Vegan ist Trend - erschreckend: Trotzdem steigt weltweit der Fleischkonsum
10.10.2022, 16:47 UhrAlarmierender Fleischkonsum
Für fast jede Sorte Fleisch gibt es mittlerweile ein pflanzliches Pendant. Trotzdem greifen die Meisten zum billig produzierten Supermarktfleisch, was unter prekären Bedingungen produziert wird. Laut Fleischatlas 2021 hat sich der weltweite Fleischverbrauch in 20 Jahren mehr als verdoppelt! Und das, obwohl es wichtiger denn je ist, seinen Fleischkonsum zu reduzieren und sich über dessen verheerende Folgen bewusst zu werden.
Das sind die Fakten
Die globale Fleischgier hört nicht auf. Im Gegenteil: Während der weltweite Fleischkonsum laut FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations) 2010 bei 41,5 Kilogramm pro Kopf lag, ist er bis 2019 auf 43,2 Kilogramm gestiegen. China ist für ein Drittel des weltweiten Fleischverbrauchs verantwortlich und somit das Land mit dem höchsten Fleischkonsum. Beim Pro-Kopf-Konsum liegen jedoch die USA mit einem jährlichen Durchschnitt von 100 Kilogramm Fleisch pro Person deutlich vorne.
Auch in den weiteren westlichen Industriestaaten wird besonders viel Fleisch konsumiert. Dies färbt nun auch auf die Schwellenländer ab. Zum einen ist das importierte Fleisch dort günstig und zum anderen wächst die Mittelschicht, welche dem westlichen Konsumstandard näher kommen möchte. Denn das Einkommen scheint auch ein Indikator für den Pro-Kopf-Konsum von Fleisch zu sein. Je mehr jemand verdient, desto höher ist auch der Fleischkonsum der Person. In den ärmsten Ländern liegt der Pro-Kopf-Verbrauch im Jahr somit nur bei ca. 10 Kilogramm Fleisch pro Person.
So ernähren sich junge Menschen in Deutschland
Eine Studie von Statista zum Fleischkonsum in Deutschland von Kindern und Jugendlichen besagt, dass 63 % der Jugendlichen Fleisch konsumieren und kein Interesse daran haben, das Fleischessen zu reduzieren. 18 % essen Fleisch, würden den Konsum allerdings gerne reduzieren. 11 % der Kinder und Jugendlichen essen selten Fleisch und nur 5 % sind tatsächlich Vegetarier:innen. Die restlichen 3 % sind Pescetarier.
Ein Lichtblick: Der Fleischkonsum in Deutschland im Allgemeinen sinkt. Die Statistik zeigt, dass der Pro-Kopf-Verzehr von 2020 auf 2022 um 3,7 % gesunken ist. Auch die Fleischproduktion sinkt. Sie hat sich im ersten Halbjahr 2022 im Vergleich zum ersten Halbjahr des Vorjahrs um 7,9 % reduziert. Diese positiven Entwicklungen werden auf das steigende Bewusstsein für Tierwohl, Gesundheit und Umweltschutz zurückgeführt.
Warum wirkt sich unser Fleischkonsum schlecht auf die Umwelt aus?
Für die Milliarden von Hühnern, Rindern, Schweine und Schafe werden gigantische Mengen an Flächen und Futter benötigt. Der Anbau von Soja frisst enorm viel Lebensraum für freilebende Tiere und nimmt Platz für den Anbau von pflanzlichen Lebensmitteln weg. Diese Ressourcenverschwendung trägt zudem auch zum Welthunger bei. Mit unserer stetig wachsenden Weltbevölkerung wird klar, dass diese verschwenderische Nutzung von landwirtschaftlicher Fläche nicht mehr lange tragbar ist. Denn die weltweite Lebensmittelversorgung hängt von unserem Umgang mit Ressourcen und Flächennutzung ab.
70 % des weltweiten Sojaanbaus wird als Futtermittel für Zuchttiere verwendet. Durch den Anbau in den Regenwäldern Südamerikas und das Absterben der ursprünglichen Vegetation wird CO2 frei. Knapp ein Fünftel aller Treibhausemissionen können auf die Viehwirtschaft zugeschrieben werden.
