Neues aus den Museen
Ein Hobel für fast alle Fälle: Die Sammlung im Fränkischen Freilandmuseum
6.7.2024, 19:29 UhrAn die 600 Hobel aus unterschiedlichen Holzgewerken hat das Museum in seinem Bestand, rund 375 davon sind restauriert, dokumentiert und erfasst. Zu gängigen Putz- und Schlichthobeln, die bis heute zur Grundausstattung eines Holzbearbeitungsbetriebs gehören, kommen allerlei Spezialhobel. Der Wassernasenhobel beispielsweise.
Mit ihm wurde an der Unterseite von Fenstern und Türen eine Nut ausgearbeitet, die Staunässe verhinderte und dadurch die Haltbarkeit von Holzfenstern erhöhte. „So ein Werkzeug benötigte nur eine Schreinerei, die vorwiegend auf den Bau von Fenstern und Türen spezialisiert war“, sagt Frank Wittstadt, Restaurator des Freilandmuseums.
In seiner Restaurierungswerkstatt geht er bei der aktuellen Erfassung nicht nur Herkunft, Zweck und Bedeutung von Hobeln auf den Grund. Der restauratorischen Bearbeitung der Hobel folgt die wissenschaftliche. Bei der Suche nach dem Herkunftsort und der Verbreitung, der Funktion und etwaigen Besonderheiten können Informationen der Spender, aber auch historische Herstellerkataloge weiterhelfen.
Fasziniert ist der Diplom-Restaurator von der Beständigkeit der Technik: „Das Prinzip des Hobels ist 2000 Jahre alt.“ Allerdings haben sich im Laufe der Jahrhunderte Spezialmodelle entwickelt wie der Speichenzapfenhobel, der bei der Fertigung von Speichen zum Einsatz kam. Ähnlich einem Spitzer wurde die im Hobel fixierte Speiche zurechtgeschnitten, indem die obere, mit einem innenliegenden Messer versehene Hobelhälfte an den beiden Handgriffen gedreht wurde. Sukzessive hat das Museum zuletzt seinen Bestand speziell an solchen Raritäten ausgebaut, um seinem Sammlungsauftrag gerecht zu werden.
Auf die Erfassung von Hobeln werden im Museum die von anderen Werkzeugarten folgen. Sie werden objektspezifisch zusammengeführt, um eine bessere Übersicht zu erhalten, welche Bestände vorhanden sind und welche Entwicklungen aufgezeigt werden können. Erfasst werden auch Geschichten hinter der zweckgebundenen Nutzung, so zum Beispiel, dass der frühere Besitzer eines Bohrers einen Reichspfennig als Beilagscheibe genutzt hat. „Damit handelt es sich nicht nur um einen beliebigen Bohrer, der in den meisten holzverarbeitenden Werkstätten vorhanden war, damit hat er jetzt eine Geschichte“, sagt Frank Wittstadt - eine Geschichte, die Teil der Sammlung ist.
Dieser Text ist in der Museumszeitung erschienen, einer Kooperation zwischen dem Verlag Nürnberger Presse und den Museen.
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen