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Weihnachten in der Fürther Kofferfabrik: Gemeinsames Essen und Kultur statt Einsamkeit und Frust

Matthias Boll

Lokalredaktion Fürth

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17.12.2022, 08:00 Uhr
Kulturpreisträger Leonhard F. Seidl liest am 24. Dezember aus seinen beiden 2022 erschienenen Büchern.

© Hans-Joachim Winckler Kulturpreisträger Leonhard F. Seidl liest am 24. Dezember aus seinen beiden 2022 erschienenen Büchern.

Sie hat einen einzigen Schließtag im Jahr, nämlich Neujahr. Ansonsten fährt die Kofferfabrik (Lange Straße 81) auf Ganzjahresbetrieb, sofern nicht ein lästiges Virus in die Quere kommt. Zur "Koffer"-Tradition zählen denn auch offene Türen an Heiligabend – für Mitmenschen, die in dieser sehr speziellen Nacht nicht gern allein sein oder jenseits vom ritualisierten Familientrubel feiern wollen.

Auch diesmal kombinieren die Gastgeber ein gastronomisches und ein literarisches Verwöhnprogramm, es gibt noch Karten. Um 17 Uhr ist Einlass, es gibt Lebkuchen und Glühwein. Um 18.30 Uhr beginnt die Lesung mit Musik, und auf die Tische kommt das Weihnachtsessen.

Als Vorspeise reicht das Serviceteam Leberknödelsuppe mit Pfannkuchenstreifen in einer Gemüsebrühe (oder ohne Leberknödel). In Sachen Hauptgang haben sich die Koffer-Köche Saqfan und Abuschi heuer für Rouladen, Klöße und Blaukraut entschieden; wer eher vegetarisch unterwegs ist, wähle Pilzragout mit Kohlrabi und Karotten, dazu Klöße. Zum Nachtisch: Mousse au Chocolat und Obstsalat. Alle Gäste essen gemeinsam an langen Tafeln – wer allerdings nur der Lesung lauschen will, muss nichts essen.

The Black Elephant Band spielt auf

Im Mittelpunkt des literarischen Teils steht in diesem Jahr Leonhard F. Seidl, Musik macht Singer-Songwriter Jan Breitenstein mit seinem Ein-Mann-Projekt The Black Elephant Band, Klampfe und Mundharmonika machen ebenfalls mit.

Seidl liest aus seinem Kriminalroman "Vom Untergang", der in Fürth vor 100 Jahren spielt. Am Beispiel der Kleeblattstadt erzählt der Autor von den Verwerfungen der Weimarer Republik. NSDAP-Mitglieder säen Gewalt, enge Verbindungen zum Kreis um den Philosoph Oswald Spengler pflegt der Spiegelfabrikant Georg Gumbrecht. Einer seiner Arbeiter ist der junge Sozialdemokrat Max Schmidtill, liiert mit der Tochter des Anarchisten Fritz Oerter – und bald nicht mehr unter den Lebenden.

Um die Umstände von Max’ Tod kreist der Krimi Seidls, der 2022 auch dem Fürther Original Oerter unter dem Titel "Lebenslinien" ein Buch widmete. Auszüge liest er ebenfalls in der Kofferfabrik. Für sein literarisches Werk und humanitäres Engagement nahm Seidl, der aus München stammt, aber in der Nähe der Kofferfabrik lebt, vor wenigen Wochen den mit 4000 Euro dotierten Kulturpreis der Stadt Fürth entgegen.

ZAC-Rabatt

Das "KofferWeihnachtsSpecial" kostet pro Person 49,90 Euro inklusive aller Getränke außer Cocktails, Longdrinks und Schnäpse, Ende der Veranstaltung ist gegen 20.30 Uhr. Karten gibt es mit 20 Prozent ZAC-Rabatt in der FN-Geschäftsstelle (Schwabacher Straße 106, Tel. 216 27 77) und ohne Rabatt am Koffer-Tresen oder unter Tel. 70 68 06.

Auch für die Weihnachtstage ist die Ticketlage noch aussichtsreich, hier dürfte richtig sein, wer "Es ist ein Ros entsprungen" bis Heiligabend oft genug gehört hat. Zum ersten Weihnachtstag mischt die Band Blue Heat um Sängerin Diana Laden und Gitarrist und Sänger Jürgen Schottenhamml Blues, Soul und Jazz. Heraus kommt eine von der Hammondorgel geprägte Mischung, die an die guten, alten Blue-Note-Zeiten erinnert. Beginn ist um 20 Uhr.

Partygestählte Lokalmatadoren entern die Clubbühne am zweiten Weihnachtstag: Die Rockin’ Lafayettes – Gitarrist und Sänger Hannes Bernklau, Bassist Ferdinand Roscher und Drummer Simon Froschauer – fahren die große Rock-’n’-Roll- und Rockabilly-Show auf, Beginn ist auch hier um 20 Uhr, für beide Konzerte gibt es ebenfalls 20 Prozent ZAC-Rabatt bei den FN.

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