
"Alles was Recht ist"
Freispruch für einen Mörder: So wird der neue "Tatort" aus Wien
Die Sache ist so klar wie Holunderblütenschorle: Ein Mann ersticht seine Gattin und deren beste Freundin, die sich bei Pralinen und Sektchen über die heiße Affäre der Ehefrau mit ihrem Fitnesstrainer austauschen. Im Flur des spießigen Eigenheims haben sie es getrieben, da wo jetzt, Stefan Weingartner (Johannes Zeiler), der betrogene Ehemann, steht.
Er belauscht die beiden aufgekratzten Frauen, holt ein Küchenmesser, sticht zu und ruft die Polizei. Täter, Tatwaffe, Motiv: Alles schon in den ersten Minuten des neuen "Tatorts" aus Wien da. Wie, so fragt man sich, soll daraus ein Fall für Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) werden?
Dazu braucht es Monate später die Gerichtsverhandlung gegen den Täter, die mit einem Freispruch einen überraschenden Ausgang nimmt und einen weiteren Todesfall nach sich zieht. Mehr soll hier nicht verraten werden über diesen arg konstruierten Fall um Schuld und Sühne, dem man von Anfang an aufmerksam folgen muss, um im Dickicht der potenziellen Übeltäter und deren möglicher psychologischer Motivation nicht den Überblick zu verlieren. "So langsam gehen uns die Verdächtigen aus", klagt Bibi irgendwann und seufzt: "Des passt alles net zam!"
Es wird ein Fall mit vielen Wendungen daraus, der eine Prise Wiener Schmäh und auch Humor hat, aber dennoch nicht das Zeug, wirklich zu fesseln. Zu unentschieden ist die Mischung aus Justizkrimi, Psycho- und Familiendrama, zu aufdringlich werden Zufälle bemüht, zu sehr zerfleddert das Drehbuch von Robert Buchschwenter und Karin Lomot. Ihr Bemühen ist klar: Zeigen, wie die Schlupflöcher der Justiz mit der Moral kollidieren - selbst bei denen, die davon vermeintlich profitieren. Interessanter Ansatz, die Umsetzung schleppt sich dahin.
Inkasso-Heinzi ist wieder da
Der verästelte Fall hat aber auch sein Gutes: Die Möglichkeit, Inkasso-Heinzi, den Wiener Strizzi mit dem besonderen Verhältnis zu Bibi, endlich wieder einmal ins Spiel zu bringen. Simon Schwarz spielt ihn ganz wunderbar. Auch Eisner und Fellner sind in "Alles was Recht ist" wie gewohnt eine Bank (Sonntag, 20.15 Uhr, ARD). Selbst ihnen dürfte es dennoch nicht gelingen, alle Zuschauer aufmerksam bei der Stange zu halten. Fazit: Es gab schon deutlich bessere Wiener "Tatorte".
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