Das Reisen wird immer teurer

Diese sieben Gründe treiben die Preise Ihres Urlaubs in absurde Höhen

Tinga Horny

28.6.2022, 09:28 Uhr
Anreise teurer, Mietwagen teurer, Sprit teurer, Wohnung am Meer teurer, Surfboard-Verleih teurer. Doch bei vielen sitzt das Geld nach all den Entbehrungen locker.  

© VW/dpa/gms Anreise teurer, Mietwagen teurer, Sprit teurer, Wohnung am Meer teurer, Surfboard-Verleih teurer. Doch bei vielen sitzt das Geld nach all den Entbehrungen locker.  

Alle sind coronamüde, aber niemand entkommt der Pandemie. Sie lässt uns jeden Tag spüren: Alles hängt mit allem zusammen. Und das macht sich nicht nur bei Benzin oder Lebensmitteln, sondern ganz besonders in den einzelnen Bereichen der Tourismusbranche bemerkbar. Wir sagen, was die wichtigsten Preistreiber sind.



Hohe Nachfrage: Alle wollen weg
Corona hat einen Nachfragestau erzeugt. Das lässt sich zum Beispiel mit der Reiseanalyse 2021/22 der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) belegen. So ist die Reiselust auf den Höchststand von 61 Prozent gestiegen. Das sind zehn Prozent mehr gegenüber dem Vorjahr. Zudem haben 72 Prozent die Zeit und 70 Prozent auch das Geld, um zu reisen.

Flüge kosteten 2020 innerhalb Europas rund 22 Prozent mehr als im Rekordjahr 2019.

Flüge kosteten 2020 innerhalb Europas rund 22 Prozent mehr als im Rekordjahr 2019. © Tobias Hase, NNZ



Hotels: Weniger Auswahl, noch weniger Fachkräfte
Besonders in den Ländern am Mittelmeer ist das Hotelangebot begrenzt. Viele Hotels haben weniger staatliche Unterstützung erhalten als das deutsche Gastgewerbe. Deswegen haben sie ihre Häuser temporär geschlossen oder gingen pleite. Zugleich sind Mitarbeiter wegen der Unsicherheit in andere Branchen abgewandert. Es fehlen überall Fachkräfte, die bessere Löhne fordern können. Der internationale Dachverband der Geschäftsreiseverbände (GBTA) geht in Europa von einem Preisanstieg der Hoteltarife von 10,4 Prozent in diesem Jahr und von 7,6 Prozent im Jahr 2023 aus.

Ferienwohnungen: Große Nachfrage, teure Regionen
Drei Dinge gelten erneut für den Sommer: Die meisten Bundesbürger werden in Deutschland Urlaub machen, begehrt sind Küsten und Berge. Ferienwohnungen werden boomen. Dem Fewo-Portal Holidu.de zufolge sind schon 70 Prozent der Angebote an der Ostsee ausgebucht. Die hohe Nachfrage nach Ferienwohnungen in Deutschland führt dazu, dass sich die Preise seit 2019 um 25 Prozent auf im Schnitt 125 Euro pro Tag verteuert haben. Zudem schwanken die Mieten je nach Region stark: Sylt liegt mit 190 Euro an der Spitze, die Rhön mit 75 Euro am unteren Ende.



Flüge: Kerosin und knappe Kapazitäten
Ohne Staatshilfen gäbe es Lufthansa und Condor wegen Corona nicht mehr in dieser Form. Weltweit fliegen die Fluggesellschaften derzeit am Rande der Existenz. Um zu überleben, haben sie Flieger stillgelegt, Personal entlassen, Strecken gestrichen. Das heißt, die Kapazitäten sind begrenzt. Bei steigender Nachfrage ziehen daher die Preise an. So kosteten laut Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) voriges Jahr Flüge innerhalb Europas rund 22 Prozent mehr als im Rekordjahr 2019. Selbst wenn Airlines relativ schnell ihr Angebot an den Bedarf anpassen können, hat das seinen Preis. Außerdem setzt der hohe Ölpreis das Kostengefüge unter Druck und wird zeitnah weitergegeben.

Mietwagen: Warten auf Neuwagen
Die heftigste Teuerung erlebten Verbraucher 2021 bei Mietwagen. Laut dem Vergleichsportal Check24 gab es Preissprünge bis zu 78 Prozent gegenüber 2020. In Spanien und Italien waren es teilweise sogar bis zu 150 Prozent. Billiger wird es in naher Zukunft nicht. Der Hauptgrund dafür ist das Flottenmanagement der Mietwagenfirmen. In der Corona-Krise haben sie ihre Fuhrparks drastisch verkleinert. Teilweise um bis zu ein Viertel. Als dann die Nachfrage Mitte 2021 anzog, stießen die Leihwagenvermieter auf ein Problem, das jeder Käufer kennt: lange Wartezeiten aufgrund von Zuliefererproblemen (darunter Halbleiter) in der Autobranche.



Veranstalter: Jonglieren mit Preisen
Veranstalter sind von den Preisveränderungen anderer Dienstleister wie Agenturen, Bus, Bahn etc. abhängig und reichen diese Kosten an die Kundschaft durch. Zusätzlich müssen sich Großveranstalter (Umsatz mehr als zehn Millionen Euro/Jahr) seit letztem November beim Deutschen Reisesicherungsfonds (DRSF) gegen eine Pleite absichern. "Damit ist das Reisen finanziell risikolos für die Kunden. Dieses Mehr an Sicherheit führt aber andererseits auch zu einer kleinen Preissteigerung", erklärt FTI-Boss Ralph Schiller.



Kunden: Das Geld sitzt locker

Zugleich sitzt das Geld der Kundschaft locker. Nach Monaten beschränkter Mobilität gönnen sich viele etwas. So beobachtet Tui-Deutschland-Chef Stefan Baumert, dass sich "der Anteil von Buchungen mit Aufenthalten in Fünfsternehotels deutlich erhöht hat". Dies schraubt den Reisepreis ebenfalls in die Höhe. Für Reisende schlagen außerdem die Kosten für Corona-Tests und -Versicherungen zu Buche. Denn oft reichen Antigen-Tests nicht aus, es müssen in einigen Ländern teure PCR-Tests sein. Und die Rundum-Sorglos-Versicherungspakete der Veranstalter, um im Falle von Corona nicht unversorgt zu bleiben, gibt es natürlich auch nicht umsonst.

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