Fürths alte Feuerwache: Kommt es zum jahrelangen Stillstand?
18.11.2020, 16:00 UhrDie Initiative Fürth.Ort sieht ihren Traum in Gefahr. Aussagen zur Zukunft der alten Feuerwache am Helmplatz, die seitens der Stadt jüngst im Bau- und Kulturausschuss gemacht wurden, hätten sie "sehr verstört und verärgert", schreiben die Mitglieder in einem Offenen Brief. Addressiert ist das Schreiben an Oberbürgermeister Thomas Jung, Sozialreferentin Elisabeth Reichert und Baureferentin Christine Lippert.
"Jahrhundertprojekt": Fürth will das Pegnitzquartier entwickeln
Schon im Mai befürchtete Fürth.Ort, dass die Corona-Krise zu einem Stillstand führen könnte - und appellierte ans Rathaus, eine unaufwendige Zwischennutzung zu planen. Seit zwei Jahren kämpft das Bündnis, dem mehr als 20 Gruppen und Vereine aus Fürth angehören, dafür, das historische Gebäude nach dem Umzug der Berufsfeuerwehr in ein "Nachhaltigkeits- und Zukunftszentrum" verwandeln zu dürfen, in dem engagierte Bürger wirken können.
Von Anfang an suchte man dabei den Dialog mit der Stadt. Den Einsatz würdigte der Freistaat bereits mit dem Innovationspreis Ehrenamt. Die Stadt Fürth versprach ihrerseits einen transparenten Entscheidungsprozess und eine enge Einbindung des Bündnisses bei der Entwicklung eines Konzepts für die künftige Nutzung.
Bitter enttäuscht zeigt sich die Initiative nun davon, dass nichts vorangeht – und sich ein jahrelanges Warten abzeichnet. 2019 hatte das Baureferat angekündigt, eine Fachkraft einzustellen, die untersuchen sollte, mit welchem Aufwand sich der stark sanierungsbedürftige Jugendstil-Bau aus dem Jahr 1908 für eine provisorische Nutzung herrichten ließe – und wie teuer es wäre, den Komplex gleich richtig zu modernisieren. Insbesondere die Mängel beim Brandschutz stufte das Rathaus als gravierend ein.
Die Stelle fehlt bis heute
Bis heute gibt es diese Stelle nicht. Und auch externe Berater, die sich mit Zwischennutzungen auskennen, wolle die Stadt nicht hinzuholen, bedauert die Initiative, die weiter darauf drängt, nach dem Auszug der Feuerwehr rasch zumindest einen Teil der Wache beziehen zu dürfen.
Das Baureferat habe eine eingeschränkte Belegung anfangs nicht ausgeschlossen, betonen die Mitglieder. Inzwischen aber gewinnen sie den Eindruck, "dass sich die Stadt mit den rechtlichen Möglichkeiten einer Zwischennutzung überhaupt nicht ernsthaft auseinandersetzen möchte". Sie denken etwa an "provisorischen Brandschutz, mobile Heizzentralen, eine vertragliche Regelung von Haftungsfragen".
Ein jahrelanger Stillstand bedrohe das Vorhaben, sagen sie: "Glauben Sie, dass all die Initiativen und Ehrenamtlichen noch weitere drei bis fünf Jahre warten können?" Räume fehlten jetzt schon.
Auf FN-Nachfrage zeigt Oberbürgermeister Thomas Jung nur begrenzt Verständnis für die Klagen: "Ich verstehe, dass Menschen ungeduldig sind", sagt er. Allerdings könne die Initiative froh sein, dass das Projekt Alte Feuerwache weiter auf der Agenda der Stadt stehe.
Nürnberg setzt Kulturprojekte auf die Warteliste
Jung gibt zu bedenken: Nürnberg hat angesichts der Corona-Krise erst vor wenigen Tagen die meisten der geplanten Kulturprojekte – darunter den Umbau der dortigen Feuerwache 1 – auf die Warteliste gesetzt. Sie werden somit 2021 nicht begonnen, und sind auch nicht im Mittelfristigen Investitionsplan für die nächsten vier Jahr enthalten. Geplante Bauvorhaben im Schulbereich und für die Kinderbetreuung haben Vorrang.
So sei es auch in Fürth, betont der OB. "Da bitten wir um Verständnis: Die Kinder haben tatsächlich Priorität." In den kommenden Jahren stünden viele große Schulbaumaßnahmen an – für die Berufsschule II, das Heinrich-Schliemann-Gymnasium, das Helene-Lange-Gymnasium. Vielerorts müssen Schulen erweitert werden.
Personalmangel im Baureferat
Zugleich aber herrsche im Baureferat ein dramatischer Personalmangel. Bestimmt 20 Stellen seien unbesetzt. "Jeden Neuen, den wir finden, müssen wir erst einmal für die Projekte im Schul- und Kitabereich einsetzen", sagt Jung. Erst wenn dafür genügend personelle Ressourcen zur Verfügung stehen, könne man jemanden mit der Untersuchung der Wache beauftragen.
Es sei auch nichts Ungewöhnliches, sagt Jung, wenn von der Planung bis zur Realisierung eines ambitionierten Projekts Jahre vergehen. Beispielsweise habe es zehn Jahre gedauert, bis aus einer von Münchens Feuerwachen ein soziokulturelles Zentrum wurde. Die Sanierung des HLG habe man Eltern schon vor zehn Jahren versprochen. Und gar 18 Jahre Planungszeit vergingen, ehe die neue Feuerwache an der Kapellenstraße in Angriff genommen wurde.
Auch sei nicht daran zu rütteln, dass der unzureichende Brandschutz vor jeder Art von neuen Nutzung – selbst bei einer Übergangslösung – an heutige Anforderungen angepasst werden müsse. "Das Gebäude wird seit über 100 Jahren von der Feuerwehr genutzt – und sie sind der einzig mögliche Nutzer", sagt Jung – weil sie ein Feuer selbst löschen könnte.
Für Unmut bei der Initiative sorgt zudem, dass Kulturreferentin Elisabeth Reichert weiter dafür kämpft, dass in der Wache vor allem ein "Kultur- und Kreativzentrum" entsteht. Das aber sei als Kulturreferentin doch ihre Aufgabe, sagt Reichert. Die kunst galerie brauche dringend Platz. Ebenso wie beispielsweise Künstler, denen die Ateliers "Auf AEG" verloren gehen.
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