Im Jahr 2010 wurden in Deutschland 67 % der landwirtschaftlichen Fläche für den Anbau von Futtermitteln verwendet und nur 33 % für den Anbau pflanzlicher Nahrungsmittel. Außerdem führt der Anbau auch zu einem sehr hohen Wasserverbrauch und darüber hinaus auch zu größerer Wasserverschmutzung durch Düngemittel und Antibiotika. Die Nahrungsmittelindustrie ist verantwortlich für zwei Drittel des Frischwasserverbrauchs weltweit. Das hat verheerende Auswirkungen auf die natürlichen Lebensräume. Einen besonders schädlichen Einfluss hat die Rinderhaltung, da die Tiere auch Methan und Lachgas produzieren, und diese sehr schlecht für das Klima sind.
Durch die enorme Abholzung des Regenwaldes für Nutzfläche werden viele Arten zerstört. Dadurch wird die Artenvielfalt um ein großes beraubt, oft auch von noch unentdeckten Arten. Dies kann man auch in den Weltmeeren beobachten, die durch die Überfischung extrem an Artenvielfalt abgenommen haben.
Auch die Bodenqualität leidet unter der landwirtschaftlichen Tierhaltung. Somit gibt es letztendlich weniger Anbaugebiet, da durch die Bodenschädigung einiges verloren geht.
Ein weiterer Faktor ist, dass die Hälfte der bewohnbaren Fläche auf der Erde wird für Landwirtschaft genutzt. Würden wir unseren Fleischkonsum reduzieren bräuchten wir weniger Fläche für die Agrarwirtschaft und hätten somit mehr Wohnraum zur Verfügung:
Was Du tun kannst
Versuche, Deinen Konsum in einem für Dich bequemen Maß zu reduzieren. Das heißt nicht, dass Du Dir etwas verbieten musst, versuche anstatt dessen ein gesundes Bewusstsein für deine Essgewohnheiten zu entwickeln. Dabei kannst Du Dich nach Lust und Laune durch sämtliche Ersatzprodukte testen. Es mag zwar anfangs schwer fallen, da die traditionelle deutsche Küche, mit der wir aufgewachsen sind, doch sehr fleischlastig ist, aber es gibt es mittlerweile so viele Alternativen, dass selbst Fleischesser:innen garantiert auf den Geschmack kommen. Für den Anfang kannst Du auch versuchen, lediglich die Portionsgröße des Fleischs, das du konsumierst, zu reduzieren.
Auch auf die Produktionsbedingungen des Fleisches sollte man Wert legen. Hochwertigeres Fleisch mag zwar teurer sein, doch gerade hier lohnt es sich, etwas mehr Geld auf den Tisch zu legen - für das Tierleid, die Qualität, die Erzeuger:innen und für den Geschmack.
Tausche Dich mit anderen darüber aus. Besonders Leute die bereits seit langem vegetarisch oder vegan leben, haben oft gute Tipps, was Rezepte und Alternativen angeht. Außerdem macht Zusammenkochen immer mehr Spaß!
Informiert zu bleiben ist ein weiterer wichtiger Faktor. Oft hören wir über den schlimmen Ausmaß unseres hohen Fleischkonsums und sind schockiert, doch wenn der Alltagswahnsinn wieder eintritt, gerät das Thema schnell wieder in Vergessenheit. Deshalb ist es von Bedeutung, sich bewusst darüber zu informieren, und das Gelernte auch umzusetzen.
Wir sollten auch die Effizienz unserer Lieferketten steigern, da durch die Verzögerung der Lieferungen oft Ware verdirbt und somit große Mengen an Lebensmittelabfällen entstehen. Laut der UN wird ein Drittel der ganzen auf der Welt produzierten Nahrungsmittel durch Ineffizienz verschwendet. Aber auch der Verbraucher kann sich Mühe geben, die Essensverschwendung auf das Geringste zu reduzieren. Immerhin sind Privathaushalte laut Umweltbundesamt für die Hälfte der Nahrungsabfälle in Deutschland verantwortlich.