Tag des Baumes
Klimatolerant: So kann der "Zukunftswald" aussehen
26.4.2018, 21:00 UhrWie Zinnsoldaten stehen die Buchen da, alle zwei Meter in Reih’ und Glied. Vor fünf Jahren hat Johannes Strobl am "Meckalasberg" einen Hektar aufgeforstet. Dort, wo es feuchter ist, kamen Stieleichen zum Zug, die haben kein Problem mit nassen Füßen. Ein Stück weiter wurzeln kleine Tannen.
"Alles gut angegangen", meint Strobl und lässt den Blick zufrieden durch die Reihen wandern. Hoch oben wiegen sich die Wipfel der Kiefern im Wind und sorgen für eine mäßige Beschattung. Die Buche stellt zwar keine großartigen Ansprüche an den Boden, aber: "Ihr Standort darf nicht zu sonnig sein", weiß der Fachmann.
In den 90er Jahren hat Strobls Vater Georg bereits begonnen, seinem Wald mit Laubbäumen ein anderes Gesicht zu geben, allerdings nur punktuell. Der Sohn verstärkte die Aktivitäten ab der Jahrtausendwende und ging das Unternehmen ab 2010 dann sozusagen generalstabsmäßig an.
Dabei stand nicht nur das Ziel im Raum, den Wald insgesamt stabiler und mit Blick auf die Arten vielfältiger zu machen, auch die Auswirkungen des Klimawandels rückten mehr und mehr in den Fokus. Das war dringend notwendig, denn: "Die Kiefer schwächelt", sagt Strobl. Mit Trockenheit und Hitze kommt der im Landkreis Fürth dominierende "Brotbaum", der zuverlässig Holz für die Bauwirtschaft und Heizzwecke liefert, immer schlechter zurecht.
Bei seinem Vorhaben kann Strobl auf die Hilfe eines Experten vertrauen: Förster Raymund Filmer vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Fürth berät die Waldbesitzer. Vor drei Jahren haben die beiden begonnen, einen Forstbetriebsplan, eine Art Gesamtkonzept für Strobls insgesamt über 14 Hektar großen Waldbestand, zu erstellen: Was wächst auf den einzelnen Flurstücken? Wie alt sind die Bäume? Welche Maßnahmen stehen an? Das sind die grundlegenden Fragen, die beantwortet werden müssen. Strobl hat damit nicht nur den Überblick über die Flächen, sondern auch einen roten Faden dafür, was jedes Jahr zu tun ist.
"Das Glumpp muss raus"
Soll ein Waldstück umgebaut werden, steht erst einmal die Durchforstung an. Das heißt: Auslichten, Platz schaffen, den Lichteinfall von oben ermöglichen. Das Schlechte – oder "Glumpp", wie Strobl schmunzelnd sagt – muss raus, um das Gute zu fördern. Anschließend kommen die kleinen Baum-Setzlinge unter die großen Artgenossen.
Doch was gedeiht wo am besten? Wichtige Unterlagen sind sogenannte Baumarten-Eignungstabellen. Diese Kataster kann Filmer mit Klimamodellen überziehen und so einen – zumindest ungefähren – Blick in die Zukunft wagen. Anschließend legt der Förster fest, welche für Setzlinge in welcher Zahl wo gepflanzt werden. Um das Risiko zu streuen, kommen verschiedene Baumarten zum Zug.
Favorisierte Eichen
Gern probiert Johannes Strobl dabei auch etwas aus: Von den 100 Schwarzkiefern, die seinerzeit am "Meckalasberg" in den Boden kamen, sind allerdings nur noch etwa knapp ein Drittel auszumachen. Die Trockenheit hat ihnen zugesetzt. Besser schauen die 100 Douglasien aus. Gleiches gilt für die Roteichen, die neben Buche, Stieleiche und Tanne zu Strobls Favoriten zählen. Ein Zaun schützt das ein Hektar große Areal vor den Rehen. Bei Neuanpflanzungen muss regelmäßig zwischen den Reihen gemäht werden.
Weder Brombeeren noch Gräser und Heidelbeeren sollen das Wachstum der Bäumchen behindern, denen jedoch in der Regel mehr die Hitze zu schaffen macht. Nachpflanzungen sind an der Tagesordnung. Fünf Jahre muss der Grundstückseigner am Ball bleiben, dafür fördert der Freistaat den Umbau mit Zuschüssen. Durchaus ein Anreiz, sagt Strobl, dennoch müsse sich das Ganze auch wirtschaftlich tragen. Wie künftig einmal Buchen zu vermarkten sind? Das bleibe in diesem Zusammenhang eine spannende Frage, sagt er.
"Der Anblick lässt einem das Herz höher schlagen"
Freilich wäre Strobl – wie jeder andere Waldbesitzer – ohnehin verpflichtet, sich um seinen Forst zu kümmern. Rund 60 Prozent seines Bestands hat er in all den Jahren umgebaut und dafür den bayerischen Staatspreis für vorbildliche Waldbewirtschaftung erhalten. Eine Auszeichnung, die alle zwei Jahre jeweils an zwei Waldbesitzer pro Regierungsbezirk verliehen wird. Als "Anerkennung" begreift Strobl die Würdigung, "aber ich bilde mir nichts darauf ein". Andere Kollegen im Landkreis Fürth seien ähnlich engagiert wie er.
Einen finanziellen Nutzen kann der Greimersdorfer in den ersten 20 Jahren aus seinen Anstrengungen nicht ziehen. Aber da ist auch noch etwas anderes: Der Reiz, die Veränderungen so zu gestalten, dass es gut aussieht. "Der Anblick eines Mischwalds", sagt Johannes Strobl und zerkrümelt ein paar trockene Eichenblätter in der Hand, "lässt einem das Herz höher schlagen."
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