Wechseln statt laden
Elektroauto-Batterie: Tausche leer gegen voll
16.12.2023, 17:12 UhrEigentlich hatte man die Technik schon abgeschrieben: Als die E-Mobilität noch in den Kinderschuhen steckte, wurde viel über Batteriewechsel-Systeme nachgedacht, bei denen ein leerer Akku gegen einen vollen ausgetauscht werden würde. Doch wie heute niemand mehr einen Ersatz-Akku fürs Handy besitzt, sind auch E-Autos mit fest installierten Batterien ausgestattet, die sich an Ladestationen mit frischem Strom versorgen.
Nur in China praktizieren einige Hersteller die Wechsel-Idee, in Europa wird sie ausschließlich von der ebenfalls aus China kommenden Luxusmarke Nio umgesetzt.
Start 2024 in Madrid
Jetzt aber hat Stellantis eine Partnerschaft mit dem Batteriewechsel-Spezialisten Ample vereinbart. Zum Stellantis-Konzern gehören Marken wie Opel, Peugeot, Jeep oder Fiat. Der Anfang soll schon 2024 in Madrid gemacht werden, wo man zunächst 100 umgerüstete Carsharing-Exemplare des Fiat 500 E in das Tauschsystem einbinden will.
Die Partner gehen von mehreren Vorteilen aus: Der Batteriewechsel leer gegen voll nimmt weniger als fünf Minuten in Anspruch und erfolgt somit wesentlich schneller als konventionelles Laden. Dadurch erhöht sich die Betriebszeit der Flotte. Gleichzeitig fallen Schnellladevorgänge am Turbocharger weg, die den Akku besonders belasten. Stattdessen kann die Batterie langsamer und somit sanfter geladen werden, was wiederum die Lebensdauer verlängert sowie den sukzessiven Abbau von Kapazität und Reichweite verzögert. Der Kunde schließlich zahlt weniger fürs E-Auto, da er es ohne den Akku kauft, der ihm im Rahmen eines Abo-Modells zur Verfügung gestellt wird und sich so immer auf dem neuesten Stand der Batterietechnik befindet.
Schnell aufgebaut
Auf der anderen Seite erfordert das System den verhältnismäßig aufwendigen Aufbau einer Infrastruktur an Tauschstationen. Immerhin heißt es bei Stellantis, dass eine solche Einheit in lediglich drei Tagen aufgestellt werden könne.
Bereits vor über zehn Jahren wollte das US-amerikanische Start-up Better Place unter Führung seines schillernden Chefs Shai Agassi, eines ehemaligen SAP-Vorstands, ein herstellerübergreifendes Batterietauschsystem etablieren. Als Partner hatte man Renault-Nissan gewinnen können, zeitweise waren im Rahmen eines Pilotprojekts schon 940 Exemplare der elektrischen Stufenhecklimousine Renault Fluence in Agassis Heimatland Israel unterwegs.
Letztendlich scheiterte der Plan aber geradezu grandios. Dafür gab es mehrere Gründe: Better Place gelang es nicht, weitere Hersteller zu überzeugen, und die Wechselstationen waren extrem teuer, kolportiert wurden rund zwei Millionen Euro pro Anlage. Weil auch die Batterien viel kosteten (gerüchteweise 10.000 Euro pro Stück), kaufte das Unternehmen verhältnismäßig wenige ein, die dann aber entsprechend hoher Beanspruchung und damit Verschleiß und Qualitätsproblemen ausgesetzt waren. Dies schürte wiederum Unzufriedenheit unter der Kundschaft. Und nicht zuletzt warf das Abrechnungsproblem datenschutzrechtliche Probleme auf.
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen