Interview mit Schauspieler Erdogan Atalay

"Alarm für Cobra 11": TV-Klassiker kehrt heute in Spielfilmlänge zurück

Martin Weber

10.1.2023, 10:50 Uhr
Erdogan Atalay (links) kommt mit seinen Kollegen der Autobahnpolizei in Spielfilmlänge zurück auf den Bildschirm. 

© Copyright Leon Bennett/Stringer Erdogan Atalay (links) kommt mit seinen Kollegen der Autobahnpolizei in Spielfilmlänge zurück auf den Bildschirm. 

Sie ist ein Aushängeschild von RTL, "Alarm für Cobra 11 - Die Autobahnpolizei". Doch im vergangenen Jahr trat der Sender auf die Bremse und stellte den TV-Klassiker ein. So ganz ohne Bleifuß und Explosionen auf dem Seitenstreifen scheint es aber doch nicht zu gehen, denn am Dienstag, 10. Januar, zeigt RTL um 20.15 Uhr eine neue Episoden in Spielfilmlänge. Am 17. und 24. Februar werden zwei weitere neue Spielfilme folgen. Ein Gespräch mit dem Hauptdarsteller Erdogan Atalay.

Herr Atalay, in den neuen Filmen von "Alarm für Cobra 11" wird der von Ihnen gespielte Autobahn-Kommissar Semir Gerkhan Opa. Das hätten Sie sich auch nie träumen lassen, oder?

Nee, wirklich nicht. Ich habe vor mehr als 26 Jahren angefangen, den Semir zu spielen – und wenn man mir damals gesagt hätte, ich werde in der Rolle mal Opa, hätte ich laut gelacht. Die Vorstellung fasziniert mich selber, muss ich sagen (lacht). Wobei: Ich bin 56 Jahre alt, da kann man doch locker mal Opa werden.

Wie weit sind Sie selber denn noch vom Opa-Dasein entfernt?

Naja, meine älteste Tochter ist gerade 20 geworden, meine anderen beiden Kinder sind wesentlich jünger. Also irgendwann in den nächsten Jahren könnte es durchaus so weit sein, was ich eigentlich ganz schön fände. Das ist der normale Lauf der Welt, warum also nicht?

Für einen 56-Jährigen ist ein Actionformat wie "Cobra 11" ganz schön herausfordernd. Sind Sie den körperlichen Anforderungen noch voll und ganz gewachsen?

Würde ich schon meinen. Ich habe auch immer gesagt, dass ich erst aufhöre, wenn ich einen Rollator brauche. Klar, ich mache viele Dinge nicht mehr, die ich früher gemacht habe, da muss ich mir nichts mehr beweisen. Erst kürzlich ging es darum, ob ich von einer Kaimauer springe, und das hab ich dann doch lieber meinem Stuntdouble überlassen. Ich bin so oft von Kaimauern gesprungen und dann im eiskalten Wasser gelandet, das brauche ich heute nicht mehr. Aber alles in allem fühle ich mich noch nicht zu alt für "Cobra".

Aus brennenden Autos sind ja sowieso immer schon die Stuntleute gesprungen...

Sagen Sie das nicht, ich habe früher schon den ein oder anderen Stunt auch selber gemacht. In einem sich überschlagenden Auto bin ich zwar nie gesessen, das wäre auch aus versicherungstechnischen Gründen gar nicht erlaubt gewesen. Aber ein bisschen Action habe ich auch selber zur Serie beigesteuert (lacht).

"Cobra 11" wurde erst eingestellt, jetzt werden drei Filme gezeigt. Das ist schon weniger stressig als früher, oder?

Aber hallo, das ist definitiv weniger Stress. Ich habe über viele Jahre nur für die Serie gelebt, darauf hat sich meine ganze berufliche Existenz ausgerichtet. Ich war ja nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Producer in die Entwicklung eingebunden, ich hatte wahnsinnig viel zu tun. Ich habe das alles aber auch sehr gerne gemacht, weil ich das Format mag. Außerdem gab es ja auch ordentlich Geld dafür, das darf man nicht vergessen.

Geht’s nach den drei Filmen denn weiter mit "Cobra 11"?

Diese Entscheidung obliegt RTL, darauf habe ich keinen Einfluss. Ich würde mich freuen, wenn’s weitergeht, aber das hängt wie alles in der Branche natürlich von den Einschaltquoten ab.

Ist so eine benzingetränkte Autobahn-Actionserie überhaupt noch zeitgemäß?

Na klar (lacht). Aber ich weiß schon, was Sie meinen, der Trend geht ja zum Elektroauto. Wir fahren in der Serie zwar noch mit Benzin, aber es kann durchaus sein, dass wir davon mal wegkommen. Wir achten aber auch jetzt schon stark auf die Umwelt. Wenn wir zum Beispiel einen LKW die Brücke runterfliegen lassen, dann ist der komplett gereinigt, damit da auch kein Tropfen Öl irgendwo ins Erdreich sickert. Da gibt es hohe Auflagen, und das ist auch gut so.

Wie sieht es denn in Ihrem privaten Fuhrpark aus, haben Sie immer noch Ihre schönen Oldtimer in der Garage?

Die habe ich noch, meinen alten Maserati, den Triumph Spitfire und einen in die Jahre gekommenen Mercedes SL. Mit denen bin ich auch ab und zu unterwegs, die stehen also nicht nur in der Garage. Meine Frau und ich denken zurzeit aber auch über ein Elektroauto nach, mit dem wir dann rumdüsen können.

Werden Sie auf der Straße erkannt?

Klar, und die meisten sind auch wahnsinnig nett. Eine solche Begeisterung wie erst kürzlich in Tschechien habe ich in Deutschland aber noch nie erlebt. Ich war dort, weil ich einen Preis für mein Lebenswerk gekriegt habe, und da waren Tausende Menschen, ungelogen. Eine Begeisterung, mit der ich nicht gerechnet habe, auch wenn die Wiederholungen von "Cobra" in Tschechien rauf- und runterlaufen.

In welchen Ländern ist die Serie denn sonst noch populär?

Überall eigentlich, in Frankreich, Italien oder in der Türkei. Erst kürzlich war ich in Dubai und da starrte mich einer an, und ich dachte, wahrscheinlich wegen "Cobra". War aber gar nicht so, der wollte ein Foto mit mir machen, weil ich aus Deutschland komme. Ich fragte ihn, ob er ein Fan von "Cobra" ist, doch davon hatte der noch nie gehört. Aber er fand Deutschland toll und wollte mit mir ein Foto machen, weil ich Deutscher bin.

Was machen Sie, wenn Sie nicht mit "Cobra 11" beschäftigt sind?

Ich schnitze mit der Kettensäge im Garten Holzfiguren, zurzeit arbeite ich an einem riesigen Hängebauchschwein. Ich war früher schon kunsthandwerklich tätig und habe eine Zeitlang Marionetten hergestellt. Seit einiger Zeit arbeite ich mit der Kettensäge und bin noch weit davon weg, was ich erreichen möchte – aber ich lerne von Figur zu Figur mehr. Ich schnitze Löwen, Füchse, Falken, Schweine, alle möglichen Tiere.

Kann man die bei Ihnen kaufen?

Nö, aber da bringen Sie mich auf was. Wobei: Da muss ich erst noch besser werden, bevor ich das verkaufen kann (lacht).

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