Hier haben Radler Vorfahrt

Bahn frei: Erste Fahrradstraße in Fürth eingeweiht

22.6.2021, 08:00 Uhr
Nebeneinander fahren ist in der Dambacher Straße ausdrücklich erlaubt.

© Foto: Hans-Joachim Winckler Nebeneinander fahren ist in der Dambacher Straße ausdrücklich erlaubt.

Jetzt hat Fürth auch ganz offiziell seine erste Fahrradstraße, die dieser Bezeichnung auch gerecht wird. Seit am Montagmittag die neuen Verkehrsschilder enthüllt wurden, gilt in der Dambacher Straße auf einer Länge von einem Kilometer: Radlerinnen und Radler haben hier Vorfahrt - auch in den westlich der Schwabacher Straße gelegenen Bereichen der Karolinen-, Johannis- und Herrnstraße.

Viele Autofahrer trauten zunächst ihren Augen nicht, war doch ihre gewohnte Strecke quasi über Nacht zur Einbahnstraße erklärt worden: Sie mussten Kehrt machen, während die Radler fröhlich weiterfahren durften. Als Ausweichroute hat die Dambacher Straße für den Autoverkehr ausgedient, nur Anwohner dürfen noch passieren, müssen aber wegen der neuen Einbahnregelungen Umwege in Kauf nehmen.


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Die Stadt verspricht sich durch die schon während der Bauphase heftig diskutierten Maßnahme mehr Sicherheit und mehr Lebensqualität. Gestritten wurde im Vorfeld vor allem über die in den Augen von Kritikern zu hohen Kosten, aber auch über die Verlagerung von Anwohnerparkplätzen auf die Seite des Wasserschutzgebiets.

"Die Diskussion war leidenschaftlich", bekannte Oberbürgermeister Thomas Jung während der Einweihung. Hier aber sei Geld sinnvoll in den Verkehr der Zukunft investiert worden, findet er. Mit Blick auf die immensen Summen, die der Klimawandel verschlingen werde, sagte Jung: "Den Menschen muss der Umstieg auf umweltfreundliche Verkehrsmittel auch schmackhaft gemacht werden."

Er verweist darauf, dass mit 60.000 Euro ein beträchtlicher Teil des Geldes auf die Beseitigung des Kopfsteinpflaster-Stücks auf Höhe des Logenhauses entfiel: "Dazu stehe ich auch", so Jung, das sei ein deutlicher Fortschritt für den Fahrkomfort.

Gerade auch mit Lastenrädern kommt man hier gut voran.

Gerade auch mit Lastenrädern kommt man hier gut voran. © Hans-Joachim Winckler, NN

Die Gesamtkosten für die Fahrradstraße belaufen sich auf 280.000 Euro. Mit 80.000 Euro schlug die aufwendige Markierung und Beschilderung zu Buche, 140.000 Euro verschlangen die teilweise Erneuerung des Deckenbelags und die Umgestaltung der Parkflächen. Hans Pösl, Leiter des städtischen Tiefbauamts, gibt indes zu bedenken, dass in manchen Bereichen in naher Zukunft ohnehin Fahrbahnerneuerungen angestanden hätten.

"Der Aufwand hat sich gelohnt", meint auch Baureferentin Christine Lippert. Gerade die Beschriftung und Markierung etwa der Seitenstreifen gebe Radfahrern ein sicheres Gefühl. Mit Blick auf die Erfahrungen mit dem bereits 2019 vom Stadtrat beschlossenen Projekt zeigt sie sich zuversichtlich, dass sich die nächsten Fahrradstraßen zügiger umsetzen lassen.


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Gedacht ist zunächst an eine Verlängerung in die Austraße, im Gespräch sind aber auch Hardstraße (Hardhöhe) und Alte Reutstraße (Poppenreuth/Ronhof). Im Herbst will die Verwaltung dem Stadtrat Vorschläge machen. Lippert verweist darauf, dass die jetzt eingeweihte Route auch ein wichtiger Schritt auf dem Weg der Stadt sei, wie der Landkreis Fürth Vollmitglied in der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen in Bayern (AGFK) zu werden.

Aus seinen Beobachtungen der vergangenen Wochen schließt Olaf Höhne vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) in Fürth, dass die neue Strecke von den Radlerinnen und Radlern bereits "wunderbar angenommen" werde: "Diese Straße ist absolut sinnvoll", findet er.

Höhne wünscht sich für die Zukunft, dass Fürth ein gut ausgebautes Netz von Fahrradstraßen bekommt. Mit anderen ökologisch orientierten Gruppen will der ADFC der Stadt noch im Sommer seine Liste für eine Vernetzung bereits vorhandener Strecken vorstellen.

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