Modellprojekt

Nürnberg installiert Pfandringe: Das hat es mit dem Modellversuch auf sich

Stefanie Taube

Lokalredaktion Nürnberg

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21.5.2021, 05:48 Uhr
In vielen Städten sind sie bereits - mehr oder weniger erfolgreich - im Einsatz, nun findet man sie auch in der Nürnberger Innenstadt: Pfandringe.

© Martin Regner, NN In vielen Städten sind sie bereits - mehr oder weniger erfolgreich - im Einsatz, nun findet man sie auch in der Nürnberger Innenstadt: Pfandringe.

Es waren die Grünen, die einen in Nürnberg lange ruhenden Stein wieder ins Rollen gebracht haben. Per Antrag an die Stadtverwaltung forderte die Fraktion Mitte 2020 eine einjährige Testphase für sogenannte Pfandringe in der Nürnberger Innenstadt. „Täglich sind in unserer Stadt Menschen unterwegs, die ihren Lebensunterhalt mit Sammeln von Pfandflaschen aufbessern oder gar komplett bestreiten. Häufig müssen sie hierzu die Mülleimer durchsuchen – ein oftmals entwürdigendes und auch gefährliches Unterfangen“, lautete die Begründung.

Bürgermeister Christian Vogel und seine Mitarbeiter vom Servicebetrieb Öffentlicher Raum (Sör) haben daraufhin ihre Hausaufgaben gemacht. „Nach vielen Gesprächen mit anderen Städten in ganz Deutschland mit ganz verschiedenen Erfahrungen, habe ich dem Rat vorgeschlagen, wir mögen uns selbst in Form eines Testlaufes von einem Jahr ein Bild machen“, sagt Vogel. Die Stadträte stimmten zu.

Nicht geeignet für Papierkörbe

Für zunächst ein Jahr werden nun also Pfandringe an fünf Stellen in der Stadt an Verkehrsschildern und Laternenmasten – an Papierkörben stören sie bei der Leerung – installiert: Plärrer, Bahnhofsvorplatz, Nelson-Mandela-Platz, Aufseßplatz und Kornmarkt. Kosten: 150 Euro pro Ring. „Pfandringe können eventuell auch die Problematik herumliegender Flaschen und Scherben reduzieren“, glaubt Vogel.

Die sogenannten Pfandringe wurden 2012 von einem damaligen Designstudenten entworfen, um Bedürftigen das entwürdigende Wühlen im Müll nach Pfandflaschen zu ersparen. Noch im selben Jahr wurde er dafür mit dem Bundespreis „ecodesign“ ausgezeichnet. „Mit dem Pfandring wird die sonst weggeworfene Flasche zum Geschenk - für die, die es wirklich brauchen“, hieß es damals in der Begründung der Jury. Passanten können ihre Pfandflaschen in dem Ring abstellen, Pfandsammler können sie ganz einfach wieder herausnehmen und abgeben.

Die Stadt will noch mehr tun

Neben diesem Modellprojekt will die Stadt aber noch mehr tun: „Wir unterstützen ein weiteres einjähriges, ähnliches Testprojekt, das Pfandnetzwerk“, erklärt Vogel. Die Initiative hat in Nürnberg bereits damit begonnen, Pfandtonnen für Pfandflaschen und -dosen aufzustellen. Das Projekt will damit, in Zusammenarbeit mit dem „Straßenkreuzer“, Menschen in sozialer Not helfen. Unterstützt von Sponsoren sollen an verschiedenen, stark frequentierten Stellen in der Stadt Tonnen aufgestellt werden, in die Pfandflaschen eingeworfen werden können.

Die Tonnen werden dann von Mitarbeitern des „Straßenkreuzer“ geleert, deren Arbeit durch die Einnahmen von diesem Pfand finanziert wird. „Ein vergleichbares Projekt am Flughafen bietet derzeit bereits zwei Pfandbeauftragten des ,Straßenkreuzer‘ eine geregelte und bezahlte Arbeitsstelle“, so Vogel. Die ersten Tonnen stehen am Stadion- und Westbad sowie am Omnibusbahnhof Franken-Center.

Bamberg als Vorreiter

In vielen Städten sind Pfandringe seit längerer Zeit im Einsatz. Bamberg war die allererste Stadt, die bereits 2014 einen Modellversuch gestartet hatte – und bis heute daran festhält. Auch in Roth hängen die Körbe an Laternen und Pfosten. In der Fürther Innenstadt ist kürzlich ebenfalls ein Testlauf gestartet worden. In Nürnberg hatte man 2014 erstmals über eine Einführung nachgedacht, die Idee aber dann verworfen, um erst einmal auf Erfahrungen aus anderen Städten zu warten.

„Oft funktioniert es gut, manche Städte haben die Pfandringe aber auch wieder abgebaut, weil sich nur Abfall darin sammelte und der Vandalismus überhandnahm“, sagt Vogel, der sich zu diesem Thema vorab mit Kollegen in ganz Deutschland ausgetauscht hatte. „Eine eindeutig positive Erkenntnis aus dieser Recherche, die man eins zu eins auf Nürnberg übertragen könnte, gibt es leider nicht“, so der Sör-Chef. In den kommenden zwölf Monaten will man in Nürnberg deshalb nun seine eigenen Erfahrungen mit den knallgelben Metallgestellen machen.

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