joseph ist hier ein Herrscher mit Schattenseiten, der einen Aufstand ungarischer Rebellen grausam niederschlagen lässt und von der Witwe eines hingerichteten Revoluzzers verflucht wird.

Doch im Mittelpunkt steht natürlich die schöne Sisi: Newcomerin Dominique Devenport überzeugt als junges Mädchen mit wenig Lebenserfahrung, aber wachem Verstand. Vor der Hochzeitsnacht hat sie ein mulmiges Gefühl, sie ist nicht aufgeklärt und weiß nicht, was sie erwartet. Eines Nachts folgt sie dem Kaiser heimlich, als er in ein Bordell geht, freundet sich mit der Prostituierten Fanny (Paula Kober) an und schleust sie als ihre Zofe am Wiener Hof ein.
Sisi, die bei einer Sexarbeiterin in die Schule der Sinnlichkeit geht? Das ist schon starker Tobak und wird spätestens dann etwas vulgär, wenn Fanny ein Sextoy aus Holz in die Hofburg schmuggelt, das prompt von der Palastwache entdeckt wird. Da schwimmt die Serie, deren zweite Staffel bereits beauftragt ist, ein bisschen auf der „Bridgerton“-Welle: In der Netflix-Erfolgsserie wird ja auch ein historischer Stoff mit erotischer Freizügigkeit gepaart.
Insgesamt kann sich der Sechsteiler aber sehen lassen, nicht zuletzt dank der starken Hauptdarsteller. Désirée Nosbusch spielt die Schwiegermutter von Elisabeth, Erzherzogin Sophie – das Drehbuch schenkt ihr schöne Sätze wie: „Gefühle sind ein unbestechliches Anzeichen von Schwäche.“ Statt der Candy Colors der 50er Jahre ist der Adelsprunk diesmal in düsteres Licht getaucht, dennoch ist die Serie ist opulent – und teilweise kommen einem die Figuren menschlich sogar ein bisschen näher.
Mit „Sisi“ kommt RTL übrigens dem Streamingdienst Netflix zuvor, der im nächsten Frühjahr unter dem Titel „The Empress“ (deutsch: „Die Kaiserin“ eine eigene Serie über die schöne Monarchin startet. Ebenfalls Anfang 2022 kommt außerdem ein neuer Sisi-Film mit Susanne Wolff als Kaiserin ins Kino, der Elisabeths Biographie als feministische Geschichte erzählt.
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