Barockbau
Fürther Marstall-Umbau: Fällt die Entscheidung 2022?
23.10.2021, 16:00 UhrEiner kommt, die anderen müssen gehen: 2022 wird, so schaut es aktuell aus, zum wegweisenden Jahr für die Zukunft des Marstalls auf dem Gelände des Burgfarrnbacher Schlosses.
"Bis Frühjahr müssen wir Klarheit haben", sagt OB Thomas Jung auf Anfrage – Klarheit darüber, ob Immobilieninvestor MIP den schwer in die Jahre gekommenen Sandsteinquaderbau, eines der prachtvollsten historischen Gebäude der Stadt, auf den Schönheits-OP-Tisch legt. Mit MIP-Chef Philipp Streng stehe er, Jung, "in gutem Austausch", ein soeben fertiggestelltes Statik-Gutachten stehe "einer weiteren Entwicklung nicht im Weg". Noch ist aber keine endgültige Entscheidung gefallen.
Blick zurück, Mai 2021: Für teils helle Aufregung in der Burgfarrnbacher Bevölkerung und für eine Unterschriftenaktion hatte die Nachricht gesorgt, dass MIP an der Sanierung des einstigen Prachtbaus – Inbetriebnahme war 1734 – interessiert sei und einen Mix aus Büros und Wohnungen plane. Aus dem maroden Bau wieder einen schönen Bau zu machen, sorgt dabei nicht für Bluthochdruck, wohl aber die Aussicht, dass der kulturelle Bezug des Marstalls in direkter Nachbarschaft zum Schloss verloren gehen und der barocke Charme einem stocknüchternen Kosten-Nutzen-Denken weichen könnte.
"Es muss sich rasch etwas tun", sagt CSU-Fraktionschef Max Ammon, zugleich Vorsitzender des Bürgervereins Burgfarrnbach. Zur jüngsten Sitzung des Kulturausschusses brachten die Fürther Christsozialen denn auch den Antrag ein, die Stadt möge zeitnah nach einer alternativen Örtlichkeit für das Frauenmuseum Ausschau halten.
"Gewisse Spannung"
Im Marstall-Erdgeschoss residiert nämlich seit 2003 der Verein Frauen in der Einen Welt, der mit seinen international vernetzten Ausstellungsprojekten für Aufsehen deutlich jenseits der Burgfarrnbacher Grenzen sorgt. Im Marstall darf der Verein, so ist es mit der Stadt vereinbart, bis Ende 2022 bleiben. Mit einem Start der Umbauarbeiten durch MIP rechnet auch Ammon kaum vor Ende 22, Anfang 23. Und dann?
"Wir sind gerade in einer gewissen Spannung", bekennt Vereins-Vorstandsmitglied Ariane Niehoff. Zwar sei die Lage des Marstalls vor den Toren der Stadt nicht eben förderlich für Laufpublikum, doch 220 Quadratmeter Ausstellungsfläche plus Lager, das sei nicht an der nächstbesten Ecke aufs Neue aufzutreiben.
Mit Fürths Drittem Bürgermeister Dietmar Helm (CSU) gab es vor wenigen Tagen einen von ihm initiierten Ortstermin, bei dem die Frauen einen etwaigen Alternativ-Standort für ihr Museum in Augenschein nehmen konnten. Würzburger Straße 476, gleich neben dem Restaurant "Zur Krone": eine Scheune in städtischem Besitz, derzeit als Lager für ausgediente Feuerwehr-Gegenstände dienend. Und: unter Denkmalschutz stehend.
Niehoff: "Die Scheune hat einen kleinen Vorplatz, ist gleich an der Bushaltestelle und nahe dem Bahnhof, das ist gut. Trotzdem wären wir wieder am Ende der Welt",auch stünde für Ausstellungen etwas weniger Platz zur Verfügung als im Marstall, was aber unter Umständen verschmerzbar wäre. Im Januar, auf seiner nächsten Jahreshauptversammlung, will der Verein entscheiden, ob der Ort infrage kommen könnte.
Nachteile: Außer Strom ist hier gar nichts vorhanden, kein Wasseranschluss, keine sanitären Anlagen, vom Zauberwort "energetische Sanierung" ganz zu schweigen. Der Ball liege jetzt, sagt Niehoff, bei der Denkmalschutzbehörde, die zunächst klären müsse, was hier überhaupt erlaubt sei; auch müsse die Stadt helfen, Fördergelder für dieses Projekt an Land zu ziehen. "Wir können das im Alleingang nicht stemmen."
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