
Die scheinbar unendliche Altstadtsanierung
So manchem Langenzenner, der in der Altstadt wohnt, arbeitet oder einkauft, kommt es wie eine unendliche Geschichte vor. Kaum sind an einer Ecke die Baustellenfahrzeuge verschwunden, rücken sie an anderer Stelle schon wieder an. Derzeit ist ein Teil der Hindenburgstraße an der Reihe. Voraussichtlich noch bis November wird dort gebaggert. Um den Verkehr zu beruhigen, erklärt Stadtbaumeister Anton Meier, werde die Fahrbahn verengt, für Fußgänger und Begrünung soll mehr Platz geschaffen werden.
Es handelt sich dabei um einen „Lückenschluss“ zwischen dem bereits neu gestalteten Oberen Markt und dem Marktplatz, der voraussichtlich 293000 Euro kosten wird. Die Stadt hofft dafür auf Fördermittel in Höhe von 175000 Euro. Der Eindruck, dass in der Innenstadt ständig irgendwo eine Baustelle ist, täuscht tatsächlich nicht, wie Meier bestätigt. Denn im Rahmen der Altstadtsanierung gab es in den vergangenen zehn Jahren in Langenzenn 19 öffentliche und vier private Baustellen, wie er nachrechnet.
Zu den öffentlichen Projekten zählten unter anderem die Neugestaltung des Oberen Markts und der Oberen Ringstraße, des Prinzregentenplatzes und der Alten Zennstraße, zu den privaten die Sanierung der Neumühle. Die öffentliche Hand investierte dafür rund 3,2 Millionen Euro. Davon kamen aus dem Städtebauförderprogramm von Bund und Land 1,3 Millionen Euro.
Ende der 1970er Jahre, so Meier, hätten viele Kommunen begonnen, ihre Altstädte zu sanieren. In Langenzenn lag der Schwerpunkt zunächst auf den Liegenschaften der Stadt wie dem Rathaus, dem Spital oder der Bücherei. Erst seit 2000 werden verstärkt die öffentlichen Freiflächen in Angriff genommen, seitdem gibt es fast jedes Jahr ein Projekt — und zwar nicht ohne Hintergedanken: Wenn die Stadt ihre Plätze und Straßen umgestaltet, übe sie damit einen „moralischen Druck“ auf die Besitzer der angrenzenden Privathäuser aus, erklärt Meier.
Aus städtebaulicher Sicht ist dieser sanfte Druck durchaus erwünscht, denn auch Gebäude, die sich entlang der umgestalteten Straßen und Plätze in der Altstadt befinden, sollen langfristig schöner werden. Vorschreiben kann die Stadt das nicht , aber ein gutes Beispiel geben. „Auf einen Euro, der für eine öffentliche Maßnahme investiert wird, kommen acht Euro, die Privatpersonen in die ,Randbauten‘ investieren“, beschreibt der Stadtbaumeister das Prinzip der Altstadtsanierung.
City-Manager soll vermitteln
Seit diesem Jahr gehört dazu aber auch noch eine andere Säule. Mit ihrer gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft GWG will Langenzenn nach dem Vorbild anderer Städte in die Gebäudesanierung einsteigen. Zudem soll ein City-Manager bald dafür sorgen, die Distanz zwischen Bürgern und Verwaltung zu überwinden, sagt Meier.
Ein Ende der Altstadtsanierung ist vorerst nicht in Sicht, 15 bis 20 Jahre werde es bestimmt noch Projekte geben, sagt Meier. Was im kommenden Jahr angepackt werden soll, steht noch nicht fest.
Doch wo ständig gebaut wird, dort geht es nicht ohne Lärm, Dreck und Straßensperren, das weiß auch der Stadtbaumeister: natürlich gebe es immer wieder Beschwerden der Anwohner.
Härter als diejenigen, die zum Beispiel für ein paar Monate nur über einen provisorischen Steg in ihr Haus gelangen, trifft es allerdings die Gewerbetreibenden. Laut Jochen Gsänger, Ortsvorsitzender des Bundes der Selbstständigen, dem in Langenzenn 66 Mitglieder angehören, leiden die Geschäfte in der Altstadt massiv unter den Bauarbeiten und den damit verbundenen Verkehrsbeeinträchtigungen.
„Wenn sich das noch länger hinzieht, stirbt ein Geschäft nach dem anderen“, sagt Gsänger. Aber kann es den Geschäften nicht irgendwann nützen, dass sie in einer herausgeputzten Altstadt liegen? „Die Frage ist, ob sie so lange durchhalten, ob es dann überhaupt noch Geschäfte in der Altstadt gibt, wenn die ganzen Baumaßnahmen einmal abgeschlossen sein werden“, bleibt Gsänger skeptisch.
Die derzeit Betroffenen geben sich große Mühe, unter den erschwerten Bedingungen für ihre Kunden erreichbar zu bleiben. Die Bäckerei Jakob etwa, deren Geschäft durch die Bauarbeiten nicht erreichbar ist, ist mit einem Verkaufswagen auf den Martin-Luther-Platz umgezogen, die Sparkasse weist mit Schildern den Weg zu ihrer Eingangstür.
Und selbst die, die nicht direkt betroffen sind, merken Gsänger zufolge, dass Kunden ausbleiben, weil diese die Baustelle in der Innenstadt großräumig umfahren — und ihre Einkäufe anderswo erledigen.
Ob es nur an den Bauprojekten im Zuge der Altstadtsanierung liegt, dass in den vergangenen Jahren einige Geschäfte in der Langenzenner Innenstadt geschlossen haben oder umgezogen sind, wie zuletzt der Geschenkeladen „Dies und Das“ an der Rosenstraße oder vorher die Bücherstube und ein Kindermodegeschäft an der Hindenburgstraße, lässt sich nicht sagen.
Selbstverständlich ist es nicht die Absicht der Stadt, die Geschäfte zu vergraulen, will sie doch — wie Meier versichert — die Innenstadt mit den Sanierungsmaßnahmen „lebendiger“ machen. Doch jedes Jahr eine Baustelle in der Innenstadt, bis zum Weihnachtsgeschäft, das sei für die Gewerbetreibenden „eine sehr schwierige Situation“, sagt Gsänger.
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