Greenpeace-Studie zeigt: So giftig sind die Produkte von Shein wirklich

Mona Carl

23.2.2023, 17:20 Uhr
Shein produziert täglich bis zu 9000 Kleidungsstücke.

© Freepik Shein produziert täglich bis zu 9000 Kleidungsstücke.

Fast-Fashion im Trend

Durch die Sozialen Medien und gerade Tiktok ist Fast Fashion trendiger denn je. Während Trends früher eine längere Lebenszeit hatten, gibt es heutzutage Kleidungsstücke, die innerhalb weniger Wochen bereits wieder out sind. Daran bedienen sich Labels wie Shein, die täglich bis zu 7 000 neue Looks herausbringen und diese extrem billig verkaufen. Influencer:innen werben für die Marken und fischen somit die junge, konsumaffine Zielgruppe ab. Neben vielen anderen Fast Fashion-Marken wird auch Shein für ihre umweltschädliche Wirkung und ihre schlechten Arbeitsbedingungen kritisiert. Dazu kommt, dass die Kleidungsstücke oft Substanzen enthalten, die gesundheitsschädigend sein können. Wie schädlich die Klamotten der Marke Shein wirklich sind, zeigt eine Recherche von Greenpeace Ende 2022.

Untersuchung der Kleidung

Für den Report hat sich Greenpeace 47 Produkte, darunter Kleidungsstücke und Schuhe für Männer, Frauen, Kinder und Kleinkinder über Shein-Webseiten in Österreich, Deutschland, Italien, Spanien und der Schweiz bestellt. Anschließend wurden die Artikel in das Labor für Schadstoffanalysen des Bremer Umwelt Instituts (BUI) geschickt, um sie dort untersuchen zu lassen. Dabei kam heraus, dass 15% der Proben gefährliche Chemikalien enthielten, die gegen EU-Grenzwerte im Rahmen der Chemikalienverordnung REACH verstoßen. 32% enthielten außerdem gefährliche Chemikalien in besorgniserregenden Mengen. „In einem Kleid für ein kleines Kind wies das Labor einen hohen Gehalt an krebserregendem Formaldehyd nach, in einem Schuh die Weichmacher Phthalate“, erklärt Viola Wohlgemuth, Expertin für Ressourcenschutz und Kreislaufwirtschaft bei Greenpeace gegenüber Greenpeace.

Schwermetalle und weitere Schadstoffe erkannt

Die vorhandenen Metallteile, Plastikteile und beschichteten Teile wurden vom Labor auf Schwermetalle untersucht und in 33 Proben von 22 Produkten wurden in 6 Bromin, Zinn, Cadmium und Blei entdeckt. In 14 von 18 Proben von 14 Produkten wurde außerdem Nickel im Wert von 6 000 mg/ kg bis zu 460.000 mg/kg festgestellt. In einer Kunststoffprobe eines Badeanzug wurden im Labor 20.000 mg/kg Blei und 700 mg/kg Zinn entdeckt.

Von 45 Proben wurden in 42 Proben Schwermetalle nachgewiesen, in 41 wurde Antimon und in 9 Proben wurde Nickel gefunden. Diese Substanzen sind hochgiftig, Blei kann das Nervensystem und Cadmium die Nieren schädigen. Cadmium ist außerdem auch krebserregend.

Greenpeace berichtet außerdem, dass in drei Produkten aromatische Amine mit einem Gehalt von 6,5 bis 110 mg/kg nachweisen wurden. Aromatische Amine sind teilweise krebserregend und sind daher in der EU in Textilien verboten. Die in der Kleidung vorhandenen Amine bürgen anscheinend jedoch nur ein Risiko auf Allergien.

Weitergehend wurden 45 Proben von 43 Produkten im Labor auf Formaldehyd untersucht. Es wurde in vier der Proben mit 5 bis 130 mg/kg gefunden, die Probe mit 130 mg/kg überschreitet klar die REACH-Vorgabe von <75 mg/kg. Eine andere Probe desselben Kleidungsstücks für Kinder überschreitet mit 40 mg/kg die Spielzeug-Richtlinie der EU.

Forderungen von Greenpeace

„Die EU muss ihre Gesetze zu gefährlichen Chemikalien durchsetzen", fordert Viola Wohlgemuth im Statement von Greenpeace. "Das ist eine Grundvoraussetzung für die Verwirklichung einer kreislauforientierten Textilwirtschaft und das Ende von giftigen Geschäftsmodellen wie bei Shein. Und es führt kein Weg daran vorbei, Fast Fashion massiv zu entschleunigen.“

Sie erklärt, dass Ultra Fast Fashion-Kleidung in Wegwerfartikel verwandelt und somit extrem viel Ressourcenverschwendung und Müll entsteht. Um dem entgegenzuwirken, müssen globale Modemarken weniger Kleidung produzieren, die qualitativ hochwertiger, langlebiger, reparierbar und wieder verwendbar ist. Zudem sollten sie Rücknahmesysteme einrichten, um Kleidungsstücke zu pflegen, zu reparieren und zu teilen. Laut Greenpeace müssen Alternativen zum Neukauf die Normalität werden. Sie fordern bis spätestens 2035 nur noch rund 40 % der Kleidung neu hergestellt und 60 % mit Alternativen wie Second-Hand, Reparatur, Verleih und Tausch.


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