Kritik an Streitkräften

Klimaaktivisten am Werk: Gefälschte Bundeswehr-Plakate in Erlangen aufgetaucht

Nina Dworschak

Erlanger Nachrichten/ Nordbayerische Nachrichten

E-Mail zur Autorenseite

14.6.2023, 18:09 Uhr
Zum Tag der Bundeswehr hängte das Känguru-Kollektiv falsche, aber täuschend echt aufgemachte Bundeswehr-Plakate in verschiedenen Erlanger Bushaltestellen, wie hier am Zollhausplatz, auf. 

© Harald Sippel, NN Zum Tag der Bundeswehr hängte das Känguru-Kollektiv falsche, aber täuschend echt aufgemachte Bundeswehr-Plakate in verschiedenen Erlanger Bushaltestellen, wie hier am Zollhausplatz, auf. 

"Nicht jeder Soldat ist ein Nazi", "Ausbeutung gewaltsam verteidigen", "Munition & Menschenleben: Ein bisschen Schwund ist immer" - was auf verschiedenen Plakaten in Erlangen am Mittwoch, den 14. Juni, zu lesen war, klingt nicht nach guter Werbung. Das ist sie auch nicht, obwohl diese vorgeblichen Werbeplakate denen der Bundeswehr zum Verwechseln ähnlich sehen. Sie waren in verschiedenen Plakatkästen an Erlanger Bushaltestellen angebracht, nicht von der Bundeswehr, sondern von einer ganz anderen Gruppe: dem Känguru-Kollektiv.

Die Klimaaktivisten, die sich selbst "Klimagerechtigkeitsgruppe" nennen, sind in Erlangen bereits bekannt. Schon 2022 tauchten gefälschte Plakate zum 9-Euro-Ticket auf, zuletzt haben die Känguru-Aktivisten durch ihre Protestaktion auf dem Turm der Erlanger Stadtwerke auf sich aufmerksam gemacht. Sie treten in der Regel anonym auf, um nicht strafrechtlich belangt zu werden. Ihr Ziel ist es, Aufmerksamkeit auf klima- und sozialpolitische Themen zu lenken.

Kritik an der Bundeswehr

"Wir haben die Plakate gestern Nacht aufgehängt, insgesamt waren es elf Stück", erzählt einer der Aktivisten unserem Medienhaus am Telefon. Sie sollen zum Tag der Bundeswehr am 17. Juni sowie zur derzeit stattfinden Großübung "Air Defender 2023" die Kritik gegenüber der Institution "Bundeswehr" in den Fokus rücken. Gemeint sind damit Fälle von Rechtsextremismus bei Mitgliedern von deutschen Streitkräften, die zuletzt für Aufmerksamkeit sorgten. Außerdem sei das Känguru-Kollektiv generell gegen Militarismus, nicht nur in Deutschland.

Auslandseinsätze kritisiert

Daher werden in einer Pressemitteilung auch generell Auslandseinsätze der Bundeswehr kritisiert. Warum das Thema für sie als Klimaaktivisten interessant ist: "Klimagerechtigkeit heißt auch, sich mit sozialen Sachen zu beschäftigen." Ein Klimaaktivist wirbt in der Pressemitteilung auch dafür, die Bundeswehr komplett aufzulösen: "Während immer wieder gesagt wird, dass für Dinge das Geld fehlt, sei es nun Klimaschutz oder soziale Maßnahmen, wird gleichzeitig massiv Geld in die Aufrüstung gesteckt. Aufrüstung und mehr Waffen machen die Welt nicht sicherer, sondern es drohen mehr Kriege."

Die Sprüche auf den Plakaten seien satirisch zu verstehen. Auf Nachfrage teilte ein Aktivist mit, dass die Plakate nur in Erlangen aufgehängt wurden, weitere Aktionen zu dem Thema seien nicht geplant. Selbst entworfen hätte man die Publikationen nicht, die Motive seien von anderen Gruppen in Deutschland übernommen. Vor Konsequenzen fürchte man sich nicht, bei der vergangenen Plakat-Aktion (9-Euro-Ticket) im Sommer 2022 sei ihnen die Polizei nicht auf die Schliche gekommen, anders bei der weniger anonymen Stadtwerke-Turm-Aktion.

Staatsschutz ermittelt

Die Polizei ist am Nachmittag durch einen Instagram-Post des Kollektivs auf die Plakate aufmerksam geworden. Auf Nachfrage teilte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Mittelfranken mit, dass die Publikationen entfernt wurden. Die Ermittlungen übernimmt nun das für Staatsschutz zuständige Fachkommissariat der Kriminalpolizei Erlangen, das grundsätzlich politisch motivierte Taten verfolgt. Eine Straftat liege etwa wegen der irreführenden Verwendung des Bundeswehrlogos vor. Auch ein Verletzung der Impressumspflicht sei möglich, da der Urheber der Schrift nicht, wie gesetzlich vorgesehen, kenntlich gemacht wurde.