Schusswunde

Hilferuf für verletztes Kind: Erlanger Student sammelt für Spezial-OP seines Bruders aus Hebron

Christian Bauriedel

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29.7.2024, 19:00 Uhr
Der 12-jährige Abd El Hammed Manassra wurde nach Angaben seiner Familie im Dezember von Soldaten in Hebron angeschossen und am linken Arm schwer verletzt. Sein Bruder Mohammed Manassra sammelt mit Unterstützung der Katholischen Hochschulgemeinde Spenden, um seinem Bruder eine teure Spezialoperation seines Oberarms zu ermöglichen.

© privat Der 12-jährige Abd El Hammed Manassra wurde nach Angaben seiner Familie im Dezember von Soldaten in Hebron angeschossen und am linken Arm schwer verletzt. Sein Bruder Mohammed Manassra sammelt mit Unterstützung der Katholischen Hochschulgemeinde Spenden, um seinem Bruder eine teure Spezialoperation seines Oberarms zu ermöglichen.

Auch wenn er neben dem Studium arbeiten geht: Das, was Mohammed Manassra jetzt benötigt, übersteigt völlig das Machbare für ihn und seine Familie. Denn der 28-Jährige muss mindestens 30.000 Euro zusammen bekommen. Er will den Arm seines kleinen Bruders retten - mittels Spezial-Operationen an der Uniklinik Erlangen. Unterstützt wird er von der Katholischen Hochschulgemeinde Erlangen und deren Förderverein Pacelli-Haus e.V.

Im Dezember sei es gewesen, da hätten ihn seine Eltern aus der Heimatstadt Hebron im Westjordanland angerufen - so wie sie es oft tun, um sich zu erkundigen wie es ihm in Erlangen geht, sagt Manassra. Da habe er erfahren, was seinem kleinen Bruder passierte. Warum die Soldaten geschossen hätten, wisse seine Familie nicht. "Wahrscheinlich war es, weil er weggerannt ist", sagt Manassra.

Mohammed Manassra (l.) versucht seinem schwer verletzten Bruder eine Spezial-Operation zu verschaffen. Hierfür sammelt er Geld und wird unterstützt vom Förderverein der Katholischen Hochschulgemeinde Erlangen und deren Leiter Harald Kreßmann (r.).

Mohammed Manassra (l.) versucht seinem schwer verletzten Bruder eine Spezial-Operation zu verschaffen. Hierfür sammelt er Geld und wird unterstützt vom Förderverein der Katholischen Hochschulgemeinde Erlangen und deren Leiter Harald Kreßmann (r.). © Christian Bauriedel

Das Schicksal seines 12-jährigen Bruders Abd El Hamed erzählt er in fast akzentfreiem Deutsch, das er sich angeeignet hat, seit er 2015 nach Deutschland gekommen war. Er studiert im zehnten Semester Chemie und Bioingenieurwesen an der Universität in Erlangen.

Manassra ist Palästinenser und stammt aus Hebron, jener geteilten Stadt im Westjordanland, wo Palästinenser und jüdische Siedler separiert voneinander leben. "Es ist eine dauerangespannte, hochexplosive Situation in der Stadt", sagt Harald Kreßmann, Leiter der Katholischen Hochschulgemeinde Erlangen, der selbst schon auf Reisen nach Israel in der Stadt war.

An jenem Tag im Dezember sei eine Gruppe israelischer Soldaten durch die Straße gekommen, in der einer seiner Brüder einen Kiosk betreibe, sagt Manassra. Vor Ort sei auch Abd El Hamed gewesen, der Kleinste der insgesamt sechs Geschwister. Die Mutter habe gesagt, angesichts der Militärpräsenz solle der Junge lieber woanders in der Stadt hingehen. Dann sei jener Schuss gefallen, über den seine Eltern noch immer rätseln würden, warum er abgegeben wurde. Die Kugel habe seinen Bruder nahe am Herzen getroffen, sei an der Seite wieder ausgetreten und habe den Knochen und die Nerven im linken Oberarm schwer verletzt. Ein Video zeigt, wie der blutende Junge von Verwandten in den Kiosk getragen wird.

Acht Stunden habe eine Operation in der Klinik in Hebron gedauert. Der 12-Jährige überlebte. Doch der Arm droht für immer unbeweglich zu bleiben.

Der Arm des 12-Jährigen droht für immer unbeweglich zu bleiben.

Der Arm des 12-Jährigen droht für immer unbeweglich zu bleiben. © privat

Die Hoffnung ruht nun auf der Uniklinik Erlangen, die in Aussicht gestellt habe, dass ihre Spezialisten helfen könnten, sagt Kreßmann. Der Hochschulseelsorger steht seit Jahren schon in Kontakt mit Mohammed Manassra. Früher durch das Hilfsprojekt "Studierende in Not", das Mittellosen hilft. Doch Manassra gehöre zu jenen, denen nicht lange finanziell geholfen werden musste, sagt Kreßmann. Er sei sehr gut integriert, im Studium schnell auf eigenen Beinen gestanden und verdiene sich sein Leben selbst durch Arbeit, etwa in einer Bäckerei. Ab August ist Manassra Werkstudent bei einem großen Autozulieferkonzern in der Region.

Mindestens 30.000 Euro benötige Manassra, um den verwundeten Bruder an der Uniklinik operieren lassen zu können und für eine längere physiotherapeutische Behandlung. Die Summe müsse er vorhalten, damit es zu einer sogenannten "Behandlungseinladung" nach Erlangen kommen kann. Die Krankenakte liegt dem Uniklinikum bereits vor.

Uniklinik Erlangen: International Patient Office steht in engem Austausch

"Unser International Patient Office steht mit dem Bruder des Patienten in engem Austausch", teilt Johannes Eissing, Pressesprecher der Uniklinik, mit. Kreßmann sagt, die Summe übersteige leider die Möglichkeiten des Fördervereins. Er bittet daher um Unterstützung aus der Bürgerschaft und versichert, dass alle Spenden, die auf das Konto des Fördervereins eingehen, ausschließlich der medizinischen Hilfe des Bruders an der Uniklinik zu Gute kommen und dass die Summe bis dahin auf dem Konto verbleiben werde.

Spenden an den Förderverein des Pacelli-Hauses Erlangen e.V.

Das Spendenkonto des Fördervereins des Pacelli-Hauses Erlangen e.V. lautet: DE84750903000005117496, BIC: GENODEF1M05, Liga Bank eG, Verwendungszweck: Studierende in Not - Manassra.

An der Uniklinik würden immer wieder Verletzte aus Krisenregionen versorgt, sagt Klinik-Sprecherin Franziska Männel. Die Klinik kümmere sich ab Ankunft des Patienten. Bis dahin obliege die Organisation der Einreise Familienangehörigen, ehrenamtlichen Helfenden oder Vereinen. "Aufgrund von ersten Befunden wird ein erster Behandlungsplan erstellt und die Behandlungskosten werden grob ermittelt. Diese Unterlagen stellen wir dann unserem Kooperationspartner zur Verfügung, damit er notwendige Visa etc. beantragen kann", so Männel.

Mohammed Manassra hofft sehr, dass die Summe zusammenkommt, damit der Arm seines Bruders gerettet werden kann. Auch Hochschulseelsorger Kreßmann wünscht sich, dass der 12-Jährigen aus Hebron dank zahlreicher Spenden Hilfe bekommt.

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