Berauschendes von Haydn bis Schubert
Andere haben Drogen, wir haben Klassik: Das sind unsere Hör-Tipps im Juni!
13.6.2023, 18:59 UhrDie hellen wie die dunklen Seiten der Musik gleichermaßen aufzudecken – das verspricht schon vom Namen her das Chiaroscuro Quartet um die exzellente russische Geigerin Alina Ibragimova. Nach Beethoven und Mozart hat sich das internationale, auf historischen Instrumenten agierende Team erneut Joseph Haydns angenommen – und stürzt sich gewohnt vehement und vielfarbig in die ersten drei seiner "Russischen Quartette" Opus 33. Das war – und ist – Unterhaltungsware im besten Sinn: von innig bis tänzerisch intensiv! (Bis)
Die deutsche Romantik steht dagegen auf dem Programm des Starflötisten Emmanuel Pahud, der – neben seiner Karriere bei den Berliner Philharmonikern – immer wieder mit anregenden Soloprojekten überrascht. Auf der neuen CD "Romances" zeigt er mit dem Pianisten Eric Le Sage, wie perfekt und passioniert sich Kammermusik der Schumanns (Robert und Clara) und der Mendelssohns (Felix und Fanny) auf der Flöte spielen, ja singen lässt: Melodien, die direkt aus Seele und Sehnsucht sprechen. (Warner)
Hat Rufus Wainwright nicht sogar eine Oper komponiert? Und daneben mit Robbie Williams im Duett gesungen? Wir hatten den kanadischen Dandy fast aus dem Blick verloren, jetzt ist er wieder unübersehbar da: als schmachtender Singer/Songwriter und mit einem stimmigen Album, das dem Folk huldigt. "Folkocracy" spannt den Bogen sehr weit, sogar Schubert wird hier – mit Gästen wie John Legend oder Chaka Khan – sanft gesummt. Von den Mamas und Papas bis zu Neil Young: eine mitreißende Wanderreise! (BMG)
Wer die Songs von Ella Fitzgerald im Kopf hat, wird sie hier ebenso gern wiederhören – und sowohl die stimmlichen Echos als auch die fein gesetzten Abweichungen vom Original wertschätzen. Denn der amerikanischen, in Frankreich lebenden Jazzsängerin Robin McKelle gelingt es auf "Impressions of Ella" ganz wunderbar, auch die eigenen Stärken zu nutzen: Mit Kenny und Peter Washington sowie Kenny Barron als Trio scheint der "Old Devil Moon" hier ungetrübt sexy und lockt der "April in Paris" apart mit leichtem Samba-Schwung (Naïve).