
Rückkehr nach Nigeria
Vor der Rückgabe: Benin-Bronzen werden im XXL-Röntgenapparat in Fürth durchleuchtet
Es war ein historischer Moment: Nach 125 Jahren sind im Dezember die ersten 20 Benin-Bronzen in ihre Heimat zurückgekehrt. Außenministerin Annalena Baerbock und Kulturstaatsministerin Claudia Roth reisten dafür nach Nigeria. Mit der Rückgabe der geraubten Kunstwerke will sich Deutschland seiner kolonialen Vergangenheit stellen. Fest steht: Ein Teil von ihnen wird einen Umweg über Fürth nehmen.
Die wertvollen Benin-Bronzen waren 1897 aus dem Palast des Königreichs Edo, im heutigen Nigeria, durch britische Truppen erbeutet worden. Mehr als 1100 dieser Objekte waren bisher in rund 20 deutschen Museen zu finden. Gefertigt wurden sie teils aus Bronze, teils aus Elfenbein und anderen Materialien.

Einige der Museumsstücke kommen vor der Rückführung nach Westafrika nun nach Fürth: um im Entwicklungszentrum Röntgentechnik (EZRT) des Fraunhofer IIS in Atzenhof mittels modernster industrieller Röntgen-Computertomographie erfasst und studiert zu werden.
Die Arbeit ist Teil eines ambitionierten Projekts. Vom Ethnologischen Museum und dem Rathgen-Forschungslabor der Staatlichen Museen zu Berlin werden derzeit über 500 Objekte aus dem historischen Königreich Benin digitalisiert, wie das Fraunhofer IIS in einer Pressemitteilung erklärt. Dabei werden unter anderem 3D-Scans mit Hilfe fotogrammetrischer Methoden (Bildmessung) erstellt.
Fünf ausgewählte Benin-Bronzen wurden demnach bereits im Juli und August 2021 im Rahmen einer Pilotstudie am Fürther EZRT untersucht. 27 weitere Bronzen folgen voraussichtlich ab April 2023. Die Untersuchung erfolge nach ausdrücklicher Zustimmung Nigerias, heißt es.

Die Skulpturen und Reliefs, die eigentlich nicht aus Bronze, sondern aus Messing bestehen, stellen für die Röntgentechnik eine ganz besondere Herausforderung dar, erläutern die Wissenschaftler: Die Kupferlegierung, aus der sie gefertigt sind, wirkt stark absorbierend gegenüber Röntgenstrahlung im herkömmlichen Energiebereich. Zudem seien die Benin-Bronzen deutlich größer und massiver als typische andere Objekte, die einer Röntgenprüfung unterzogen werden, wie etwa Aluminiumräder oder Motorkolben.
Eine der weltweit größten CT-Anlagen
Um dennoch „sehr gute, rauschfreie Tomographie-Bilder mit hoher Ortsauflösung“ anzufertigen, nutzen die Forschenden am EZRT eine der größten CT-Anlagen, die es weltweit gibt. Zur Erinnerung: Hier wurde auch schon der Schädel eines Tyrannosaurus Rex aus Montana gescannt, aber auch ganze Autos werden nach Crashtests auf Schwachstellen hin gecheckt.
Die eingesetzte Hochenergie-CT erzeuge mittels eines Linearbeschleunigers Röntgenlicht mit bis zu neun Mega-Elektronenvolt, um hochabsorbierende Werkstoffe zu durchleuchten. Hunderte einzelne Röntgenbilder werden aus unterschiedlichsten Winkeln aufgenommen, um einen dreidimensionalen Datensatz erzeugen zu können. Diese CT-Datensätze sollen am Ende mit denen aus der Fotogrammetrie für eine ganzheitliche Darstellung der Objekte zusammengeführt werden.
In dieser Forschungskooperation zwischen dem EZRT und den Staatlichen Museen zu Berlin werden neue Erkenntnisse zur Kunsttechnologie und Herstellungstechnik gewonnen, so das Fraunhofer ISS. Sie brauche man auch, falls man detailgetreue Kopien erstellen will.
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