Neues aus den Museen
Im Germanischen Nationalmuseum: Happy End für Venus und Merkur
28.6.2024, 08:43 UhrFast 100 Jahre lang beäugte Merkur einsam aus seiner Vitrine heraus das Museumspublikum. Der Wiener Bildhauer Georg Raphael Donner hatte ihn um 1740/45 als Teil eines Statuettenpaares aus Bleiguss geschaffen. Irgendwann vor dem Ankauf durch das Germanische Nationalmuseum im Jahr 1926 war ihm jedoch sein Gegenüber – eine schaumgeborene Venus mit Muschel und Delfin – abhandengekommen. Als diese Figur jüngst in Privatbesitz gelangte, konnten sie dank großzügiger Unterstützung für das GNM in Besitz genommen werden. Die auf Venus und Merkur bleiern lastende Einsamkeit hat damit ein Ende, das Statuettenpaar ist nun dauerhaft wieder gemeinsam ausgestellt.
Erst jetzt – im Dialog der Pendants – entfaltet es seine reizvolle Wirkung. Die Figurenkompositionen sind ganz auf das Zusammenspiel beider Statuetten angelegt. Da sich weitere Exemplare des Figurenpaares in Museen in Wien, Sibiu, St. Petersburg und Braunschweig erhalten haben, konnten der Merkur des GNM und die neu erworbene Venus eindeutig einander zugeordnet werden.
Der Schöpfer der Zweiergruppe Georg Raphael Donner zählt zu den einflussreichsten Bildhauern seiner Generation. Bereits in den 1730er Jahren emanzipierte er sich vom süddeutschen Barock und nahm mit seinen Figurentypen und der von ihm bevorzugten Technik des Bleigusses Elemente des Klassizismus vorweg. Er beeinflusste damit nicht nur die gesamte Wiener Plastik des 18. Jahrhunderts, sondern auch das von Johann Baptist Straub und Ignaz Günther geprägte bayerische Rokoko. Die Figurengruppe ist in der Dauerausstellung zur Kunst des Barock in Saal 129 zu sehen.
Dieser Text ist in der Museumszeitung erschienen, einer Kooperation zwischen dem Verlag Nürnberger Presse und den Museen.
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