EhrenWert-Preis

Eigener Verein: Wie eine Fränkin Kindern in Nepal hilft

2.11.2021, 08:56 Uhr
Margit Eggemann beim Besuch in Nepal.

© himalaya friends e.V., NNZ Margit Eggemann beim Besuch in Nepal.

Irgendwann kann Margit Eggemann nicht mehr anders. Sie weint. Die jungen Menschen um sie herum sehen die Tränen, die ihr über die Wangen laufen. Die Mädchen und Jungen sind irritiert. Denn sie haben einen Grund zum Feiern: Ihre durch ein Erdbeben vier Jahre zuvor zerstörte Schule öffnet wieder. Auch dank der Frau aus dem fernen Deutschland mit den blonden, hochgesteckten Haaren. Und den Freudentränen.

Pure Freude bei Kindern

"Die Gefühle haben mich einfach überwältigt", erinnert sich Margit Eggemann an diesen Tag im September 2019. Die vielen Kinder, die sogar Spalier stehen, als sie und ihre Mitreisenden die Schule in Ghara besuchen. Und die Freude, die sie in deren Gesichter sieht. Das lässt die gebürtige Nürnbergerin bis heute nicht los.


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So wie dieses Land, das sie vor 25 Jahren eher zufällig besucht hat. Eggemann reist damals durch Südostasien. Sie ist auf dem Weg nach Goa in Indien, als ihr mitgeteilt wird, dass aus der Tour dorthin doch nichts wird. "Warum nicht Nepal", schlägt der Reiseveranstalter vor. Margit Eggemann sagt zu und erfährt in dem Land, in dem sich acht der vierzehn weltweit höchsten Berge befinden, eine "Offenheit und Herzlichkeit, wie ich sie noch nie erlebt habe".

Viel Armut in Nepal

Die gelernte Fremdsprachenkorrespondentin hat viel von der Welt gesehen. Südostasien weckt immer wieder ihr Interesse. Aber ihr Herz schlägt neben ihrer fränkischen Heimat nur für Nepal. Bei ihren Besuchen lernt Eggemann das Land lieben, sieht aber auch die Armut, die dort herrscht. Und die Probleme, mit denen die Nepalis zu kämpfen haben.

Mitglieder der Himalaya-Friends besuchen die Schul-Neueröffnung in Ghara.

Mitglieder der Himalaya-Friends besuchen die Schul-Neueröffnung in Ghara. © himalaya friends e.V., NNZ

Vor allem die Kinder, von denen viele in Waisenhäusern aufwachsen. "Wenn ein Elternteil stirbt und der andere einen Partner findet, werden die Kinder oft nicht akzeptiert", erklärt Eggemann. Weil gerade Frauen oft abhängig vom Einkommen eines Ehemanns seien, bleibe ihnen oft nichts anderes übrig: Statt sie verhungern zu lassen, schicken sie die Kinder ins Heim.

Kinder wie Rohan. Er ist Margit Eggemanns Sohn. 2007 hat sie den damals Vierjährigen aus Nepal adoptiert, längst ist auch er aus tiefstem Herzen Franke. Seine Mutter will aber nicht nur Rohan helfen, sondern mehreren Kindern. Schon früher packt sie in ihren Reisekoffer statt eigene Sachen lieber Kleidung für Kinder, die sie in Nepal verschenken kann.

2008 ist ihr das nicht mehr genug. Im selben Jahr wird die Hilfsorganisation "Unicef" von einem Veruntreuungsskandal erschüttert. "Also haben wir uns gesagt: Wir machen einen eigenen Verein, bei dem 100 Prozent der Spenden in Nepal landen."

Verein mit 45 Mitgliedern

Wir, das sind Margit Eggemann, ihr Mann und ihr Freundeskreis. Inzwischen haben die "Himalaya Friends" mit SItz in Zirndorf 45 Mitglieder, nicht nur in Franken, sondern deutschlandweit. "Wir sind nicht wahnsinnig viele, aber wir haben ein Dutzend sehr engagierte Mitglieder", sagt die Gründerin. Gemeinsam unterstützen sie zahlreiche Projekte, wie den Bau eines Kinderhauses und den Unterhalt der kleinen Bewohner. Sie helfen beim Ausbau der Landwirtschaft, finanzieren Gewächshaus, Traktor, Kuhstall und Hühnerfarm.

Eggemann leitet den Verein, sie koordiniert alle Aktionen, organisiert Veranstaltungen und wirbt neue Mitglieder. "Ihre Begeisterung für die Hilfe dieser Kinder in Nepal überträgt sie mühelos auf alle anderen Helfer und Spender", sagt Vereinsmitglied Georg Schwemmer.

Mädchentoilette gebaut

Ein Kinderheim in Katmandu kann mit den Spenden aus Deutschland eine Wasseraufbereitungsanlage anschaffen und eine extra Toilette für Schülerinnen bauen, damit die nicht mehr aufs Jungsklo müssen. Nach einem Erdbeben sammeln sie Geld für Notunterkünfte, Essenspakete und den Wiederaufbau der Schule.

Margit Eggemann hat ein Herz für Kinder.

Margit Eggemann hat ein Herz für Kinder. © himalaya friends e.V., NNZ

Mindestens einmal im Jahr reist ein Vereinsmitglied auf eigene Kosten nach Nepal, um sich vom Einsatz der Spenden zu überzeugen. Mehr als zehn Mal war Eggemann schon dort und schwärmt von der Gastfreundschaft. "Für Nepalis ist ein Gast wie ein Gott, auch wenn die Menschen nicht viel haben, geben sie lieber als zu nehmen."

Immer mit im Gepäck: eine Kamera. "Ich bin keine Fotografin, aber ich fotografiere wahnsinnig gerne", sagt Eggemann. Aus ihren Aufnahmen, denen der anderen Mitglieder und der lokaler Fotografen aus Nepal bringt der Verein jedes Jahr einen Kalender heraus. Der Erlös kommt wieder den Kindern zugute.

Pro Monat ein Spruch

Margit Eggemann bringt die Kalender nicht nur unter die Menschen, sie ist auch für das Layout zuständig. Und für die Sprüche, die auf jeder Seite zu lesen sind und die die Menschen einen Monat lang begleiten. Mit der Suche nach diesen Gedanken verbringt sie viel Zeit, die Aphorismen sollen gut passen. Wie das Zitat von Albert Einstein, das auf der Internetseite der Himalaya-Freunde zu lesen ist. "Es gibt keine großen Entdeckungen und Fortschritte, solange es noch ein unglückliches Kind auf Erden gibt."

Infos zum Verein unter www.himalaya-friends.de.

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