So reagiert die Rassismus-Beauftragte der Grünen auf Pantera-Auftritt bei Rock im Park
5.1.2023, 15:49 UhrKönnen sie uns eine Einordnung geben, wie es überhaupt zur Buchung von Pantera kommen konnte?
Réka Lőrincz, Stadtratsfraktion Bündnis 90/ die Grünen und Sprecherin gegen Rechtsextremismus und Rassismus, Mitglied im Ausschuss Recht, Wirtschaft und Arbeit: Es ist wirklich unfassbar und es müsste klar sein, dass sowas nicht geht. Wir haben uns gefragt, wie ignorant man sein muss, um so etwas durchrutschen zu lassen. Eigentlich sollten gerade Leute, die bei Rock im Park arbeiten, so etwas auf dem Schirm haben. Also haben sie es anscheinend nicht recherchiert, anders kann ich mir das nicht erklären. Uns ist es ein Herzensanliegen, dass besonders auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände alles geprüft wird und nichts Derartiges mehr zugelassen wird. Das sollte besonders in Anbetracht dessen, dass Nürnberg die Stadt der Menschenrechte ist, eine Pflicht sein. Es ist kein Problem, das Nürnberg spezifisch betrifft, aber, dass dies auf dem Reichsparteitagsgelände stattfindet, macht es aufgrund des historischen Hintergrunds zu einer Ausnahmesituation.
Was sind die nächsten Schritte, um auf das Thema aufmerksam zu machen?
Es wird erstmal ein offizieller Antrag an den Stadtrat gestellt, dann wird das Thema von der Stadtvertretung und den Parteien diskutiert. Anschließend wird es einen Beschluss geben, welche weiteren Maßnahmen ergriffen werden. Natürlich müssen wir auch die Antwort des Veranstalters abwarten, denn davon hängt ab, wie wir das Thema weiterhin handhaben. Falls diese unzureichend reagieren, müssen wir auch die Zivilgesellschaft mobilisieren und über Social Media mehr Aufmerksamkeit generieren. Doch das ist momentan noch nicht absehbar.
In der Vergangenheit gab es bereits solche Vorfälle, was unterscheidet diesen?
Das ist richtig, auch in der Heinrich-Lades-Halle in Erlangen gab es zum Beispiel vergangenes Jahr einen Vorfall, bei dem ein rechtsextremer Redner eingeladen wurde und niemand es im Vorfeld mitbekommen hat. Das zeigt, dass es kein Problem in Nürnberg ist, sondern generell ein Thema, in das viel Aufklärung und Prävention gesteckt werden muss. In diesem Fall wird die Situation jedoch dadurch verschärft, dass genau das Nürnberger Veranstaltungsgelände ein Ort ist, der von Rechtsextremismus geprägt ist. Außerdem fragt man sich, wie es sein kann, dass gerade bei der Reunion-Tour der Band Pantera nicht mehr Hintergrund-Recherche betrieben wurde.
Wie wird ein solcher Vorfall in Zukunft vermieden?
Es muss strukturelle Veränderungen geben. Die Veranstalter sollten nicht mit der Verantwortung alleine gelassen werden, sondern müssen Unterstützung von der Stadt bekommen. Es ist ein gesamtgesellschaftliches Problem und muss als solches behandelt werden. Dafür gibt es auch mobile Stellen für Beratung gegen Rechtsextremismus, bei denen man sich informieren kann. Darunter zählt zum Beispiel die Allianz gegen Rechtsextremismus. Man muss die Problemlösung vor allem von der juristischen Seite betrachten und schauen, wozu man Veranstalter:innen verpflichten kann. Somit kann man bereits im Vorfeld dafür sorgen, dass es auch im Interesse der Veranstalter:innen ist, eine ausgiebige Hintergrundrecherche zu betreiben.
Was kann die Gesellschaft oder was kann man insgesamt tun?
Es ist außerdem wichtig, als gutes Vorbild voranzugehen. Denn weitergehend reicht das Thema auch in die Bildung hinein. Wir müssen mehr sensibilisieren und informieren, sodass Menschen solche Inhalte gar nicht konsumieren möchten. Außerdem müssen sie in der Lage sein Aussagen wie "White Power", die ebenfalls beim Konzert gefallen sind, in den richtigen Kontext einzuordnen. Besonders die Personen, die diesbezüglich in Entscheidungspositionen sind, müssen sensibilisiert werden und ein verschärftes Verständnis dafür haben.
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