Gute und schlechte Nachrichten
Bäckerei-Azubis lernen auch künftig in Fürth - doch es mangelt an Bewerbern
3.5.2024, 15:00 UhrEine gute und eine schlechte Nachricht brachte der Direktor des Berufsschulzentrums (BSZ) Fürth, Ralf Dambier, zur Jahreshauptversammlung der Bäckerinnung Fürth-Neustadt/Aisch mit. Die gute: Die fachliche Beschulung in den Bäckereiberufen am BSZ bleibt erhalten und wird durch die Konzentration auf zwei staatliche Schulen gewissermaßen gestärkt. Die schlechte: Wegen der Veränderungen bei den Schulsprengeln wird in Absprache mit der Regierung von Mittelfranken von Tagesbeschulung (ein Tag pro Woche) auf Blockbeschulung (jeweils eine Woche am Stück) umgestellt – für viele Betriebe mit knappem Personal sei das schwer zu verkraften, heißt es in einer Pressemitteilung der Innung.
"Das wird uns noch mehr Lehrlinge kosten", habe Innungs-Lehrlingswart Steffen Mergenthaler (Scheinfeld) in der Sitzung im Gasthof "Kohlenmühle" in Neustadt prophezeit. Denn Blockbeschulung erschwere die Einsatzplanung in Produktion und Verkauf und sei bei potenziellen Azubis unbeliebt.
Wie ernst die Lage im Nachwuchsbereich ist, untermauerte er mit Zahlen: 26 aktive Betriebe der Innung bilden derzeit nur vier Lehrlinge im Bäckerhandwerk aus – einen im ersten, zwei im zweiten und einen im dritten Lehrjahr. Im Bäckerei-Fachverkauf sind es zehn Azubis (3/4/3).
Laut BSZ-Direktor Dambier soll es für die Bäckereiberufe künftig nur noch zwei staatliche Berufsschul-Standorte im Bezirk geben – Fürth und Weißenburg/Gunzenhausen. Nürnberg hat zudem noch eine städtische Berufsschule. Für staatliche Schulen gelten Untergrenzen von sechs Azubis pro Berufsgruppe und 16 für Bäckerei und Fachverkauf gemeinsam.
Kurz- und mittelfristig sollten diese Zahlen sichergestellt werden. Aber: "Der Schulstandort Fürth ist perspektivisch trotzdem in Gefahr, wenn die Lehrlingszahlen sich nicht stabilisieren." Die Blockbeschulung soll stufenweise mit der 10. Klasse beginnen (acht bis neun Wochen jährlich). Auch die Überbetriebliche Lehrlingsunterweisung im Fortbildungszentrum der Handwerkskammer für Mittelfranken wird es weiterhin geben.
Auf Antrag von Steffen Mergenthaler beschloss die Innung ein Schreiben an die Regierung; man bringt darin den Wunsch zum Ausdruck, dass künftig alle Azubis aus dem Landkreis Neustadt-Bad Windsheim, der bisher zum Teil im Schulsprengel Ansbach lag, in Fürth die Berufsschule besuchen – auch die aus großen Filialbetrieben.
Obermeister Karl Gräf (Seukendorf) nannte neben Personal- und Nachwuchsmangel weitere Problemfelder des Bäckerhandwerks: die hohen Energiepreise als Kostenfaktor, die Inflation und die Bürokratie sorgten dafür, dass pro Jahr in Deutschland 600 bis 800 Bäckereien schließen. Bei Themen wie Bon-Pflicht, elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung oder Verpackungs-Verordnung beschleiche ihn und seine Kollegen im Landesinnungsverband das Gefühl, dass viele Politiker "weit weg von der Realität in Handwerksbetrieben" agieren. Sie orientierten sich wohl vor allem an Bedürfnissen der Industrie.
Die Innung hat nach Angaben von Geschäftsführer Thomas Mörtel derzeit 46 Mitglieder, davon sind 26 backende Betriebe. Im Vergleich zu 2023 sei die Zahl stabil geblieben. Da die Personaldecke für Vorstandsposten aber dünner werde, beschloss man eine Anpassung der Satzung: Künftig muss der Vorstand nicht mehr aus Obermeister, Stellvertreter und sechs Mitgliedern bestehen, sondern kann eines bis drei weitere Mitglieder zählen.
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