Gastbeitrag von Landwirt Martin Stiegler

Im Verein lässt sich Teamgeist lernen - und somit auch Demokratie

14.3.2024, 19:00 Uhr
Engagierter Landwirt: Martin Stiegler auf seinem Hof in Gonnersdorf bei Cadolzburg.

© Timo Jaworr, NNZ Engagierter Landwirt: Martin Stiegler auf seinem Hof in Gonnersdorf bei Cadolzburg.

Was bedeutet Ihnen Demokratie?

Die Demokratie ist Basis für ein gesundes Miteinander. Jeder hat die Freiheit, seine Meinung zu sagen, aber auch die Aufgabe, seinem Gegenüber zuzuhören und auch dessen Meinung zu respektieren. Wir können uns frei, uneingeschränkt und ohne Angst bewegen. Für uns eine Selbstverständlichkeit, in nichtdemokratischen Ländern ein Novum. Leider ist der Mensch so gepolt, dass er das Gute immer erst zu schätzen weiß, wenn er es nicht mehr hat. Freiheit und Selbstbestimmung sind für mich elementare Grundwerte der Demokratie.

Ist die Demokratie in Gefahr?

Ich hoffe nicht. Man sieht doch aktuell, wie viele Menschen friedlich auf die Straße gehen und ihr Ärgernis oder ihre Sorgen nach außen tragen. Es ist wichtig, miteinander zu reden und gemeinsam Lösungen zu finden, anstatt sich gegenseitig niederzumachen. Schädlich ist das aktuelle Handeln der Politik – nämlich Beschlüsse über die Köpfe der Bevölkerung hinweg, ohne Kommunikation, ohne praxistaugliche Beratung und ohne Einfühlungsvermögen. Der Mittelstand, das Zahnrad der Wirtschaft, verliert das Vertrauen.

Geschlossenheit kann Vertrauen zurückgeben

Es wäre an der Zeit, durch politische Geschlossenheit den verunsicherten Menschen das Vertrauen in die Demokratie zurückzugeben. Das sollte wichtiger sein als die eigenen egoistischen Machtgelüste. Hören wir auf die Appelle der wenigen Zeitzeugen, die die Kriegs- und Nachkriegszeit erleben mussten, damit sie mit ihrer Botschaft die junge Bevölkerung wachrütteln können. Denn: Nie wieder ist jetzt!

Was genau empfinden Sie als Ihren Beitrag zur Stärkung der Demokratie?

Jeder Demokrat sollte wählen gehen und seine Stimme nicht an extremistische Parteien vergeuden. Ich suche Gespräche mit Politikern aller demokratischen Parteien und versuche die Situation in der Landwirtschaft ohne ideologische Befangenheiten zu repräsentieren.

Durch Betriebsführungen bringen wir der Gesellschaft Einblicke in unsere Arbeit. Das ist wichtig für Verständnis und Anerkennung des landwirtschaftlichen Berufsstandes - und für die Demokratie. Denn nur so bringt man Verständnis für verschiedenste Berufsstände zusammen und kann möglicherweise die „Schwarz-weiß-Brille“ durchsichtig machen – vielleicht sogar für beide Seiten?! Mein klarer Appell: Aufeinander zugehen statt sich gegenseitig auf die Füße zu treten.

"Besonders für Kinder eine wunderbare Plattform"

Privat engagiere ich mich stark im Fußballverein. Der Erhalt von Vereinen und das Besetzen von Ehrenämtern wird immer schwieriger. Gesellschaftlich ist es jedoch ungemein wichtig. Hier lassen sich Teamgeist, aber auch das Verkraften von Niederlagen erlernen - besonders für Kinder eine wunderbare Plattform für künftiges demokratisches Verständnis. Nirgendwo sind diese Werte spielerischer rüberzubringen als in einem Verein.

Verwandte Themen


Keine Kommentare