Ein Abo für das Filmtheater

Flatrate fürs Kino: Kommt das Erfolgsmodell jetzt auch nach Nürnberg?

Ameera Lumb

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5.8.2023, 10:01 Uhr
Kommt die Kino-Flatrate auch bald nach Deutschland?

© Jens Kalaene, dpa Kommt die Kino-Flatrate auch bald nach Deutschland?

Vom Rückzug ins Private, der durch Corona extrem befeuert wurde, erholten und erholen sich die Kinos nur langsam. Netflix und andere Streamingdienste bekamen dadurch einen Boom, während Kinobesuche gewaltig zurückgingen. Um auch da gegen zu wirken, möchte man nun auch ein Kinoabo in Deutschland einführen, welches von bereits erfolgreichen Konzepten in den Niederlanden, Österreich und Belgien inspiriert ist.

Vorreiter "Cineville"

Schon 2009 kamen niederländische Kinofans auf die Idee, ein Abosystem ins Leben zu rufen, das Programmkinos vernetzt und den Kinobesuch günstiger macht. Die Idee ging auf: "Cineville" startete mit 13 Kinos, 2022 ist die Zahl auf 55 angewachsen. Und es läuft weiterhin gut: Neuste Rekordzahlen reden von über 55.000 Abonnements.

Auch experimentierfreudiger ist das niederländische Abo-Publikum geworden, sodass kunstvolle Arthouse-Filme wieder gesehen werden. Das ist ebenso ein wiederkehrendes Problem kleiner Kinos: Mainstream versus Arthouse.

Nonstop- dein Kinoabo

In Österreich läuft das Modell seit 2022 unter dem Namen "Nonstop – dein Kinoabo". Das Projekt ist als Verein organisiert, der mittlerweile 18 Partnerkinos aus Wien, Oberösterreich, Salzburg, Tirol, Steiermark und Niederösterreich versammelt. Mit einem Preis von 22 Euro monatlich für unbegrenzt viele Kinobesuche, ging es im Frühjahr 2023 in die erste Runde.

Nun auch in Deutschland

Zu Beginn soll im Spätsommer 2023 eine Projektphase in Hamburg, Köln, Nürnberg und Freiburg stehen, bei der die Plattform technisch umgesetzt und erprobt werden kann - in möglichst allen Arthouse-Kinos der Städte. Kurz darauf soll dann das Modell noch in diesem Jahr für alle interessierten Arthouse- und Filmkunstkinos geöffnet werden.

Finanziert werden soll der Anlauf durch Fördergelder, die auf europäischer Ebene beim Programm “Collaborate to Innovate” von Europa Cinemas, auf nationaler Ebene bei der Filmförderungsanstalt und auf Länderebene bei den Förderinstitutionen der jeweiligen Bundesländer beantragt werden.

Der günstige monatliche Abo-Preis soll Kinogänger:innen motivieren, mehr zu experimentieren und sich auf ungewöhnliche Angebote abseits des Mainstreams einzulassen. Viele Kinos in Deutschland machen mit, unter anderem auch das Casablanca Nürnberg und das Filmhaus Nürnberg.

Stimmen aus Nürnberg

"In Nürnberg ist es gut, weil alle kleinen Kinos mitmachen: Meisengeige, Metropolis, Komm-Kino, Babylon, und auch die Lammlichtspiele haben Interesse signalisiert. So nehmen wir niemanden was weg", bestätigt Matthias Damm vom Casablanca Nürnberg. Das Abo soll sich preislich dem in Österreich ähneln: "Knapp über 20 Euro, eventuell auch je nach Alter beziehungsweise mit Studi-Nachlass", sagt Damm.

Ob das in Nürnberg nötig ist? "Erfreulicherweise haben wir keine Probleme mit den Besucherzahlen, seit Weihnachten 2022 sind die Zahlen besser als von 2019 vor Corona. Das Thema ist eher, dass das Publikum jünger ist als früher", sagt Damm.

Durch das Kino-Abo, was auch Cineville heißen soll, möchten die Betreiber es vor allem den jüngeren Menschen erschwinglicher machen und Mut geben, experimentierfreudiger zu sein, so wie man es in den Niederlanden beobachten konnte.

"Unser Programmkonzept haben wir auch auf das jüngere Publikum angepasst, und zeigen abgefahrenere Filme, die man sich vielleicht nicht sofort anschauen würde", erzählt Damm.

Auf die Frage, wann es circa an den Start geht, heißt es: "Es ist noch viel Arbeit bis dahin und gerade arbeiten wir an den Anträgen zur Förderung. Herbst 2023 ist in Planung. Wir möchten Weihnachten 2023 dann bundesweit aktiv sein."
Bis dahin, kann man auf der offiziellen Website cineville.de immer up to date bleiben.

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