Kommentar

Wie das Musikfest ION beweist, dass es unter schwierigen Bedingungen bestehen kann

4.7.2021, 10:11 Uhr
Starke Eröffnung des 70. Musikfests ION: Anna Prohaska sang Bach.

© Kathi Meier/ Spiegelhof Fotografie Starke Eröffnung des 70. Musikfests ION: Anna Prohaska sang Bach.

Keine Frage, anders als der von höchsten Stellen gebauchpinselte Europameisterschafts-Fußball, bei dem trotz prekärer Corona-Lage Zigtausende in die Stadien dürfen, leidet die Kultur nach wie vor vielerorts unter den Pandemievorschriften.

Spannende Nürnberger Erstaufführung: Taiko-Meister Takuya Timiguchi trommelte in Wilfried Hillers "Schöpungsmusik".

Spannende Nürnberger Erstaufführung: Taiko-Meister Takuya Timiguchi trommelte in Wilfried Hillers "Schöpungsmusik". © KATHI MEIER / SPIEGELHOF FOTOGRA, NNZ

Man hat es beim nun zu Ende gehenden Musikfest ION gesehen: Es macht nun einmal einen psychologischen Unterschied, ob eine Kirche nur zu einem Drittel besetzt sein darf oder ob die sakrale Hütte wirklich voll ist.

Doch das Musikfest ION hat im 70. Jahr seines Bestehens diese Hürde mit Bravour gemeistert, hat mit Streams und Rundfunkübertragungen Alternativen zum Live-Erlebnis geboten.

Hat dem ION-Programm mit kluger Reduktion viel Tiefe gegeben: ION-Intendant Moritz Puschke.

Hat dem ION-Programm mit kluger Reduktion viel Tiefe gegeben: ION-Intendant Moritz Puschke. © Foto: Thomas Radlwimmer/ ION

Und es hat vor allem mit einem klug auf kleine Besetzungen aufbauenden Programm den personellen und finanziellen Corona-Einschränkungen Rechnung getragen.

Es ist das Verdienst von Intendant Moritz Puschke und seinem Team, trotz dieser Restriktionen ein künstlerisch erfüllendes und in die Tiefe gehendes Programm geschaffen zu haben.

Die Schönheit des A Cappella-Gesangs feierte Sjaella beim 70. Musikfest ION in der Egidienkirche.

Die Schönheit des A Cappella-Gesangs feierte Sjaella beim 70. Musikfest ION in der Egidienkirche. © KATHI MEIER / SPIEGELHOF FOTOGRA, NNZ

Die stilistisch vielfältige Huldigung des „Instruments des Jahres“, der Orgel, Wilfried Hillers Oratoriums-Neuschöpfung oder Anna Prohaskas die Corona-Nöte reflektierendes Bachkantaten-Programm seien hier nur als Beispiele genannt.

Dass wir in Zeiten permanenter Transformation leben, zeigen nicht nur die Brüche in der Arbeitswelt oder die ständigen Mutationen eines unter Bekämpfungsdruck stehenden Virus.


Starsopranistin Anna Prohaska eröffnet 70. Musikfest ION


Das zeigt als künstlerisches Bekenntnis dieser ION auch das in ein Lichtkunstwerk verwandelte, virtuell in die Welt getragene Mozart-Requiem.

Bei so viel Innovationsfähigkeit muss einem um das Musikfest ION nicht bange werden. Wichtig aber ist, dass die Förderer dies anerkennen und auch bei einem formal reduziert wirkenden Programm – das doch viel Großes beinhaltete – bei der Stange bleiben und für die nötigen, tragfähigen Rahmenbedingungen sorgen.


Das Aus für den Fränkischen Sommer 2021 wirft viele Fragen auf


Wie schnell sonst ein Festival aus der Kurve fliegen kann, zeigt derzeit leider das traurige Beispiel des Fränkischen Sommers.

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