Das war die Reise ihres Lebens - Teil 2

In Elternzeit mit Baby durch Australien reisen: Nordwärts in die Tropen (2)

Matthias Niese

Leben / Magazin am Wochenende / Gute Reise

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18.10.2023, 14:00 Uhr
Das Surferparadies Gold Coast ist zur sechstgrößten Stadt Australiens gewachsen.

© Matthias Niese - Eine Diaschau zu dieser Reise: www.nordbayern.de/service-freizeit/reise Das Surferparadies Gold Coast ist zur sechstgrößten Stadt Australiens gewachsen.

Nach gut eineinhalb Monaten im dünn besiedelten Südaustralien und der Provinz Victoria stehen wir in einer richtigen Altstadt mit verwinkelten Häuschen und engen Gassen. Und das mitten in der wichtigsten Stadt Australiens, in Sydney Dort gehört ein Gang durch Australiens erste europäische Siedlung The Rocks zum Pflichtprogramm, wo 1788 die englische First Fleet mit Strafgefangenen vor Anker ging. Gleich darüber erhebt sich die Harbour-Bridge, die man für viel Geld erklimmen kann. Viele Touristen machen eine ebenfalls sehr teure Hafenrundfahrt — viel billiger und authentischer ist die Fahrt mit der regulären Fähre vom Verkehrsknotenpunkt Circular Quai zum Beispiel in den nahen Badevorort Manley oder den Paramatta-Fluss hinauf nach Paramatta. In Downtown Sydney konzentriert sich das ökonomische Herz des Landes mit vielen Wolkenkratzern, hier steht auch der Sydney Tower, von dessen teurer Aussichtsplattform man einen unvergleichlichen Blick auf die Stadt hat.

Viele fahren in die etwa 80 Kilometer entfernten Blue Mountains, ein Naturpark unter dem Schutz des Unesco-Weltkulturerbes. Im Sommer dünsten die Eukalyptuswälder so viel ätherisches Öl aus, dass über der Landschaft ein bläulicher Dunst liegt. Schroffe Felsformationen und tiefe Schluchten locken ganze Busladungen an Touristen zu den attraktivsten Aussichtspunkten.

Camping an wilden Bergflüssen

Wir entfliehen dem Trubel und fahren bei grausigem Wetter in den Barrington Tops Nationalpark. Hier liegen an wilden Bergflüssen wunderschöne Campingplätze mit Feuerstellen, Plumpsklos und Picknicktischen. Wanderwege führen durch dichten Dschungel und über kleine Bäche zu hohen Gipfeln. Plötzlich juckt es uns an den Füßen — überall hängen Blutegel, die der Regen der letzten Tage aus ihren Verstecken gelockt hat. Hastig zupfen wir die Schmarotzer von den Füßen und machen uns sofort auf den Rückweg. Eine grausige Erfahrung, über die Australier nur lachen können.

Wir nehmen den Waterfall Way, der als eine der schönsten Straßen Australiens gilt. Hier liegen das Tafelland Neu Englands und der Oxley Wild Rivers Nationalpark, die immer wieder von bis zu einigen hundert Meter tiefen Schluchten durchbrochen werden. Von einem Wasserfall fährt man zum nächsten, überall gibt es Rast- und Campingplätze. Die Strecke endet an der Küste südlich von Coffs Harbour in den Tropen, die wir so weit südlich noch nicht erwartet hätten. Sogar Bananen wachsen hier.

In den tropischen Atherton Tablelands bei Cairns badet man mitten im Dschungel unter Wasserfällen.

In den tropischen Atherton Tablelands bei Cairns badet man mitten im Dschungel unter Wasserfällen. © Matthias Niese



An fast jedem Strand haben wir fortan Stellplätze mit öffentlichen Toiletten, Duschen, Barbecues und überdachten Tischen, sodass wir meist für ein paar Dollar in erster Reihe am Meer schlafen. Endlich ist das Wetter etwas besser, sodass wir die nächsten Tage an ausgesuchten Stränden faulenzen und dort auch übernachten. Im Fischerort Yamba kaufen wir für acht Euro 600 Gramm Königsgarnelen ohne Kopf, ein Festmahl für den Abend. Weiter geht’s Richtung Byron Bay, der ehemaligen Hippiemetropole, die noch heute von Backpackern aus aller Welt heimgesucht wird. Wir bleiben wenige Kilometer davor in Lennox Head. An seinem kilometerlangen Strand mit tollen Wellen ist’s viel beschaulicher.

