So steht es um das Projekt31 in Nürnberg

25.10.2021, 15:58 Uhr
Viele Kundgebungen und Demos haben die Ehrenamtlichen vom Projekt31 initiiert, um auf ihre Lage aufmerksam zu machen. Bei der letzten Demo am 8. Oktober 2021 waren rund 700 Leute auf der Straße. 

© Projekt31/privat Viele Kundgebungen und Demos haben die Ehrenamtlichen vom Projekt31 initiiert, um auf ihre Lage aufmerksam zu machen. Bei der letzten Demo am 8. Oktober 2021 waren rund 700 Leute auf der Straße. 

Räumung - so heißt es auf dem Sitzungsaushang im Landgericht Nürnberg-Fürth: Die AAA+ Fertigbau GmbH klagt gegen die Alternative Kultur Nürnberg e. V., die Mitwirkenden des Projekts 31 sollen ihre Räume verlassen.

Der frühere Eigentümer des Geländes hat an die AAA+ Fertigbau verkauft, der Investor will am Standort "An den Rampen" bauen, entstehen soll ein 10-Familien-Haus mit rollstuhlgerechten Wohnungen und Stellplätzen für Elektroautos. Wohnraum ist knapp, die Stadt will die Bebauung, ein rechtskräftiger Bauvorbescheid liegt vor.

Die Mitglieder des Jugend- und Kulturzentrums sind frustriert, seit sie diese Pläne kennen - und machten ihrem Ärger immer wieder Luft. Unter dem Motto "Kultur braucht Freiräume – Projekt 31 erhalten" demonstrierten bereits mehrfach einige Hundert Menschen, das Projekt 31 erfährt Solidarität von anderen Initiativen. Die freie Kulturszene sieht sich mit ähnlichen Missständen konfrontiert.

Trotz der Unterstützung, auch aus der Politik, ist es bislang nicht gelungen, ein Ersatz-Domizil für P 31 zu finden - und wird wieder demonstriert, diesmal vor dem Justizgebäude.

Und es sieht so aus, als könnte der Verein auf eine Schonfrist hoffen - denn unklar ist, ob der frühere Eigentümer des Geländes dem Verein auch juristisch einwandfrei gekündigt hat. Der Mietvertrag sah fünf Jahre vor und eine Verlängerung um denselben Zeitraum. Vor Gericht macht der Ex-Eigentümer zwar deutlich, dass er den Verein loshaben wollte, doch ob er fristgerecht gekündigt hat, ist unklar. Der Mann will zwei Kündigungen persönlich übergeben haben, und zwar vor und nach dem Verkauf des Geländes. Doch genaue Daten kann er nicht nennen, der Verein bestreitet den Erhalt der Kündigung.

Die Entscheidung soll Mitte November fallen

Auf einen Vergleich konnten sich Investor und Verein nicht einigen. Der Investor bot Geld, die Alternative Kultur Nürnberg e.V. wollte Zeit. Nun wird das Gericht am 19. November seine Entscheidung verkünden. Die Ehrenamtlichen hoffen auf längere Schonfrist.

An den Rampen (nahe Südwesttangente) in Nürnberg-Steinbühl war bislang das Areal für die Kultureinrichtung. Die Hausnummer ist 31, das offenbart sich auch im Namen. 

An den Rampen (nahe Südwesttangente) in Nürnberg-Steinbühl war bislang das Areal für die Kultureinrichtung. Die Hausnummer ist 31, das offenbart sich auch im Namen.  © Günter Distler

Projekt31 bezieht besondere Stellung in Nürnberg

Als selbstverwaltetes Jugend- und Kulturzentrum in Steinbühl nimmt die Szene in Nürnberg unbestritten einen Sonderstatus ein. "Hier bilden sich Meinungen, Standpunkte und Persönlichkeiten", beschreiben die Verantwortlichen das Ziel, das über der ehemaligen Autowerkstatt in Bahnhofsnähe steht. Als Szene abgeschottet haben sich die Aktiven jedoch nicht. Immer wieder gibt es Angebote zur Partizipation, werden Türen für Nachbar:innen und Neugierige geöffnet.

Für viele Mitwirkende schlichtweg ein Herzensprojekt, das schönste zweite Wohnzimmer der Welt und ein alternativer Treffpunkt: Das Projekt31.

Für viele Mitwirkende schlichtweg ein Herzensprojekt, das schönste zweite Wohnzimmer der Welt und ein alternativer Treffpunkt: Das Projekt31. © Projekt 31/privat

Dennoch waren die Schlagzeilen in der Vergangenheit nicht jene, die man sich in der Einrichtung an den Rampen gewünscht hätte: Ein groß dimensionierter SEK-Einsatz machte von sich Reden und zuletzt wurde der Name "P31" in einem Filmtrailer "Und morgen die ganze Welt" verwendet. Im fertigen Film wurde die fiktive Szene noch umbenannt, aber das Nürnberger P31 fühlte sich durch die Darstellung mit ihrem Namen kriminalisiert. "Im Film wirkt das so, als ob selbstverwaltete Jugendstrukturen sich zwangsläufig unkontrollierbar radikalisieren", teilten Sprecher mit.


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