EU-Kommission will Greenwashing verbieten
25.3.2023, 17:10 UhrNeue Regelungen sollen festgelegt werden
Konsument:innen sollen in Zukunft mehr Klarheit bei als nachhaltig beworbenen Produkten haben. Mit neuen Regeln sollen Verbraucher:innen mehr zuverlässige Informationen über die Umweltfreundlichkeit der Produkte bekommen. Das fordert die EU-Kommission in einem diese Woche vorgelegten Gesetzesvorschlag. Es soll einen Mindeststandard geben, den Unternehmen bei den Angaben "klimafreundlich" oder "nachhaltig" einhalten müssen. Ausgenommen davon sind Umwelt-Etiketten, die unter bestehende EU-Vorschriften fallen, wie das EU-Umweltzeichen oder das EU-Bio-Logo für ökologische/biologische Lebensmittel, da diese durch die geltenden Rechtsvorschriften bereits als zuverlässig geprüft sind.
Mit diesen neuen Regelungen soll sogenanntes Greenwashing unterbunden werden, mit dem Firmen ihre Produkte fälschlicherweise als umweltfreundlich verkaufen. Einer Studie der EU-Behörde von 2020 zufolge waren mehr als die Hälfte der Angaben über die Klimafreundlichkeit von Waren vage, irreführend oder unbegründet. Bevor die neuen Regeln in Kraft treten können, müssen noch das Europäische Parlament und die EU-Staaten darüber verhandeln.
EU-Kommission fordert Prüfung der Versprechen
"Grüne Behauptungen sind überall", sagte Kommissionsvize Frans Timmermans. "Meeresfreundliche T-Shirts, kohlenstoffneutrale Bananen, bienenfreundliche Säfte, 100 Prozent CO2-kompensierte Lieferungen und so weiter. Leider werden diese Behauptungen viel zu oft ohne jeden Beweis und ohne jede Rechtfertigung aufgestellt."
Nachfrage steigt
Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius erklärt, dass die Nachfrage nach umweltfreundlichen Produkten in der EU deutlich ansteige. Die Europäer seien also bereit, grüner zu kaufen - um sicherzugehen, dass ein gekauftes Produkt weniger schädliche Auswirkungen auf die Umwelt habe. Geplant sind nun einheitliche Regeln für die EU-Länder. Angaben zur Klimabilanz sollen unabhängig geprüft und wissenschaftlich belegt werden. Im Rahmen der wissenschaftlichen Analyse sollen die Unternehmen weiterhin die Umweltauswirkungen ermitteln, die für das Produkt tatsächlich relevant sind. "So werden beispielsweise keine Werbeaussagen oder Zeichen mehr gestattet sein, bei denen die gesamten Umweltauswirkungen des Produkts pauschal bewertet werden, außer wenn dies nach den EU-Vorschriften so vorgesehen ist.", so die EU-Kommission.
Die Umweltlabels möchte die Kommission ebenfalls unter die Lupe nehmen. Derzeit gibt es 230 verschiedene Kennzeichnungen, was zu Verwirrung und Misstrauen bei den Verbrauchern führe. Neue öffentliche Kennzeichnungssysteme sollen daher nicht mehr zugelassen werden - es sei denn, sie entstehen auf EU-Ebene. Für neue private Systeme wird nachzuweisen sein, dass ihre Umweltziele ehrgeiziger sind als diejenigen bestehender Systeme. Generell müssten sie verlässlich und transparent sein sowie regelmäßig unabhängig geprüft werden, fordert die Behörde.
Nachhaltige Unternehmen sollen davon profitieren
Laut der Kommission können auch Firmen profitieren, die sich wirklich um die ökologische Nachhaltigkeit ihrer Produkte bemühen. Diese würden durch die neuen Regeln nämlich leichter von Verbraucher:innen erkannt werden.
Für die Umweltschutzorganisation WWF greift der Kommissionsvorschlag allerdings noch zu kurz. "Wesentliche Aspekte wie Biodiversität und Bodengesundheit bleiben in den derzeit vorgeschlagenen Methoden außen vor", kritisierte Maja-Catrin Riecher, Referentin für nachhaltige Agrarrohstoffe. Zudem gebe es noch einen zu großen Spielraum für Verbrauchertäuschung durch Klimaneutralitäts-Labels. Perspektivisch sei anstelle einer Regulierung rein umweltbezogener Werbung ein umfassenderes Nachhaltigkeits-Label nötig, das zum Beispiel auch soziale und gesundheitliche Aspekte umfasse.
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