„Als Fränkin will ich eine fränkische Tracht tragen“
© Reinhard Löwisch
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Schneiderkurs

„Als Fränkin will ich eine fränkische Tracht tragen“

Für Gabriela Greim aus Forchheim-Buckenhofen ist es eine Selbstverständlichkeit eine fränkische Tracht zu tragen. Bei ihrer Arbeitsstelle im Haus Sonnenschein in Unterleinleiter gibt es alljährlich ein Herbstfest, zu dem es Brauch ist, in Tracht zu kommen. „Ein bayerisches Dirndl wollte ich mir aber nicht kaufen, dann schon eher ein fränkisches“, begründet sie die Teilnahme an dem Trachtennähkurs. Sie hat außerdem ihre Freundin Ludmilla Belous überredet, ebenfalls mitzumachen, was die Wahl-Forchheimerin, gebürtig in Kasachstan, gerne und mit großem Erfolg tat.

Eine weitere „Ausländerin“ im Kurs ist Isabel Simon, die aus Niedersachsen stammt und jetzt in Wiesenthau wohnt. „Es ist spannend, eine Tracht zu tragen“, findet sie. Sie wird die Tracht, wie die meisten der Kursteilnehmerinnen, bei festlichen Anlässen vorzeigen und damit auch dokumentieren, wo sie zu Hause ist. Helga Stirnweis aus Pinzberg hat noch einen weiteren Grund: „In unseren Vereinen ist es Sitte, an besonderen Tagen Tracht zu tragen“, erklärt sie.

Viel Spaß gehabt

Das sieht auch Annette Bohn aus Heroldsbach so. Sie freut sich schon auf den Schützenball, zu dem sie ihre erneuerte Tracht erstmals öffentlich zur Schau stellen wird. Inge Grau aus Forchheim ist durch die Modenschau im Pfalzmuseum im letzten Juli auf die erneuerte Tracht aufmerksam geworden. Als dann noch der Aufruf zur Teilnahme an dem Nähkurs in der Zeitung stand, gab es für sie kein Halten mehr. Nun ist ihre Tracht fertig und der Kurs hat ihr so viel Spaß bereitet, „dass ich eine Werktagstracht auch noch nähen will“.

Ähnlich denkt Renate Heinlein-Ritter aus Mittelehrenbach: „Ich hatte es satt, immer nur die verschlissenen Hosen meiner Männer zu reparieren.“ Sie wollte endlich mal etwas Schönes für sich selbst nähen, erläutert sie ihre Motivation für die Kursteilnahme. Sie findet bayerische Dirndl „ja recht putzig“, aber als Fränkin will sie doch lieber fränkische Kleidung tragen.

Teresa Holtzmann aus Forchheim dachte sich das auch. Sie liebäugelte erst damit, in Coburg eine fränkische Tracht nähen lassen. Als sie von dem Nähkurs erfuhr, sagte sie spontan zu — und hat es „nicht bereut“, betont sie. Zur Nähgruppe gehört auch noch Maria Worofsky aus Ebermannstadt. Beim Abschlusstreffen kann sie aber wegen eines Kuraufenthaltes nicht dabei sein.

Zirka 50 Stunden Arbeit steckt in einer erneuerten Tracht, die aus Rock, Mieder, Schürze und Bluse besteht, erläutert Kursleiterin und Schneidermeisterin Marianne Bogner aus Bieberbach. Allein schon das „Stifteln“ — also das Raffen des Rockes, damit er Falten wirft — nimmt rund sechs Stunden Zeit in Anspruch. Dafür „wächst der Rock mit der Trägerin“, weiß die Schneiderin, weshalb er viele Jahre lang getragen werden kann.

200 Euro für das Material

Ingeburg Nickel aus Pretzfeld, die „Grande Dame der Frauentracht“ ergänzt, dass die qualitativ hochwertigen Stoffe ein Leben lang halten werden. Die reinen Materialkosten für eine Tracht liegen bei rund 200 Euro. Nickel freut sich besonders, dass Trachttragen wieder modern ist. „Es hat lange gedauert und viel Engagement gekostet, bis der Anfang gemacht war. Aber jetzt freue ich mich ungemein, dass die Arbeit Früchte trägt“, sagt sie.

Rückblickend erzählen die Teilnehmerinnen, dass der Kurs auch deshalb großen Spaß bereitet hat, weil man dabei auf andere Gedanken kommt und sich mit fremden Menschen ungezwungen unterhalten kann. Ein Kurs für Geist und Sinne, der auch noch schön macht — und selbstbewusst.

Nach dem Kurs-Abschlussessen im Gasthaus „Zur guten Einkehr“ präsentieren die Frauen ihre selbstgeschneiderten farbenprächtigen Gewänder vor den zahlreichen Gästen. Wie auf dem Laufsteg laufen sie geschlossen durch die Wirtsstube und erhalten dabei tosenden Applaus. Jetzt wollen die Frauen noch gemeinsam eine passende Jacke für die kalte Jahreszeit schneidern.

Der Trachtennähkurs des Kreativzentrums Morschreuth wird aufgrund der großen Nachfrage im November 2013 wiederholt. Nähkenntnisse sind erforderlich. Anmeldungen nimmt Arbeitskreisleiterin Hanna Erlwein in Ebermannstadt, Oberes Tor 1, Telefon (09194) 1433 entgegen. Weitere Infos unter www.fsv-ev.de

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