In Queensland wird es früher dunkel

In Queensland müssen wir die Uhr um eine Stunde zurückstellen. Nun wird’s noch früher dunkel, nach neuer Zeit schon um halb sieben abends. Da wir meist keine ausreichende Beleuchtung haben, sollten wir bis 17 Uhr einen Übernachtungsplatz gefunden haben und mit dem Kochen beginnen. Dann kommen auch schon die Mücken, gegen die nur viel Spray hilft. Da auch das Wetter schon seit Wochen durchwachsen ist, sind wir meist früh im Bett. Paulina ist das recht, ihr Tag beginnt schon um sechs Uhr, aber da ist es auch schon eine Stunde hell. Die Australier haben sich diesem Rhythmus angepasst, auch sie sind sehr früh auf den Beinen. Dagegen sind um acht die Dörfer ausgestorben.

Wenn Australier Strandurlaub machen, kommen sie vor allem an die Gold Coast. Ihre Strände sind kilometerlang, die Surfbedingungen optimal. Allerdings hat sich hier ein Massentourismus etabliert, der an die Bettenhochburgen Spaniens erinnert. In Surfers Paradise stehen so viele Hochhäuser und sogar Wolkenkratzer, dass die Skyline aus der Ferne an die von Sydney erinnert. Trotzdem: Die Stimmung hier ist toll, junge Surfer präsentieren ihre durchtrainierten Körper, überall parken pastellbunte VW-Busse, die Infrastruktur ist perfekt. Wir üben hier das Surfen mit unserem Bodyboard, bevor es ins nur 100 Kilometer entfernte Brisbane geht, die Hauptstadt von Queensland.

Brisbane ist mit 1,6 Millionen Einwohnern die drittgrößte Stadt Australiens, eine moderne, lebenslustige Metropole mit tropischem Charme und mediterraner Gelassenheit. In den Southbank Parklands gibt’s sogar eine künstlich angelegte Lagune: Wie auf einer romantischen Südseeinsel kann man hier auf aufgeschüttetem Sandstrand mitten in der Stadt unter Palmen in der Sonne dösen. Gleich hinter Brisbane lockt die Sunshine Coast an ihre Strände. Die sind längst nicht so voll wie an der Gold Coast. Die Sünden des Massentourismus hat man hier weitgehend vermieden und pflegt Understatement.

Ein 120 Kilometer langer Sandkasten

Weiter nördlich beginnt der Great Sandy Nationalpark mit Fraser Island, ein 120 Kilometer langer Sandkasten, der Unesco-Weltkulturerbe ist. Nur vierradgetriebene Fahrzeuge kommen auf die Fähre, denn man kommt lediglich auf Sandpisten voran. Der 75-Mile-Beach im Osten ist hier der wichtigste Verkehrsweg, auf dem sogar Flugzeuge zu Rundflügen starten und landen.



Nun ist es nicht mehr weit zu einem der bedeutendsten Naturwunder des Kontinents: dem Great Barrier Reef, ebenfalls Weltkulturebe. Boote fahren mit Tauchern und Schnorchlern hinaus zu den Riffs, an denen es vor Meeresgetier nur so wimmelt. An der Küste liegt Airlie Beach, das Tor zu den 74 Whitsunday-Inseln mit ihren herrlich weißen Stränden. Ins Meer kann man nun im Sommer nicht mehr ohne bunte Schutzanzüge, denn jetzt gibt’s viele tödliche Quallen in den tropischen Gewässern. Wer daher nicht selber ins Wasser will, kann sich die ganze Vielfalt des Great Barrier Reefs im Reef HQ in Townsville anschauen, ein modernes, riesiges Aquarium.

Auf dem Weg Richtung Cairns passieren wir den Five-Mile-Creek und baden im klaren Wasser des Baches in einem Wasserloch. Wir kommen nun den Atherton Tablelands näher, ein tropisches, fruchtbares Tafelland voller Viehfarmen, das von unzähligen Flüsschen durchzogen ist.

Hier gibt’s einige Wasserfälle mit Badebecken im tropischen Regenwald. Einer dieser verwunschenen Orte sind die Josephine Falls bei Babinda: Oben tost das Wasser in ein Becken, das sich über eine Felsrutsche ins kühle Badebecken im unteren Bereich ergießt.

Seltene Tiere bei Port Douglas

Am Ende unserer Tour besuchen wir das Cape Tribulation — weiter in den Australischen Norden führt an der Küste nur eine Staubpiste. Nördlich des Ferienortes Port Douglas hat sich eine Tierwelt erhalten, die es so in Australien nirgends gibt: Seltene Baumkängurus und Helmkasuare laufen mit ihren Jungen über Strände, die wie von der Fototapete sind. Undurchdringlicher, 135 Millionen Jahre alter Regenwald wächst auf den Bergen hinter der Küste.

