Werkschau

Von stylisch bis klassisch: Der mittelfränkische Schreiner-Nachwuchs zeigt sich in Top-Form

Wolfgang Händel

Leiter Lokalredaktion Fürth

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16.8.2024, 15:00 Uhr
Etliche Besucher bestaunten vier Stunden lang die Gesellenstücke der Schreinerlehrlinge.

© PR Etliche Besucher bestaunten vier Stunden lang die Gesellenstücke der Schreinerlehrlinge.

Sauber gesägte Kanten und gerade Beine? Ein Gesellenstück im Schreinerhandwerk ist heute weit mehr als das. Vom stylishen Holz-Stahl-Möbel über moderne Sideboards bis zum klassischen Schreibtisch reichte die Palette bei der beeindruckenden Werkschau, die 78 Lehrlinge aus Betrieben der Schreiner-Innungen Mittelfranken-Mitte und Erlangen sowie neun im Berufsbildungswerk (BBW) Nürnberg ausgebildete Fachpraktikerinnen und -praktiker für Holzverarbeitung kürzlich dem Publikum präsentierten.

Gut 450 Besucher – Ausbilder, Familienangehörige und Freunde der Azubis – drängten sich denn auch vier Stunden lang in der größten Gesellenstückausstellung Nordbayerns in der Werkhalle der Dienstleistungsfirma Schachermayer im Erlanger Süden. Sie bestaunten hier Kreationen, die die jungen Handwerker ganz nach eigenen Vorlieben geplant und gestaltet hatten – thematische Vorgaben gab es keine, ihre Entwurfsplanung musste nur vorab den Segen der Prüfungskommission erhalten.

Obermeister Claus Fleischmann: De Qualität der Arbeiten ist hervorragend

Das Ergebnis war breite Vielfalt: vom luftigen Raumteiler inklusive Bücherborden über Hängerichten aus verschiedenen Holzarten bis zum Beistelltisch mit rund nach unten gezogener Leistenauflage als echte "Hingucker" reichte die Palette. Sogar zwei Betten und eine Hobelbank hatten Lehrlinge mit großem Zeit- und Arbeitsaufwand für den erfolgreichen Berufsabschluss erschaffen.

Dafür verdienten sie sich von den Zuschauern viel Lob. Obermeister Claus Fleischmann (Fürth), der mit seinem Stellvertreter Max Boss (Fürth) die 2021 aus Nürnberg/Fürth fusionierte Schreiner-Innung Mittelfranken-Mitte vertrat, nannte die Qualität der Arbeiten hervorragend. Da müsse einem um das Handwerk nicht bange sein.

Er verglich die Arbeits- und Lernzeit der Azubis mit dem Bau eines Hauses: Mit bestandener Abschlussprüfung nach dreijähriger Lehrzeit stehe das Fundament, mit künftigen Schritten entstünden darauf einzelne Zimmer – etwa durch persönliche Fortbildungen zum Meister, Techniker oder Produktdesigner. "Es gehen immer neue Türen für Sie auf", ermunterte er den Berufsnachwuchs zum Weiterlernen und bescheinigte jedem Einzelnen Mut, Durchhaltevermögen sowie Gefühl für Form, Farbe und Funktion.

Dem als Ehrengast anwesenden bayerischen Innenminister Joachim Herrmann (CSU) machte Fleischmann ein scherzhaftes und viel beklatschtes Angebot: Wenn die bayerische Weltraummission "Bavaria One" dereinst startklar sei, werde das Schreinerhandwerk den Innenausbau der Raumkapsel erledigen – nach Wunsch klassisch oder modern.

Innenminister Herrmann: Nur drei Tage Arbeit in der Woche funktioniert nicht

Herrmann hob als vorbildlich hervor, dass das Schreinerhandwerk sich offen zeige und auch Lehrlinge mit Beeinträchtigung integriere. Zur allgemeinen Stimmung in der Arbeitswelt meinte er: Der Traum vieler Menschen, nur noch drei Tage pro Woche zu arbeiten, könne auf Dauer nicht funktionieren. Die Leistung müsse stimmen, sonst funktioniere unser Wirtschaftssystem nicht.

Überreicht wurden im Rahmen der vierstündigen Ausstellung auch Preise im Gestaltungswettbewerb "Die gute Form", in dem die Harmonie der Dimensionen zählt. Freuen dürfen sich die Schreiner über stabile Lehrlingszahlen – rund 70 sind es im neu begonnenen Schuljahr in den Berufsschulen Nürnberg und Fürth, die die Azubis beider Innungen besuchen; insgesamt zählt man in drei Lehrjahren gut 300 Köpfe.

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