Neues Angebot

Millionen haben Lese- und Schreibprobleme: So reagiert die VHS in Fürth

15.7.2024, 19:00 Uhr
Im Lerntreff der Fürther VHS sollen Hemmschwellen überwunden werden.

© VHS Fürth Im Lerntreff der Fürther VHS sollen Hemmschwellen überwunden werden.

2016 haben Bund und Länder die "Nationale Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung", kurz AlphaDekade, ausgerufen – mit dem Ziel, die Schriftsprachkompetenz betroffener Bevölkerungsteile deutlich zu verbessern. Mit dem VHS-Lerntreff beteiligt sich nun auch die Fürther Volkshochschule in neuen Formaten an dem gesamtgesellschaftlichen Vorhaben.

Gut sechs Millionen erwachsene Menschen haben laut Erhebungen bundesweit Probleme mit dem Lesen und Schreiben. "Statistisch gesehen sind alleine in Fürth Tausende unmittelbar davon betroffen", erklärt VHS-Direktor Felice Balletta bei der Vorstellung des neuesten Projekts. Unter der Federführung von Tobias Götz, Fachbereichsleiter Beruf und neue Technologien, hat sich die hiesige Einrichtung erfolgreich für eine Förderung durch das Bundesbildungsministerium beworben.

An drei Tagen wird bei der Fürther VHS gepaukt

Mit 40.000 Euro wird damit der ab sofort stattfindende Lerntreff unterstützt. Er erweitert das schon länger bestehende Angebot an Alphabetisierungs- und Sensibilisierungskursen. An drei Tagen, Montag (16 bis 19 Uhr), Dienstag und Donnerstag (jeweils 13.30 Uhr bis 16.30 Uhr) empfangen im Wechsel drei Lernbegleiterinnen ihre Gäste im Filla M17, der Einrichtung des Kooperationspartners Elan in der Mathildenstraße 17. Das Angebot sei ganz anders als die bekannten VHS-Kurse, betont Balletta: "Das ist alles sehr niederschwellig, man kommt vorbei, macht mit, ganz ohne Bindung an die Semester."

Die Verantwortlichen von VHS und Stadt Fürth stellten das Projekt Lerntreff gemeinsam vor.

Die Verantwortlichen von VHS und Stadt Fürth stellten das Projekt Lerntreff gemeinsam vor. © VHS Fürth

Und Tobias Götz fügt an, dass der Lerntreff ohne Anmeldung, anonym und kostenfrei angeboten werde. In einer entspannten Atmosphäre, bei Kaffee und Snacks, soll man ins Gespräch kommen, über Kurzvorträge oder -texte der Dozenten diskutieren. "Vor allem wollen wir aber auf die individuellen Bedürfnisse der Teilnehmer eingehen, etwa bei Fragen zu einem Elternbrief oder Problemen mit dem Smartphone", so Götz.

Als große Herausforderung dürfte sich dabei die Überwindung von Hemmschwellen erweisen. Am besten funktioniere dies durch Mundpropaganda, will heißen: wenn Teilnehmende andere informieren und motivieren. "Wir machen den Lerntreff aber genauso bei Ämtern und Institutionen bekannt", kündigt Götz an.

VHS Fürth bietet einen ganzheitlichen Aspekt

Um das übergeordnete Ziel von mehr Teilhabe zu erreichen, haben die Fürther einen ganzheitlichen Ansatz gewählt. "Es geht uns um mehr als Lesen und Schreiben", sagt Felice Balletta, "wir zielen auf eine finanzielle, digitale und gesundheitliche Grundbildung ab." Da aber alles mit allem, letztlich aber alles vom Sprachverständnis abhängt, müsse an diesem Punkt zuerst angesetzt werden.

Betroffen seien im Übrigen häufig Deutsch-Muttersprachler, die hierzulande auch die Schule durchlaufen haben. Dabei hätten sie mit ganz unterschiedlichen Ausprägungen von Analphabetismus, funktionalem Analphabetismus und geringer Literalität zu kämpfen, weiß Balletta.

Im Rathaus wird die neue Initiative begrüßt. Nun komme es darauf an, die Menschen zu erreichen, wie der für den Sektor Bildung in der Stadt zuständige Bürgermeister Markus Braun bei der Vorstellung des Lerntreffs erklärte. Wichtig sei es, die verschiedenen Multiplikatoren in Ämtern, Behörden, aber auch bei Familie und Freunden für das Thema zu sensibilisieren. "Wir bewegen uns hier auch ein wenig in einem Versuchsstatus", so Braun.

Sozialreferent Benedikt Döhla lobt das Engagement von VHS und Elan. Beide würden seit langem "tolle Arbeit bei der Alphabetisierung" leisten, wenngleich sich das konventionelle Kurssystem oft als Hemmschuh erweise. Mit dem Lerntreff gehe man nun weg vom kursbasierten Angebot. "Gerade die heimelige Wohnzimmeratmosphäre und die flexible Offenheit hier im Lerntreff soll die Betroffenen motivieren", sagt Döhla.

Der VHS-Lerntreff im Filla M17 (Mathildenstraße 17) ist montags ab 16 Uhr, dienstags und donnerstags ab 13.30 Uhr jeweils für drei Stunden geöffnet. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.

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