Alternative
O Tannenbaum - oder der Umwelt zuliebe ein Streuobstbaum zum Fest?
Wer jetzt noch keinen Weihnachtsbaum hat, muss sich allmählich sputen. Doch wo soll man das gute Stück kaufen – und welche Sorte soll es sein? Der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) hat ein paar Ratschläge für alle parat, denen dabei um eine gute Umweltbilanz wichtig ist.
Man mag angesichts weniger Wochen Aufmerksamkeit für die rund vier Millionen allein im Freistaat verkauften Exemplare darüber streiten – doch für viele Menschen gehört der festlich geschmückte Nadelbaum definitiv zum Fest – bringt er doch Besinnlichkeit, Winterduft und Gemütlichkeit ins Haus.
"Ob sich der Kauf lohnt, sollten Verbraucherinnen und Verbraucher individuell abwägen", meint der LBV in einer Mitteilung. Wer die Feiertage etwa bei Familie, Freunden oder im Urlaub verbringe, könne darauf verzichten. Wer aber partout an der Tradition festhalten möchte, sollte wenigstens auf regionale Herkunft mit kurzen Transportwegen achten, so der Naturschutzverband.
Eine nach ökologischen Kriterien angebaute Tanne oder Fichte, am besten aus regionaler Erzeugung, könne mit einer besseren Umweltbilanz punkten als Bäume, die von weit her importiert werden. "Ein guter Ersatz sind Bäume, die bei der Pflege des Waldes sowieso gefällt werden und von einigen Forstämtern verkauft werden", rät LBV-Expertin Franziska Wenger – wie etwa in Fürth bei der Stadtförsterei.
Kräftig gespritzt
Die meisten verkauften Christbäume jedoch stammen nicht aus dem Wald, sondern von Plantagen, in denen meistens kräftig gespritzt und gedüngt wird. Für diese Monokulturen müssen stellenweise sogar echte Wälder weichen, so der LBV. Eingesetzt werden Insektizide gegen Rüsselkäfer und Läuse, Herbizide gegen konkurrierende Gewächse und Mineraldünger, die für einen gleichmäßigen Wuchs sowie für eine intensive Grün- und Blaufärbung der Nadeln sorgen sollen.
Doch es geht auch anders. "Die Siegel von Naturland, Bioland, Demeter und FSC (Forest Stewardship Council) geben Verbraucherinnen und Verbrauchern Orientierung. Sie garantieren, dass beim Anbau der Weihnachtsbäume keine Pestizide und Mineraldünger eingesetzt werden", rät Wenger. Bayern sei eines der Bundesländer mit den meisten Verkaufsstellen für ökologisch produzierte Bäume.
Und was ist mit Weihnachtsbäumen aus Kunststoff, die noch dazu nicht nadeln und wiederverwendbar sind? Keine Alternative, sagen Naturschützer, denn sie belasten die Umwelt irgendwann als Plastikmüll.
Bäumchen im Topf könnten hingegen ein Ersatz für den geschlagenen Baum sein. Allerdings hätten nur solche, die schon im Topf herangezogen werden, eine realistische Überlebenschance. Und auch hier sollte beim Kauf auf regionale Herkunft, biologische Produktion und weitere Umweltstandards geachtet werden, sagt der LBV.
Baumschulen als Anbieter
Denn: Die Bäume stammen oft aus belasteten Monokulturen und legen zum Teil beachtliche Transportstrecken zurück. Ihre Töpfe bestehen aus Plastik, und die Blumenerde enthält häufig Torf. "Um diesen zu gewinnen, werden für Klima- und Artenschutz wertvolle Moore zerstört", sagt Franziska Wenger.
Der LBV bringt eine ungewöhnliche Alternative ins Gespräch: einen Streuobstbaum. "Ein heimischer Apfel-, Zwetschgen- oder Birnbaum lässt sich jetzt im Winter am besten in den Garten pflanzen. In den folgenden Jahren erfreut er uns mit seiner Blütenpracht im Frühling und reicher Ernte im Herbst", wirbt die LBV-Fachfrau für diesen Vorschlag.
Heimische Streuobstbäume erhält man in regionalen Baumschulen. Beim Kauf sollte man Sorten wählen, die an den Standort angepasst, robust und wenig anfällig für Krankheiten sind. "Starkwüchsige Bäume, die einen hohen Stamm ausbilden, haben den größten Mehrwert für die Artenvielfalt", sagt Wenger.
Eine Liste mit Baumschulen, die sie in Bayern anbieten, finden sich beim bundesweiten LBV-Partner Nabu unter www.streuobst.de. Und sollte es wegen der hohen Nachfrage nach Streuobstbäumen zu einem Engpass kommen, rät der LBV zu einem besonderen Weihnachtsgeschenk – einem Gutschein für einen Streuobstbaum, der im kommenden Herbst gepflanzt werden kann. Weitere Informationen zur Pflanzung und Pflege von Streuobstwiesen gibt es unter www.lbv.de/streuobst.
Der LBV wurde 1909 gegründet und ist damit der älteste Verband seiner Art im Freistaat. Er zählt aktuell rund 115.000 Unterstützerinnen und Unterstützer und setzt sich, wie es heißt, "durch fachlich fundierte Natur- und Artenschutzprojekte sowie Umweltbildungsmaßnahmen für den Erhalt einer vielfältigen Natur und Vogelwelt im Freistaat ein".
vnp
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