Neues aus der Musikwelt
Keith Jarrett kann auch Klassik: Unsere Hör-Tipps im August
13.8.2023, 18:46 UhrEs gibt "noch Raum" für eine Klavierversion, dachte sich, eher unironisch, Keith Jarrett , als er die "Württembergischen Sonaten" von Carl Philipp Emanuel Bach auf dem Cembalo hörte – also genau wie im 18. Jahrhundert üblich (unser Tipp: Mahan Esfahani!). Und Jarrett hat ja Recht. Seine umwerfend klingende Version der sechs Klavierwerke, bereits 1994 aufgenommen, bedient am Flügel virtuos die verspielt barocken Formen, die sich aber empfindsam auflösen: von Gottvater Bach hin zur Klassik Mozarts. Wie das atmet, lebt und fließt! (ECM)
Auch der in Frankreich lebende Amerikaner William Christie sorgt als unermüdlicher Dirigent (er ist 78) für Barock-Entdeckungen der besonderen Art. Nun hat er, längst Spezialist für Händel, dessen "L'Allegro, il Penseroso ed il Moderato" eingespielt, eine aparte Mischung aus Ode und Oratorium, die mit etlichen Arien betört. Im allegorischen Zwiegesang von Heiterkeit und Melancholie tönt die Flöte wie eine Nachtigall und darf der Chor sogar lachen... "Les Arts Florissants" musizieren traumhaft entspannt. (harmonia mundi)
Georg Friedrich Händel, das unerschöpfliche Genie, einmal ganz anders – nämlich als Ideengeber für ein Jazzprogramm – ist bei Efrat Alony zu erleben. Nicht, dass man hier immer die Melodien des Vorbilds suchen muss, nein, die israelische Sängerin hält sich eher an die Texte, um auf "Händel – Fast Forward" ihre eigenen Versionen zu entspinnen. Ähnlich einer Shirley Horn mäandert Alony mit dunkel getönter Stimme zwischen rosigem Morgen und endloser Nacht. Charismatisch! (Dot Time Records)
Ein schöner Vorbote: Nächstes Jahr im Herbst übernimmt der spanische Geiger und Dirigent Roberto González-Monjas die Leitung des renommierten Mozarteumorchesters Salzburg – und ist schon jetzt in dieser Funktion zu hören, auf dem ersten Teil einer neuen Reihe, die mit zwei "Serenaden" Mozarts eröffnet wird, Nummer 4 und 6. Frischer Wind und ein Weg in die Zukunft also für den bereits 1841 gegründeten Klangkörper, der die beiden Unterhaltungswerke – für Karneval und frühes "Klassik Open Air" gedacht – flott angeht... (Berlin Classics)