Stadtrat stellt Mittel bereit
Für die Entwicklung des Gedenkorts Heil- und Pflegeanstalt in Erlangen sind die Weichen gestellt
28.7.2023, 16:00 UhrDer Erlanger Stadtrat stellt im laufenden Haushaltsjahr 94.000 Euro bereit, um die Entwicklung des Erinnerungs- und Zukunftsorts Heil- und Pflegeanstalt (HuPfla) Erlangen in den kommenden Jahren weiter voranzutreiben. Ziel ist es, eine Trägerstruktur für den künftigen Gedenkort zu schaffen und die inhaltliche Konzeption des Gedenkorts vertieft auszuarbeiten. Aus den nun beschlossenen Mitteln finanziert die Stadt unter anderem anteilig eine Stelle an der Friedrich-Alexander-Universität (FAU), die die Satzung für eine Trägerstiftung ausarbeiten soll.
Einigung auf Stiftungsgründung
Im Juni haben sich alle bisher beteiligten Akteure auf den Weg der Stiftungsgründung geeinigt. Für den Freistaat hat Innenminister Joachim Herrmann in den Vorgesprächen eine Beteiligung an der Stiftung in Aussicht gestellt. Die Satzung bildet die Grundlage für eine Stiftungsgründung. Die inhaltliche Konzeption des Erinnerungs- und Zukunftsorts wird auf Grundlage des 2020 von Prof. Jörg Skriebeleit erstellten Rahmenkonzepts sowie unter Einbeziehung der Ergebnisse des jüngst durchgeführten städtebaulichen und freiraumplanerischen Ideenwettbewerbs erarbeitet.
Bis ins Frühjahr 2025 soll das Konzept soweit gediehen sein, dass die konkrete Umsetzung ausgeschrieben werden kann. Den Prozess wird eine Steuerungsgruppe lenken, an der die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, das Universitätsklinikum und die Stadtverwaltung beteiligt sind. Geleitet wird die Gruppe von Prof. Christoph Safferling, Lehrstuhlinhaber für Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht, Internationales Strafrecht und Völkerrecht und Direktor der Internationalen Akademie Nürnberger Prinzipien.
Zukunftsfragen der Medizinethik
Oberbürgermeister Florian Janik: „In Erlangen wurden während des Nationalsozialismus grausame Medizinverbrechen verübt. Die nationalsozialistischen Krankenmorde, Zwangssterilisationen und andere damit zusammenhängende Verbrechen gerieten viel zu lang in Vergessenheit. Und auch über die Täter wurde nicht aufgeklärt. Wir haben nun die Chance, einen Ort zu gestalten, an dem der Opfer der Euthanasie gedacht werden kann und an dem wir große Zukunftsfragen der Medizinethik diskutieren können. Solche Verbrechen dürfen sich nie wiederholen. Dazu wollen und werden wir einen Beitrag leisten.“
„Ich freue mich sehr, dass die FAU, das Uniklinikum und die Stadt Erlangen nun entschieden voranschreiten, um den Erinnerungs- und Zukunftsort Hupfla zu gestalten", sagt Prof. Christoph Safferling. "Das Interesse in der Stadtgesellschaft ist riesig. Das ermutigt und weist den Weg zu einem lebendigen und dynamischen Ort, für den alle Verantwortung übernehmen. In der Erinnerung an die menschenverachtenden Verbrechen können wir hier an einem verlässlichen menschenrechtlichen Rahmen für den Umgang mit Kranken und Pflegebedürftigen arbeiten.“
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