Mehr Sichtbarkeit: Das sieht der queere Aktionsplan der Stadt Nürnberg vor

Andrea Munkert

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17.3.2022, 17:59 Uhr
Tut sich bald etwas in der Nürnberger Queer-Szene? Ein Maßnahmenpaket bzw. Aktionsplan arbeitet an der Verbesserung der Lebensqualität, Sichtbarkeit und der Angebote. 

© pixabay Tut sich bald etwas in der Nürnberger Queer-Szene? Ein Maßnahmenpaket bzw. Aktionsplan arbeitet an der Verbesserung der Lebensqualität, Sichtbarkeit und der Angebote. 

Mit einem Aktionsplan soll Nürnberg toleranter werden - und über diesen entschied der Stadtrat Nürnberg Ende Februar. Mehr als 100 Maßnahmen sollen für die queere Community neue Angebote schaffen. Als erste bayerische Stadt setzt sich Nürnberg das Ziel, ihr mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Und auch OB Marcus König sagte im Vorfeld der Stadtratsitzung: "Queer ist ganz normal".

Fest steht für die Stadträte und Stadträtinnen, die den Aktionsplan verabschiedet haben: Nürnberg braucht mehr Angebote für die queere Community und einen Austausch mit allen Bevölkerungsgruppen. "Er wurde mit sehr großer Mehrheit beschlossen, worüber wir uns besonders gefreut haben. Auch da es einfach ein partei-übergreifender Konsens der demokratischen Parteien war", ordnet Christina Burmann, Beauftragte für Diskriminierungsfragen der Stadt Nürnberg, ein. Sie hatte den Plan dem Plenum vorgestellt.

Das haben wir zum Stadtratstermin veröffentlicht:

Auf rund 50 Seiten geht es im Aktionsplan der Stadt um 100 neue Maßnahmen, die in den kommenden Jahren der Szene zugute kommen sollen. Bis 2025 hat sich die Stadt auch vorgenommen, die Ergebnisse des Aktionsplanes zu reflektieren. So soll erkannt werden, wo die ein oder andere Stellschraube nachgezogen werden muss.

Was heißt das alles aber konkret? Wie können wir uns das - auch in Einzelmaßnahmen - vorstellen, was da auf den Weg gebracht und umgesetzt werden soll? Diese Frage scheine leicht, meint Burmann im Gespräch mit der Redaktion, die Antwort falle dafür umso schwerer. Denn der Plan umfasst viele Bereiche, Einzelmaßnahmen, Ideen und Anregungen auf seinen gut 50 Seiten Vorschlagspapier. "Wir, also die komplette Verwaltung, haben uns in 1,5 Jahren mit der Community zusammengesetzt und geguckt: Wo fehlen denn noch Angebote? Wo brauchen wir was und wie können wir das umsetzen? Von der Geburt bis zu den letzten Lebensschritten haben wir versucht alles abzudecken", erläutert Burmann, die sich in ihrer Arbeitsstelle für die Belange von Menschen in der Stadtgesellschaft einsetzt, die sich als lesbisch, schwul, bi*, trans* oder Inter*personen (LSBTI) sehen.

Von Kindheit bis Alter

Nach folgenden Bereichen ist der Plan gegliedert - er soll einen weiten Bogen über alle Felder unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens spannen: Kinder/Jugend, Familie, Kultur und Freizeit, Schule und viele mehr - und da gibt es Einzelmaßnahmen. Zum Beispiel verschiedene Angebote im Jugendbereich – es gibt das Jugendamt und viele Jugendzentren. Diese haben sich mit den queeren Jugendlichen aus Nürnberg und der Region getroffen und jetzt gibt es zum Beispiel im Jugendtreff Container oder auch im Jungendzentrum Brixx queere Nachmittage, die sie neu eingeführt haben, berichtet Burmann und fügt an: "Jugendliche haben so die Auswahl: „Will ich mit meinen Freunden einfach ins städtische Jugendzentrum oder will ich zu einer Jugendgruppe bei Fliederlich zum Beispiel (Gruppe für queere Menschen, Anm.d. Red.).

Ziele des Aktionsplans „Queeres Nürnberg“ sind insbesondere, die Verwaltung für spezifische Belange queerer Personen zu sensibilisieren und städtische Angebote für alle Bürgerinnen und Bürger zugänglich zu machen. "Er wird dazu beitragen, die Sichtbarkeit queeren Lebens zu erhöhen, Beratungsstrukturen zu stärken, die Verwaltung zu öffnen und die Kooperation zwischen Zivilgesellschaft, Politik und Verwaltung zu stärken. Denn Sichtbarkeit und Repräsentanz schaffen Akzeptanz und Sicherheit“, so Oberbürgermeister Marcus König.

Ist Nürnberg Vorreiter darin, für queere Personen Sichtbarkeit zu schaffen?

"Wenn wir nach München blicken, gibt es auch eine kommunale Stelle für queere Menschen, bei der deutlich mehr Menschen arbeiten als hier. Außerdem haben sie viel mehr queere Zentren und auch eine Stiftung", sagt Christine Burmann. Strukturell sei das nicht mit Nürnberg vergleichbar. Was bei uns in Nürnberg aber schon besonders sei, sei der Aktionsplan, "den wir gemeinsam als Verwaltung entworfen haben und, dass wir damit alle Belange queerer Menschen berücksichtigen können. Das ist schon bemerkenswert und herausragend". Solche Aktionspläne gibt es laut Burmann bundesweit noch ganz wenig. "Wir bemühen uns im Rahmen unserer bescheidenen Ressourcen, etwas Ordentliches abzuliefern", sagt sie.

Was ist bereits passiert?

Erste Schritte sind getan, beispielsweise haben sich Akteur:innen der kommunalen Jugendarbeit mit der ehrenamtlichen queeren Jugendarbeit vernetzt und gemeinsame Angebote, die auch in städtischen Jugendzentren Raum finden, entwickelt. Im Juni wird erstmals der „Come together Cup“, ein großes queeres Fußballturnier für Sichtbarkeit, Begegnung und gegen Vorurteile in Nürnberg stattfinden. Anschließend steht im Juli das Thema „Queeres Altern“ an - hier steht Nürnberg noch am Anfang. Und: Das Stadtarchiv beispielsweise wird die queere Geschichte Nürnbergs sichern.


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