Übergabe ans Stadtarchiv

Fritz Oerter: Der Warner in der Wüste aus Fürth

Armin Leberzammer

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12.8.2017, 16:00 Uhr
Stadtarchivchef Martin Schramm (v. li.). Oerter-Enkel Alfred Hierer, Kamran Salimi und Leonhard F. Seidl mit den Tagebüchern und Gedichtbänden des Fürther Kämpfers gegen die NS-Diktatur im Schloss Burgfarrnbach.

© Foto: Leberzammer Stadtarchivchef Martin Schramm (v. li.). Oerter-Enkel Alfred Hierer, Kamran Salimi und Leonhard F. Seidl mit den Tagebüchern und Gedichtbänden des Fürther Kämpfers gegen die NS-Diktatur im Schloss Burgfarrnbach.

Schramm freut sich, dass die handschriftlichen Dokumente jetzt einen Platz im Archiv gefunden haben, "denn sie dürften auch für die überregionale Forschung interessant sein." Oerter, ein Anhänger des Anarcho-Syndikalismus, sei ihm als Historiker bereits während des Studiums ein Begriff gewesen. "Dass er aus Fürth stammt, war mir dagegen nicht bewusst", so Schramm.

Möglich wurde die Übereignung durch die Recherchen von Kamran Salimi und Leonhard F. Seidl, die durch einen Artikel in den Fürther Nachrichten auf Fritz Oerter aufmerksam wurden und unabhängig voneinander zu forschen begannen. Während Salimi sich bei FürthWiki engagiert, war der Forschergeist von Seidl geweckt, weil Oerters Biographie aus seiner Sicht Interessantes für einen geplanten Roman bereithält.

Die Suche führte beide schließlich nach Cadolzburg, wo der 91-jährige Enkel von Fritz Oerter, Alfred Hierer, lebt. Der besaß nicht nur die eng beschriebenen Tagebücher des Großvaters, sondern kann sich auch noch sehr gut persönlich an diesen erinnern. Von der Gustavstraße, wo Hierer mit seinen Eltern lebte, war es nur ein Katzensprung in die Untere Fischerstraße. "Ich war sehr häufig bei meinen Großeltern", erzählt Hierer, der sich zudem an Oerters Leihbücherei erinnert.

"Kultur und Bildung für jeden war ihm sehr wichtig", sagt Leonhard F. Seidl, der Wert darauf legt, den Begriff "Anarchismus" nicht negativ zu belegen: "Das hat nichts mit Gewalt und Gesetzlosigkeit zu tun, sondern mit größtmöglicher Freiheit für alle und Unterdrückung von niemandem." Die nun archivierten Tagebücher beschreiben den Alltag der Jahre 1914/15 sowie 1932/33 – also an entscheidenden Wegmarken deutscher Geschichte – und kommentieren das Weltgeschehen.

Das Unglück vorhergesehen

Als Pazifist und Antimilitarist habe Oerter gerade zu Beginn des Ersten Weltkriegs eine "objektive Außensicht" bewahrt und das Unglück kommen sehen, während andere – vornehmlich Mitglieder des Bürgertums - jubelnd in den Krieg taumelten. War diese Zeit bereits mit schweren Nöten und Hunger verbunden, brachte die NS-Zeit für Oerter schließlich sogar Verfolgung und Haft.

Als Kritiker der Nazis wurde er 1935 verhaftet und wahrscheinlich misshandelt. Es wird vermutet, dass sein Bruder, der nach Anfängen bei den Anarcho-Syndikalisten zu den Nationalsozialisten übergelaufen ist und sogar Landtagsabgeordneter wurde, ihn freibekam. Dennoch starb er kurz nach der Haft, wahrscheinlich an deren Folgen, an einer Lungenentzündung. Neben den zwei Tagebuch-Bänden – ob es weitere gibt, ist unbekannt – hat das Stadtarchiv auch handschriftliche Zitate und Gedichtbände erhalten. Sie sind mittlerweile aus der Sütterlin-Handschrift übertragen und können im Lesesaal im Burgfarrnbacher Schloss somit ohne großen Aufwand gelesen werden.

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