Insekten in Lebensmitteln: Das ist seit Januar erlaubt und so erkennst Du die Zutat

Seit Januar ist es offiziell in der EU erlaubt, Hausgrillen und Getreideschimmelkäfer in Lebensmittel zu verarbeiten und zu verkaufen. Mehlwürmer und Heuschrecken sind schon länger Teil einiger Produkte. Wie erkennt man das? Und ist das überhaupt gesund?

Insekten = Superfood?

Insekten sind reich an Omega 3- und 6-Fettsäuren, Spurenelementen und Mineralstoffen wie Magnesium und Phosphor. Einige Heuschrecken enthalten sogar mehr als doppelt so viel Eiweiß wie Rind- oder Hühnerfleisch. Als Proteinlieferanten übertreffen sie sogar Nüsse, Hülsenfrüchte und Getreide.

Hinzu kommt, dass in der Produktion deutlich weniger Treibhausgase ausgestoßen werden und die Insekten weniger Platz in der Haltung benötigen als Rinder oder Hühner. Unter diesem Umweltaspekt haben sie also durchaus Potenzial zum Superfood der Zukunft.

Wie erkenne ich Insekten in Lebensmitteln?

Produkte, die Käfer oder Grillen enthalten, müssen nicht auffällig gekennzeichnet werden. Doch wie kannst Du, als Verbraucher:in, dann noch erkennen, ob Du grad Insekten isst?

Die Rückseite der Produkte verrät es natürlich: Im Zutatenverzeichnis ist angegeben, ob und welches Insekt enthalten ist. Eine solche Bezeichnung im Zutatenverzeichnis könnte zum Beispiel lauten „getrocknete Larven/Pulver aus Larven von Acheta domesticus“ (Hausgrille).

Wenn Du also absolut sicher gehen möchtest, dass Du keine oder auf jeden Fall pulverisierte(n) Käfer in Deinem Haferriegel oder in deiner BBQ-Sauce hast, solltest Du im Supermarkt immer die Etiketten lesen.

In diesen Lebensmittel findest Du...

...die Hausgrille:

...den Getreideschimmelkäfer:

M&M's , Schokobons, Trolli und Milka

Diese bekannten Marken-Produkte enthalten tatsächlich schon länger Insekten in ihren Zutaten.

Aus Scharlachschildläusen wird ein roter Farbstoff gewonnen, der als „roter Karmin„, „Karmin“ oder „E 120“ in der Zutatenliste aufgeführt wird. Hergestellt wird der Farbstoff, indem die trächtigen Läuse erst getrocknet und dann ausgekocht werden. Der Zusatzstoff ist somit nicht vegan – aber weit verbreitet, auch in Lippenstiften war er früher sehr häufig enthalten. Beliebte Süßigkeiten wie M&M's führen „Karmin“ auf der Zutatenliste. Auch die Sauren Glühwürmchen von Trolli enthalten den Stoff.

Schellack wird aus den Ausscheidungen der Lackschildläuse gewonnen und kann einen glänzenden Überzug bilden. Es kommt zum Beispiel in Farben und Lacken, Nagellack, Haarspray und als Politur zum Einsatz. Ferrero Kinder Schokobons und auch die Milka-Schokoladensorte Bunte Kakaolinsen führt Schellack in der Zutatenliste auf, demzufolge haben auch Smarties zu einem gewissen Prozentsatz Schellack in sich. Der Stoff kann sich auch hinter der Bezeichnung „E 904“ verbergen.

Was spricht dagegen, Insekten zu essen?

Naja, genauso wie bei allen Tieren, natürlich einiges.

Im Jahre 2017 wurde das größte Massensterben von Insekten seit der Geschichte gemessen. Es wäre wichtig, zu begreifen, dass wir von allen Tieren lernen können und sie nicht essen sollten. Das findet Mark Benecke, bekannter deutscher Kriminalbiologe und Biologe. In einem Artikel über Insekten als Mahlzeit schrieb er:

"Soeben haben meine Kolleg:innen beispielsweise herausgefunden, dass Tüpfel-Schaben (Insektenart) eine zuvor unbemerkte Gangart beherrschen. Das ermöglicht es, Roboter erstens sicherer und zweitens mit viel weniger Energie laufen zu lassen."

Durch die Raffiniertheit eines Insekts ließen sich also Roboter für die Zukunft besser gestalten.

Mark Benecke erwähnt dazu noch: "Je länger ich mit wirbellosen Tieren zusammenlebe und arbeite, umso mehr verstehe ich auch, dass es nicht nur um das – zwingend notwendige – Mitgefühl geht. Schweine und Kühe trauern und haben Angst, mit und ohne uns. Das ist leicht zu begreifen." Insekten zeigen uns das natürlich nicht so gut, trotzdem haben auch sie Angst.

Außerdem, Schlagwort: Massenzucht. Diese stellt die Grundlage dessen, wie Leben auf der Erde seit Jahrmillionen aufgebaut ist – nämlich in Kreisläufen, durch Vielfalt und Kooperation – auf den Kopf. Das funktioniert auch nicht mit Insekten.

Benecke schließt seinen Artikel ab, indem er uns auffordert, dass wir mal erwachsen werden sollten:

"Wir sind zu viele Menschen. Das ist, wie es ist. Aber Tiere und deren „Produkte“ können wir künftig nicht mehr essen und „verwerten“. Die aufwändige und störanfällige Tierproduktion zerstört unsere Lebensgrundlage sonst noch schneller, als wir es umfassend begreifen und dokumentieren, geschweige denn beheben können. Egal, ob Schabe, Stinktier, Schlange, Schwein oder Chinchilla: Wir müssen die uns umgebende Lebenswelt ernst nehmen, von ihr lernen und sie verstehen – aber nicht aufessen und ausbeuten."

So reagieren Leute auf Social Media

Im Netz sorgte Ritter Sport mit seiner Grillen-Schokolade für Aufsehen. Auf ihrem Instagram Account posteten Sie unter einer grasgrünen Schokoladentafel mit einer großen Heuschrecke aufgedruckt: "Grillen im Essen? Seit heute zugelassen! Wir sind schon lange bereit – ihr auch?" Darauf reagierten Follower einerseits empört und angeekelt, andererseits humorvoll. Denn was viele nicht sahen, war der Hashtag #fakesorte dazu. Ritter Sport meldete sich nach der Debatte zu Wort und entlarvte die fake Sorte. Kam wohl bei vielen nicht so gut an.

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