Trotz der hohen Luftfeuchtigkeit und der vielen Insekten lohnt sich der Besuch dieses Naturparadieses, das man nur mit der Fähre über den Daintree-River erreicht. Der Fluss wimmelt nur so vor Krokodilen, Bootstouren ab Daintree Village sind für viele Touristen daher einer der Höhepunkte ihrer Australienreise.

Nach einem Badestopp in der schönen Mossman-Gorge treten wir die letzte Etappe unserer Reise an und fahren knapp 100 Kilometer über eine schöne, kurvenreiche Panoramastraße nach Cairns. Die letzten Tage wollen wir einfach nur an der künstlichen Lagune und am Pool des Campingplatzes bei ein wenig Luxus entspannen.

Wir sind auf der Fahrt nach Cairns andächtig geworden, denn wir wissen: das war’s. Wenn wir jetzt auf den Campingplatz fahren, werden wir den Motor ausmachen und den Wagen nur noch bewegen, wenn wir ihn in einer Woche abgeben.

Zehntausend Kilometer liegen hinter uns, die verschiedensten Landschaften und Klimazonen haben wir durchfahren und der Wagen ist in diesem riesigen, gastfreundlichen Kontinent unser Zuhause gewesen.

Weitere Informationen zum Reiseziel:

Australien-Tourismus, Tel.: (069), 2740060, www.australia.com; Queensland Tourismus: www.queensland-australia.eu/de, www.queensland.de, Tel.: (089) 759 69 88 69, Whitsundays Tourism: www.tourismwhitsundays.com.au, 74islands@tourismwhitsundays.com.au, Tel.: +61-749485900, Tagesausflüge zu den Whitsundays und zum Great Barrier Reef: Zum Beispiel mit Fantasea Cruising, Tagestrip pro Person je nach Ziel zwischen 150 und 200 AUD, www.fantasea.com.au, bookings@fantasea.com.au, +61-7 4967 5444.

In Australien gibt es alle Kategorien von Wohnmobilen, vom abgeranzten Backpackerbus bis hin zum Großfamiliencamper mit Panoramafenster, Bad und vollausgestatteter Luxusküche. Eine günstige Alternative, die sich wie ein normaler PKW fährt, sind die so genannten Spaceships, zum Camper umgebaute Toyota-Vans. Für zwei Personen sind sie – je nach Anspruch, Reisedauer und Geldbeutel – völlig ausreichend. www.spaceship-camper.de, buchung@spaceship-camper.de, Tel.: 01805-9019833, die diese Reise z.T. unterstützt haben. In allen australischen Metropolen gibt es Stationen zur Aufnahme bzw. Abgabe des Fahrzeuges.

Camping vor den Whitsunday-Inseln: Einer der schönsten Campingplätze in Australien bei Airlie Beach / Whitsundays: Big4 Adventure Whitsunday Resort: Stellplätze in tropischem Park mit schönem Pool, www.adventurewhitsunday.com.au, reservations@adventurewhitsundays.com.au, Tel.: 07 4948 5400, 25-29 Shute Harbour Road, Airlie Beach 4802.

Tauch- und Schnorcheltrips ans Great Barrier Reef: Reef Encounter, 100 Abbott Str. Cairns Q 4870 Australia, www.reeftrip.com, reeftrip@reeftrip.com, Tel.: +61-7-4051-5777 bzw. 1800 815 811,

Camping in Cairns: Der luxuriöseste Campingplatz der Reise lag am Ende in Cairns, sieben Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, mit Shuttle- und öffentlichem Bus zu erreichen. Ideal, um die Reise ausklingen zu lassen. Ein riesiges Areal in einer parkähnlichen Anlage, Camping unter Palmen mit mehreren Pools und dem Angebot eines Urlausressorts wie Minigolf, Freilichtkino, Tennisplatz etc.. Zwei Stunden Internet pro Tag inklusive. Big4 Cairns Coconut Holiday Resort, Bruce Highway and 23 Anderson Road, Woree 4868, Tel.: 07 4054 6644, www.coconut.com.au, coco@coconut.com.au

Fraser Island: Kingfisher Bay Resort – Fraser Island, Tel: +617 4194 9300, Email: reservations@kingfisherbay.com, www.kingfisherbay.com, Tagestour zu den schönsten Punkten der Insel inklusive Mittagsmenü, Getränken und Snacks 185 AUD pro Erwachsenem. Rundflug über die Insel 70 AUD.