Die Magie der Nacht: Einblicke in die Ausstellung "Spectres" in Nürnberg

Andrea Munkert

E-Mail zur Autorenseite

17.6.2023, 15:17 Uhr
Die Magie der Nacht und die Welt im Licht des Mondscheins: Die Bilder in der Ausstellung "Spectres" sind düsterer und gleichermaßen faszinierender Natur.

© Daniel Waag Die Magie der Nacht und die Welt im Licht des Mondscheins: Die Bilder in der Ausstellung "Spectres" sind düsterer und gleichermaßen faszinierender Natur.

Wir alle leben unter der selben Sonne und unter dem selben Mond. In welche Stimmung taucht der Erdtrabant unsere Welt, wenn die Eile des Tages verschwindet und der Ruhe und Einsamkeit der Nacht weicht? Diese Frage ist leitend durch die Fotografie-Ausstellung "Spectres" (Gespenster), die das Kunsthaus Nürnberg in der Königstraße 93 aktuell bietet.

Die Schau thematisiert die zwei Anti-Pole "Natur" und "Zivilisation" sowie die ästhetische Faszination, die von beiden ausgeht. Katsuhito Nakazato (Jahrgang 1956), zuletzt Professor für Fotografie an der Zokei Universität in Tokio, beschäftigt sich seit langem mit der Fotografie bei Nacht: Er fotografierte das menschenleere alte Tokio (Tokei) ebenso wie die sich in die Länge ziehende Pazifik-Küste Japans. Dabei schenkt er den bizarren ländlichen Küstenformationen im Schimmer des Mondes seinen Fokus. Genauso faszinieren Nakazato Orte und auch Unorte der Zivilisation in japanischen Großstädten. Seine Fotos offenbaren ein Bild der japanischen Gegenwart, das weit abweicht von gängigen (Klischee)-Vorstellungen - nämlich, dass die Nächte dort dominiert sind von blinkenden Lichtern, irisierender Leuchtreklamen sowie belebt anstatt menschenleer.

Spooky, geheimnisvoll, obskur: Städte, verlassene Orte, Ruinen - die Fotografien im Kunsthaus zeigen sie im Licht des Mondes.

Spooky, geheimnisvoll, obskur: Städte, verlassene Orte, Ruinen - die Fotografien im Kunsthaus zeigen sie im Licht des Mondes. © Daniel Waag

Der Nürnberger Thomas Bergner (Jahrgang 1985) war Meisterschüler bei Heike Baranowsky an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg. Seit 2016 leitet er gemeinsam mit Joahnnes Kersting die Werkstatt für Fotografie an der AdBK Nürnberg. Wie sein Co-Ausstellender Katsuhito Nakazato befasst er sich mit den Finessen der Nacht-Fotografie. Für seine Werke, die er mit der Großbildkamera schießt, sucht er sich Grenzregionen der Zivilisation - Orte der Einsamkeit und Unberührtheit. Dabei gelingt es ihm nicht nur, unsere tägliche Umgebung in anderer Perspektive zu zeigen, sondern auch eine geheimnisvolle eigene Aura einzufangen.

Schemen-, fast schon geisterhaft sind viele der ausgestellten Werke.

Schemen-, fast schon geisterhaft sind viele der ausgestellten Werke. © Daniel Waag

Die Werke der beiden Fotografen erschaffen spannende Pendants, die die Besuchenden in Bann ziehen und uns die Magie der Nacht offenbaren. Klar wird: Auch, wenn wir weit voneinander entfernt leben, wir alle leben unter demselben Mond. Eine faszinierende Gegenüberstellung aus zwei Generationen. Ein gemeinsamer, doch örtlich getrennter Streifzug durch menschenleere Städte und Siedlungen und durch dunkle Landschaften. Düstere Landstriche, die der Zivilisation überdrüssig scheinen und doch beredsam von ihr sprechen: ferne künstliche Lichter, Stacheldrahtzäune, Wege und Pfade. Lost Places. Dem gegenüber erscheint die ruhende Natur - Steine, Felsen, Felder, Nebel - wie ein wildromantisches Versprechen. Trotz Zivilisation ist sie da, gegenwärtig und allzu oft nur unbeachtet im Alltag der Menschen – die Natur.

Fakten und Daten zur Ausstellung "Spectres"

Der Eintrittspreis liegt regulär bei 5 Euro, ermäßigt bei 2,50 Euro.

Besuchen kannst Du die Ausstellung beziehungsweise das Kunsthaus täglich außer montags, von 11 Uhr bis 18 Uhr sowie am Mittwoch von 11 bis 20 Uhr.

Zur Schau bot das Kunsthaus auch einige flankierende Veranstaltungen (wir berichteten).


Diese Events legen wir Dir diese Woche noch ans Herz

Lust auf Dolce Vita? Hier kriegst Du Espresso wie in Italien

Keine Kommentare