Kulinarische Entdeckungen in St. Johannis

Uschi Aßfalg

28.4.2022, 14:55 Uhr
Bettina Zabold (li.) richtet mit ihrem kleinen, aber sehr feinen Restaurant „1515 Rhinocerus“ eine kulinarische Hommage an Albrecht Dürer. Während der Tour des Genusszettels durften die Gäste Exzerpte der Speisekarte probieren.  

© Roland Fengler Bettina Zabold (li.) richtet mit ihrem kleinen, aber sehr feinen Restaurant „1515 Rhinocerus“ eine kulinarische Hommage an Albrecht Dürer. Während der Tour des Genusszettels durften die Gäste Exzerpte der Speisekarte probieren.  


Menschen lieben Geschichten. Das war schon immer so. Eine gute Geschichte lässt im Kopf Bilder entstehen und macht neugierig und Lust auf mehr.
Karin Wittenstein und Astrid Verleger verknüpfen bei ihren „Genuss-Touren“ durch Nürnberg Stadtgeschichte mit Genuss und Gastronomie so gekonnt zu einer Geschichte, dass die drei Stunden der „kulinarischen Stadtführung“ mit dem „Genusszettel“ durch Johannis wie im Flug vergehen.
Los geht’s vor dem BMF-Museum, Wiesentalstraße 34. Wann die BMF Bar mit einer sensationellen Raumhöhe von neun Metern wieder öffnet, ist unbekannt. Zu Kulinarik hat die im Jahr 1902 gegründete Bayerische Metallwarenfabrik GmbH insofern einen Bezug, als dort fast 100 Jahre lang – bis zur Insolvenz 1998 – „Luxus- und Gebrauchsgegenstände“ der Tischkultur hergestellt wurden.

Kulinarischer Streifzug

Im Haus Nummer 40 hat Jasmin Mengele ihre Soulfood LowCarberia. Hier entstehen zuckerfreie und kohlenhydratreduzierte Lebensmittel und Lower Carb Backwaren, die Online geordert werden können. In Kürze wird wohl, wie Wittenstein prognostiziert, Sternekoch Felix Schneider mit seinem Restaurant Etz aus der Bindergasse ans entgegengesetzte Ende der Häuserzeile in Johannis ziehen.

Jetzt aber richtet sich der Blick erst einmal auf eine Pizzabar in diesem Stadtviertel. Cineasten bestellen hier, keine Frage, „Pizza Gourmet“, denn der Laden heißt „Lammbock“ nach der gleichnamigen Kultkomödie mit Moritz Bleibtreu aus dem Jahr 2001. Doch anders als im Film liegt in der Pizzeria in Johannis kein Alupäckchen mit Haschisch auf dem Teiggrund unter einer bestimmten Salamischeibe.
Dafür besticht hier die original neapolitanische Pizza, deren Teig 48 Stunden lang geführt wird. An der Ecke Helmstraße sticht ein gelb-blaues Gebäude ins Auge. Es beherbergte fast ein Viertel Jahrhundert den Andalusischen Hund. Kürzlich hat hier nun der Koch und Hotelfachmann Michael Groß (Hempels Burger) seine Bar Apéro eröffnet (wir berichteten).


Mit Wittensteins und Verlegers „Genuss-Touren“ lassen sich auch Orte erkunden, die ein wenig versteckt liegen. In der in einem der Hinterhöfe im Erdgeschoß einer ehemaligen Fabrik ansässigen Event Location „Krug12“ werden den Teilnehmern der kulinarischen Stadtführung Spezialitäten aus dem griechischen Supermarkt Exarchos samt obligatorischem Ouzo aufgetischt.

Versteckte Orte kennenlernen

Die Wände von Krug12 schmücken ausladende hintergründig geheimnisvolle Acrylbilder des akademischen Malers und Zeichners Manfred Hürlimann, dessen Atelier sich ein Stockwerk höher befindet: Kochen und Kunst vereint unter einem Dach.
Als Meisterin des erfolgreichen Selbstmarketings erweist sich Bettina Zabold. Sie berichtet kenntnisreich und mit großer Leidenschaft vom Werdegang des Restaurants „1515 Rhinozeros“, in dem sie und ihre aus Rio de Janeiro stammende Partnerin Viviane den Gästen die brasilianische Küche nahebringen. Der Name des Lokals ist eine Hommage an Albrecht Dürer und sein berühmtes grafisches Werk „Rhinozeros“.

Persönliche Geschichten der Wirt:innen

Ebenfalls sehr persönlich wird es in der Käskoung Stub’n, wo Tom Stein mit einer riesigen Auswahl an Käsekuchen brilliert und freimütig erzählt, wie er nach einem Burn-Out zu seiner Berufung gelangt ist, ein kleines Retro Café mit einer ganz eigenen Handschrift hier in Nürnberg aufzumachen. Zu einer kleinen Weinprobe mit einem preisgekrönten Tropfen aus dem Weinhof Stahl aus Simmershofen im Taubertal kehrt die Stadtführungsgruppe in Pickl’s Weinladen & Bar ein.

Zur praktischen Verkostung der neapolitanischen Pizza führt der Weg zu Francesco Falco im Pizzazimmer Falco. Hier können die Gäste die letzten Schritte des Werdeganges einer Pizza verfolgen, bis der Teig in dem auf 400 Grad aufgeheizten Ofen verschwindet. Das Ergebnis: Einfach köstlich.

Immer der Nase nach gelangt die Gruppe zu dem Gebäude der Lebküchnerei Fraunholz, wo sie von Astrid Verleger erfahren, was über die Entstehung des Nürnberger Elisenlebkuchens kolportiert wird.
Die todkranke Tochter des Bäckers sei durch den mehlfreien und an Gewürzen reichen Lebkuchen geheilt worden. „Wohl ein Fall von Glutenunverträglichkeit“, scherzt die Genuss-Tourenführerin und verteilt die „Lebensretter“ an ihre Gäste.
Termine für die Touren des „Genusszettels“ und mehr Informationen über Kosten findest Du auf der Webseite des Genusszettels.


Das Café ist neu in Nürnbergs Innenstadt

MF Bar ist in einer ehemaligen Metallfabrik beheimatet. Aktuell ist sie aber noch geschlossen.   

MF Bar ist in einer ehemaligen Metallfabrik beheimatet. Aktuell ist sie aber noch geschlossen.    © Roland Fengler

Ein verstecktes gastronomisches Kleinod in der Leyher Straße Nürnberg

Persönliches der Wirte und Wirtinnen: Hier erzählt Thomas Seitz über seinen Werdegang und das Entstehen der Käskoung Stub'n.

Persönliches der Wirte und Wirtinnen: Hier erzählt Thomas Seitz über seinen Werdegang und das Entstehen der Käskoung Stub'n. © Roland Fengler

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